Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)
Rezepte in ihrem Kochnetzwerk gelesen. Elchfilet im Blätterteigmantel, Farmerkartoffeln und eine Sahnesauce mit Steinpilzen. Ein würziges Püree von Artischocken.
Sie hatte sich ins Auto gesetzt und war nach Djupängen gefahren, um sich dort einen gestohlenen Anhänger anzusehen, als die Meldung von dem entführten Jungen kam.
Mirja redet sich ein, dass sie die Sache schon zu einem guten Ende führen wird, denn der Wagen mit dem vierjährigen Sohn der Frau kann sonst nirgendwo hin.
Dieser Straßenabschnitt ist wie ein langer Tunnel, eine Reuse.
Der Lastzug folgt dem PKW.
Entweder fährt der Wagen mit dem Jungen kurz hinter Indal über die Brücke, wo ihr Kollege Lasse Bengtsson die Straße abgesperrt hat.
Oder er kommt hierher – und hier warte ich, denkt Mirja.
Ungefähr zehn Kilometer hinter dem Auto fährt dann der Lastzug.
Es kommt natürlich ganz darauf an, wie schnell die Autos fahren, aber innerhalb der nächsten zwanzig Minuten, länger wird es nicht dauern, wird es zu einer Konfrontation kommen.
Mirja überlegt, dass das Kind wahrscheinlich nicht im eigentlichen Wortsinn gekidnappt worden ist. Vermutlich geht es eher um einen Streit um das Sorgerecht. Die Frau, mit der sie telefoniert hat, war zu erregt, um etwas Sinnvolles von sich zu geben, aber ihren Worten ließ sich immerhin entnehmen, dass sich ihr Auto irgendwo diesseits von Nilsböle befinden muss.
Bald ist es vorbei, sagt sie sich.
Bald kann sie in ihr Büro in der Wache zurückkehren, einen Kaffee trinken und ein Schinkenbrot essen.
Aber da ist etwas, was sie beunruhigt. Die Frau hat von einem Mädchen mit Armen wie Zweige gesprochen.
Mirja hat nicht nach ihrem Namen gefragt. Dazu ist keine Zeitgewesen. Sie hat angenommen, dass die Notrufzentrale alle Personalien aufgenommen hat.
Die Erregung der Frau war beängstigend gewesen. Sie hatte schnell geatmet und das, was sie gerade durchmachte, als etwas Unfassbares, Unerklärliches dargestellt.
Der Regen prasselt auf Windschutzscheibe und Motorhaube herab. Mirja legt eine Hand auf das Funkgerät, bleibt kurz so sitzen und ruft dann über Funk Lasse Bengtsson.
»Was tut sich?«, fragt sie.
»Es regnet Bindfäden, aber ansonsten ist alles ruhig, kein einziges Auto, jedenfalls noch nicht … Warte mal, jetzt sehe ich einen Lastzug, einen verdammt großen Lastzug, der die 330 nimmt.«
»Das ist der Fernfahrer, der uns angerufen hat«, erwidert Mirja
»Aber wo zum Teufel ist dann der Toyota«, sagt Lasse. »Ich stehe hier seit einer Viertelstunde, das Auto müsste doch in fünf Minuten bei dir sein, wenn es kein UFO …«
»Warte mal eine Sekunde«, sagt Mirja schnell und unterbricht die Verbindung zu ihrem Kollegen, als sie in der Ferne die Lichter von zwei Autoscheinwerfern erblickt.
26
MIRJA ZLATNEK STEIGT AUS DEM STREIFENWAGEN und duckt sich in dem Wolkenbruch ein wenig. Blinzelnd betrachtet sie im Regen stehend das näher kommende Auto.
Sie hat eine Hand auf ihre Pistole gelegt, geht dem Wagen entgegen und signalisiert dem Fahrer, dass er anhalten soll.
Luftblasen fließen mit dem Wasser über die Fahrbahn, und im Gras des Straßengrabens plätschert es.
Mirja sieht, dass der Wagen abbremst und ihr eigener Schatten umgeben von dem blauen, rotierenden Licht in ihrem Rücken auf die Fahrbahn fällt. Sie hört, dass jemand sie über Funk ruft, bleibt jedoch auf der Straße stehen. Die Stimmen aus dem Funkgerät klingen blechern, und es knistert unablässig, dennoch ist der Wortwechsel deutlich zu verstehen.
»Eine verdammt blutige Angelegenheit«, wiederholt ein junger Kollege, als er einem anderen vom Fund einer zweiten Leiche, einer Frau mittleren Alters, im Haus Birgitta erzählt.
Das Auto nähert sich, bremst, fährt rechts heran und hält. Mirja Zlatnek geht darauf zu. Es ist ein Mazda Pick-up mit lehmigen Reifen. Die Tür an der Fahrerseite wird geöffnet, und ein großgewachsener Mann in einer grünen Jagdweste und einem HellyHansen-Pullover steigt aus. Er hat schulterlange, glatt gekämmte Haare und ein breites Gesicht mit einer kräftigen Nase und schmalen Augenschlitzen.
»Sind Sie allein im Wagen?«, ruft Mirja und streicht sich Wasser aus dem Gesicht.
Er nickt und blickt zum Wald hinüber.
»Machen Sie bitte Platz«, sagt sie, als sie sich nähert.
Er weicht einen winzigen Schritt zurück.
Mirja lehnt sich vor, um ins Wageninnere sehen zu können. Ihre Haare werden nass, und Wasser läuft ihr in den Nacken und den Rücken herab.
Es ist schwierig, durch
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