Flammenherz (German Edition)
raus holen« rief ich hysterisch, doch Seamus lockerte seinen Griff nicht.
»Es ist zu spät, Janet«, sagte er und wiegte mich, wie ein kleines Kind, in seinen Armen.
»Dann warten wir, bis das Feuer erloschen ist«, schluchzte ich laut.
»Wir werden nichts mehr finden, die Flammen haben alles zerstört«, antwortete er ruhig.
Tief im Innern wusste ich, dass er recht hatte. Ein solches Feuer entwickelte eine extreme Hitze und der Ring war mit Sicherheit längst zerstört. Wie sollte ich in der Zeit reisen, wenn der Ring verloren war? Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass nun auch meine letzte Hoffnung durch die Flammen zerstört worden war. Nun blieb mir nur noch Imogens Freundin Jarla. Wenn sie ihren Ring noch besaß und dieser funktionierte, dann könnte ich in die Vergangenheit reisen und alles geradebiegen. Vorausgesetzt, sie würde mir ihren Druidenring einfach so überlassen. Zur Not würde ich sie dazu zwingen, denn ich wollte nicht ohne Caleb weiterleben.
Seamus sah mich besorgt an und ich überlegte verzweifelt, wie ich ihm beweisen konnte, dass alles der Wahrheit entsprach, was ich ihm erzählt hatte. Dann zog ich das Notizbuch aus meinem Oberteil und reichte es ihm schweigend.
Ungläubig sah er auf das kleine, zerfledderte Buch in seiner Hand, dann begann er, die erste Seite aufzuschlagen. Er las den Spruch, den ich benutzt hatte, um in die Vergangenheit zu reisen, dann klappte er das Heft zu und reichte es mir.
»Ich glaube dir.« Sein plötzlicher Sinneswandel gab mir zu denken und ich sah ihn fassungslos an. Er hatte nur einige Zeilen gelesen und das hatte genügt, um ihn zu überzeugen?
»Aber, wieso, ... jetzt auf einmal?«,
Er nahm mir Imogens Notizheft aus der Hand, schlug erneut die erste Seite auf und begann laut zu lesen.
»SOLUS NA GREINE, THEID MI
CUIMHNICH AIR NA DADOINE O`N D`THANIG THU
LEAN GU DLUTH CLIU DO SHINNSRE
ANNS A`BHEATA SEO AGUS A`BHEATHA TEACHD
IS MISE A THA AM.«
Seamus ließ die Hand sinken und sah mich an.
»Weißt du, was diese Worte bedeuten?« Ich schüttelte den Kopf und sah ihn mit großen Augen an.
»Licht der Sonne, ich werde gehen,
Erinnere dich derer, von denen du abstammst,
Folge genau den Fußspuren deiner Ahnen,
In diesem Leben und in dem das kommen wird,
Ich bin da.«
Ich runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach, was Seamus an diesem Wortsalat überzeugt haben konnte, denn für mich ergab es einfach keinen Sinn. Er seufzte und holte mehrmals tief Luft, bevor er mir erklärte, was ihn dazu bewogen hatte, mir zu glauben.
»Als Caleb und ich noch Kinder waren, hingen wir stundenlang an den Lippen meines Vaters und lauschten seinen unglaublichen Geschichten. Eine davon erzählte er uns immer und immer wieder, bis wir sie auswendig kannten.« Ein wehmütiges Lächeln huschte über Seamus Gesicht, als er sich erinnerte.
»Sie handelte von einem Jungen, der mithilfe eines Druidenringes in die Vergangenheit reiste und er benutzte genau diesen Spruch.« Er deutete auf Imogens Aufzeichnungen. Ich rang nach Luft und begann zu stottern.
»Du ... also du ... du glaubst, dass dein Vater, ... also, dass er über Zeitreisen Bescheid wusste?« Seamus zuckte mit den Schultern.
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll, aber ich bin fest davon überzeugt, dass es kein Zufall ist«, antwortete er.
»Es gibt da einige weitere Schwierigkeiten«, erklärte ich mit zusammengepressten Zähnen und dann erzählte ich ihm von dem Zeitunterschied und dass ich keine Ahnung hatte, ob man diesen irgendwie beeinflussen konnte.
»Wir werden einen Weg finden«, sagte er zuversichtlich. Ich konnte aus seinen Worten hören, dass auch er neue Hoffnung geschöpft hatte und nicht aufgeben würde, bis er seinen Bruder wieder unversehrt vor sich sah.
Die einzige Möglichkeit war nun also, Jarla zu finden. Was den Zeitsprung anbelangte, so konnte sie uns vielleicht auch diesbezüglich weiterhelfen, denn ich hatte keine Lust, nochmals einige Hundert Jahre zurückzureisen.
»Wir müssen nach Rathasair«. Langsam wich die Leere aus meinem Herz und aus dem kleinen Fünkchen Hoffnung wurde eine ganze Flamme. Ich würde alles versuchen, um erneut in die Vergangenheit zu reisen. Auch wenn nur eine minimale Chance bestand, so war sie doch vorhanden und gab mir neue Kraft und Zuversicht.
Ich musste zwangsläufig an die Weisheit denken, die ich zu meinem Lebensmotto ernannt hatte, als ich meinen ersten Roman angefangen hatte. Damals hatte ich eine Phase, in der
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