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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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»Das kann nicht sein, dafür waren die Schläge viel zu kräftig.«
    Joona wendet sich erneut Daniel Grim zu. Im Sonnenlicht wirkt sein Gesicht verletzlich und nackt.
    »Was denken Sie?«, fragt Joona ihn.
    »Worüber? Darüber, dass Vicky … Das ist doch völlig absurd«, antwortet Daniel Grim.
    »Warum?«
    »Allein schon deshalb«, sagt der Therapeut und lächelt unwillkürlich, »weil Sie selbst sich eben noch ganz sicher waren, dass der Täter ein großgewachsener Mann sein muss – Vicky ist klein, sie wiegt nicht einmal fünfzig Kilo, ihre Handgelenke sind so schmal wie …«
    »Ist sie gewalttätig?«, fragt Joona.
    »Vicky hat das nicht getan«, antwortet Daniel Grim ruhig. »Ich habe zwei Monate mit ihr gearbeitet und kann Ihnen versichern, dass sie es nicht war.«
    »War sie gewalttätig, bevor sie hierherkam?«
    »Wie Sie wissen, unterliege ich der Schweigepflicht«, erwidert Daniel Grim.
    »Ihnen ist ja wohl hoffentlich klar, dass Sie mir Ihrer bescheuerten Schweigepflicht nur unsere Zeit vergeuden«, sagt Gunnarsson.
    »Ich kann Ihnen so viel sagen, dass ich mit manchen dieser Mädchen Alternativen zu aggressiven Reaktionen trainiere … damit sie auf Enttäuschungen oder Angst nicht mit Wut reagieren«, erzählt Daniel Grim gefasst.
    »Aber mit Vicky nicht«, sagt Joona.
    »Nein.«
    »Warum ist sie dann hier?«, erkundigt sich Sonja.
    »Auf einzelne der von uns betreuten Jugendlichen kann ich leider nicht eingehen.«
    »Aber Sie sind der Auffassung, dass sie nicht gewalttätig ist?«
    »Sie ist ein liebes Mädchen«, antwortet er schlicht.
    »Und was ist Ihrer Meinung nach dann passiert? Warum liegt unter ihrem Kissen ein blutiger Hammer?«
    »Ich weiß es nicht, da stimmt etwas nicht. Hat sie vielleicht jemandem geholfen? Die Waffe versteckt?«
    »Welche der Mädchen sind gewalttätig?«, fragt Gunnarsson wütend.
    »Ich kann doch hier niemanden herauspicken – das müssen Sie verstehen.«
    »Das tun wir«, erwidert Joona.
    Daniel Grim wendet sich ihm dankbar zu und versucht, ruhiger zu atmen.
    »Versuchen Sie doch einfach, mit ihnen zu reden«, sagt der Therapeut. »Sie werden sicher schnell merken, welche ich meine.«
    »Danke«, sagt Joona und geht.
    »Denken Sie immer daran, dass sie eine Freundin verloren haben«, ergänzt Daniel Grim schnell.
    Joona bleibt stehen und kehrt zu dem Therapeuten zurück.
    »Wissen Sie, in welchem Zimmer Miranda gefunden wurde?«
    »Nein, aber ich bin eigentlich davon ausgegangen …«
    Daniel Grim verstummt und schüttelt den Kopf.
    »Ich kann mir nämlich eigentlich nicht vorstellen, dass es ihr eigenes ist«, sagt Joona. »Es ist fast leer, liegt rechts hinter den Toiletten.«
    »Das Isolierzimmer«, erläutert Daniel Grim.
    »Warum landet man da?«, fragt Joona.
    »Na ja, weil man …«
    Daniel verstummt und wirkt plötzlich erstaunt.
    »Woran denken Sie?«
    »Die Tür zu dem Zimmer hätte abgeschlossen sein müssen«, sagt er.
    »Es steckt ein Schlüssel im Schloss.«
    »Was für ein Schlüssel?«, fragt Daniel mit erhobener Stimme. »Elisabeth ist die Einzige, die einen Schlüssel zum Isolierzimmer hat.«
    »Wer ist Elisabeth?«, will Gunnarsson wissen.
    »Sie ist meine Frau«, antwortet Daniel. »Sie hatte letzte Nacht Dienst …«
    »Und wo ist sie jetzt?«, fragt Sonja.
    »Wie meinen Sie das?«, sagt Daniel und sieht sie verwirrt an.
    »Ist sie zu Hause?«, fragt die Polizistin.
    Daniel wirkt überrascht und verunsichert.
    »Ich bin davon ausgegangen, dass Elisabeth Nina im Krankenwagen begleitet hat«, sagt er langsam.
    »Nein, Nina Molander ist alleine gefahren«, erwidert Sonja.
    »Natürlich ist Elisabeth mit ihr ins Krankenhaus gefahren, sie würde doch niemals eines der Mädchen …«
    »Ich war als Erste vor Ort«, unterbricht Sonja ihn.
    Die Müdigkeit macht ihre Stimme heiser und schroff.
    »Hier war niemand vom Personal«, fährt sie fort. »Nur ein Haufen ängstlicher Mädchen.«
    »Aber meine Frau war doch …«
    »Rufen Sie sie an«, sagt Sonja.
    »Das habe ich schon versucht, ihr Handy ist ausgeschaltet«, sagt Daniel leise. »Ich dachte … ich bin davon ausgegangen …«
    »Scheiße, was für ein Durcheinander«, sagt Gunnarsson.
    »Meine Frau, Elisabeth«, fährt Daniel Grim mit einer Stimme fort, die immer zittriger wird. »Sie hat einen Herzfehler, es könnte, sie kann …«
    »Versuchen Sie, ruhig zu sprechen«, sagt Joona.
    »Meine Frau hat ein vergrößertes Herz und … sie hatte Nachtschicht und müsste eigentlich

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