Flammenherz (German Edition)
riss er mir das Schwert aus der Hand, drehte sich um und lief nach draußen. Ich stürzte zu Caleb und ließ mich neben ihm zu Boden fallen.
Mittlerweile war sein ganzes Hemd mit seinem Blut getränkt. Seine Augen waren weit aufgerissen. Sie blickten jedoch ins Leere. Ich schüttelte ihn und schrie immer wieder seinen Namen, bekam aber keine Antwort mehr.
Schluchzend legte ich meine Wange an seine und ließ meinen Tränen freien Lauf. Er war gegangen und ich war allein zurückgeblieben, mit nichts als Schmerz und Verzweiflung in meinem Herzen. Sein Körper war noch warm, doch es war nur noch eine leere Hülle. Caleb war fort. Der Mann, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen wollte, war weg. Mit ihm war auch ein großer Teil von mir gegangen und alles, was zurückblieb, war eine große Leere, die mit nichts aufgefüllt werden konnte.
Eine Hand legte sich sanft auf meine Schulter. Ich sah auf und blickte in Sarins verweinte Augen. Ich schüttelte den Kopf, denn ich wollte all das Geschehene nicht wahrhaben und schluchzte immer wieder Calebs Namen. Das durfte nicht wirklich passiert sein, warum wachte ich denn nicht endlich auf?
»Er ist tot«, flüsterte Sarin hinter mir mit tränenerstickter Stimme und da begriff ich, dass ich nicht aufwachen würde, weil dies kein böser Traum, sondern die Wirklichkeit war. Ein letztes Mal sah ich auf Calebs leblosen Körper, dann sprang ich auf und lief hinaus.
Ich rannte so schnell mich meine Beine trugen, immer tiefer in den nachtschwarzen Wald. Äste peitschten mir ins Gesicht, ich stolperte, stand auf und rannte weiter. Ich fühlte nur Schmerz und unendlichen Kummer und wollte nie wieder anhalten. Denn wenn ich das tat, dann gestand ich mir ein, dass ich ihn verloren hatte und all mein Kummer würde aus mir herausbrechen. Ich lief ohne Ziel, immer geradeaus, so als könnte ich den Schmerz abhängen, ihm entrinnen. Doch er verschwand nicht, denn er war jetzt ein Teil von mir. Irgendwann hatte ich keine Kraft mehr. Ich blieb stehen und schrie ein letztes Mal Calebs Namen. Der Schrei hallte durch die Nacht und trug meinen Kummer tief in den Wald hinein, dann brach ich zusammen.
»Janet, bitte komm zu dir«, hörte ich eine Stimme wie aus weiter Ferne. Ich beschloss nicht aufzuwachen, nie wieder. Dann rüttelte jemand an meinem Körper und die Stimme wurde um einiges lauter. »Verdammt, wach auf, Janet.«
»Nein«, stammelte ich, die Augen noch immer geschlossen. Ich wollte nicht wieder zurück in die Realität, die so grausam und hoffnungslos war und nur aus Schmerz bestand.
Plötzlich bekam ich eine schallende Ohrfeige und blinzelte entsetzt. Ich erkannte eine schwarze Silhouette über mir und zwei blaue Augen sahen mich besorgt an.
»Caleb?«, keuchte ich und war sofort hellwach. Ich richtete mich auf, ohne den Blick abzuwenden.
Doch dann erkannte ich Seamus und der kurze Hoffnungsschimmer, der in mir aufgekeimt war, als ich die blauen Augen gesehen hatte, erlosch wieder. Erschöpft sank er neben mir zu Boden und ohne ein Wort fielen wir uns in die Arme und weinten.
Wir saßen lange nur da und hielten uns gegenseitig fest, wie zwei Ertrinkende, die sich an ein Stück Treibholz klammerten. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass der Kummer, den ich gerade fühlte, irgendwann vorüberging. Und wollte ich das überhaupt?
Wenn der Schmerz verschwinden würde, bedeutete das gleichzeitig, dass Caleb nur noch eine Erinnerung wäre, die mit jedem Tag mehr verblasste und das würde ich mit Sicherheit niemals zulassen.
Irgendwann hatten wir keine Tränen mehr, die wir vergießen konnten. Schweigend gingen wir zurück zu dem Ort, wo ich die einzig wahre Liebe verloren hatte.
Seamus hatte seinen Arm um meine Schultern gelegt und führte mich sicher durch den Wald. Ich verdrängte alle Gedanken und gab mich ganz der Leere hin, die von mir Besitz ergriffen hatte, denn diese Leere betäubte den Schmerz.
Als ein heller Lichtschein auf mein Gesicht fiel, hob ich die Hände schützend vor meine Augen und sah auf. Hatte ich eben noch geglaubt, es könnte nicht schlimmer kommen, dann wurde ich nun eines Besseren belehrt.
Vor uns lag die kleine Hütte und sie brannte lichterloh. Riesige Flammen erhoben sich in den Nachthimmel und tauchten die Bäume ringsum in ein unwirkliches goldenes Licht. Ich stöhnte auf, wollte schreien und zu Caleb laufen, der sich mitten in den Flammen befand, doch Seamus hielt mich fest und drückte mich an sich.
»Es ist meine
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