Flammenherz (German Edition)
weit aufgerissenen Augen, starrte er den Jungen an.
»Wer ist es?«
»Euer Onkel, Cameron Kincaid«, verriet er. Caleb und ich sahen fast gleichzeitig auf die Tür, als könnten wir durch sie hindurch, einen Blick auf Cameron werfen.
»Bist du dir ganz sicher?«, fragte Caleb aufgeregt. Sarin nickte und sah ihm dabei direkt in die Augen.
»Ich bin mir absolut sicher. Ich habe die Stimme heute Nacht wiedererkannt.«
Caleb griff blitzschnell sein Schwert und ging mit versteinerter Miene zur Tür. Als er bemerkte, dass ich ihm folgte, blieb er stehen und hob warnend die Hand.
»Nein, Seonaid, du bleibst hier«, befahl er mir streng, öffnete die Tür und eilte hinaus. Ich stellte mich neben Sarin und legte meinen Arm um den Jungen, dessen Körper zu zittern begonnen hatte.
Als von draußen lautes Gebrüll zu uns drang, versteifte ich mich und auch Sarin fuhr erschrocken zusammen. Ich wollte zu Caleb laufen, doch als Sarin sich ängstlich an mich presste, blieb ich bei ihm.
Dann schlugen Klingen aufeinander und meine Knie wurden weich. Gerade erst hatten Caleb und ich wieder zueinandergefunden und jetzt musste ich erneut um sein Leben bangen. Plötzlich wurde es still und kurz darauf hörten wir das laute Klappern sich entfernender Hufschläge.
Im nächsten Moment sprang die Tür auf und Caleb kam herein, in der rechten Hand sein Schwert. Wie ich auf den ersten Blick erkennen konnte, war er unverletzt.
Ich schrie vor Erleichterung auf, rannte zu ihm und fiel ihm um den Hals. Er drückte mich fest an sich und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
»Alles in Ordnung, Seonaid. Mir fehlt nichts.«
»Was ist mit Cameron?«
»Er ist fort.«
»Fort?«, fragte ich erstaunt. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es Cameron gelungen war zu fliehen, denn Caleb war um einiges stärker und flinker als sein Onkel.
»Ich habe ihn nicht getötet, obwohl er es verdient hätte. Cameron hat es vorgezogen das Weite zu suchen«, teilte er mir mit. Dann ging er auf Sarin zu, legte seine Hand auf dessen Kopf und zerzauste dem Jungen das Haar.
»Und erneut stehe ich tief in deiner Schuld«, erklärte er lächelnd. Sofort hellte sich Sarins Miene auf. Es war unübersehbar, wie sehr er Calebs lobende Worte genoss. Grinsend und mit stolz geschwollener Brust ging er wieder nach draußen, wo die anderen ihn mit Fragen bombardierten.
An diesem Abend saßen wir noch lange am Tisch und unterhielten uns mit Seamus, der sich zu uns gesellt hatte. Er war fassungslos, als wir ihm erzählten, was alles vorgefallen war und konnte kaum glauben, dass sein eigener Onkel hinter all den Intrigen steckte.
Weit nach Mitternacht begab Seamus sich wieder zu den anderen, um sich am Lagerfeuer noch ein paar Stunden Schlaf zu gönnen. Caleb legte sich neben mich auf die Pritsche und zog mich fest an sich. Er musterte mein Gesicht, und als ich ihn fragte, was los sei, räusperte er sich.
»Du willst wirklich bei mir bleiben und auf dein Leben in der Zukunft verzichten?« Ich konnte die Unsicherheit erkennen, die in seiner Stimme schwang, und musste unweigerlich schmunzeln. Für mich gab es keinen Zweifel an meiner Entscheidung. In meiner Zeit hatte ich keine Familie mehr und meine Freunde würden meinen Verlust überleben.
Langsam zog ich den Druidenring vom Finger und legte ihn in Calebs Hand.
»Jetzt kann ich nie wieder zurück«, erklärte ich lächelnd. Seine Augen glänzten und er war sichtlich gerührt über diese Geste. Er küsste mich sanft, dann schlang er die Arme noch fester um meinen Körper und ich fühlte mich so geborgen und wohl, wie nie zuvor. Den Kopf auf seiner Schulter gebettet schlief ich zufrieden ein.
Ich erwachte, weil Caleb sich neben mir unruhig im Schlaf bewegte. Anscheinend träumte er schlecht. Während ich mich noch fester an ihn kuschelte, überlegte ich, ob es nicht besser wäre, ihn aufzuwecken.
Als ich jedoch spürte, dass er plötzlich heftig zu zittern begann, riss ich die Augen auf und genau in diesem Moment, presste sich eine schwielige Hand auf meinen Mund. Dann blickte ich in die hasserfüllten Augen von Cameron Kincaid, der neben unserer Pritsche am Boden kniete.
Sofort war ich hellwach. Was war mit Caleb geschehen? Bevor ich mich ihm zuwenden konnte, riss Cameron mich unsanft nach oben, wobei er mir auch weiterhin den Mund zuhielt und mich somit daran hinderte, nach Hilfe zu rufen. Dann drehte er mich ruckartig um, so dass ich genau auf Caleb blicken konnte und mein Herz setzte einen Schlag
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