Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)
einen Tisch mit Karten und Computern sitzt eine Gruppe von Männern und Frauen zusammen.
Ihre Gespräche über die laufende Ermittlung in den beiden Mordfällen verstummen, als sie dem Funkverkehr zu einem entführten Jungen lauschen. Auf der Landstraße 330 und der Indals-Brücke sind Straßensperren errichtet worden, genau wie bei Kävsta und in nördlicher Richtung auf der 86. Die Kollegen sind anfangs vollkommen sicher, das Auto stoppen zu können, aber dann wird es still. Zehn Minuten ohne Funkverkehr, bis es plötzlich erneut im Äther knistert und eine Kollegin gehetzt Bericht erstattet:
»Es ist weg, das Auto ist verschwunden … es müsste hier sein, aber es kommt nicht … Wir haben jede verdammte Straße abgeriegelt, die es hier gibt, aber es hat sich einfach in Luft aufgelöst … Ich weiß nicht, was ich tun soll«, sagt Mirja müde. »Die Mutter sitzt in meinem Wagen, ich werde versuchen, mit ihr zu reden …«
Die Polizisten haben schweigend dem Funkverkehr gelauscht. Nun versammeln sie sich um die Karte auf dem Tisch, und der ortskundige Bosse Norling fährt mit dem Finger die Landstraße 86 hinab.
»Wenn sie hier und hier Straßensperren errichtet haben … kann der Wagen eigentlich nicht verschwinden«, sagt er. »Sicher, sie könnten natürlich in Bäck oder Bjällsta in irgendeine Garage gefahren sein … oder einen Forstweg genommen haben, aber die Sache ist wirklich verdammt seltsam.«
»Außerdem enden diese Forstwege alle im Niemandsland«, ergänzt Sonja Rask.
»Bin ich der Einzige, der darüber nachdenkt, ob Vicky Bennet sich den Wagen geschnappt haben könnte?«, fragt Bosse vorsichtig.
Das Prasseln auf dem Dach ist schwächer geworden, aber es läuft weiter Regenwasser über die Busfenster.
Sonja setzt sich an den Computer und beginnt, Straftäter- und Verdächtigenregister sowie schwebende Sorgerechtsverfahren über das Intranet der Polizei zu überprüfen.
»In neun von zehn Fällen«, erklärt Gunnarsson und lehnt sich zurück, während er eine Banane schält, »lösen sich Probleme dieser Art von allein … Ich denke, dass sie mit ihrem Typen im Auto saß, dann haben sich die beiden gestritten, und das Ganze endete damit, dass er die Schnauze voll hatte, sie rausgeworfen hat und abgedüst ist.«
»Sie ist nicht verheiratet«, sagt Sonja.
»Laut Statistik«, fährt Gunnar im gleichen dozierenden Tonfall fort, »wird die Mehrheit aller Kinder in Schweden außerehelich geboren und …«
»Hier haben wir es«, unterbricht Sonja ihn. »Pia Abrahamsson hat das alleinige Sorgerecht für ihren Sohn Dante beantragt, und der leibliche Vater hat dagegen Einspruch zu erheben versucht …«
»Dann legen wir also eine mögliche Verbindung zu Vicky Bennet zu den Akten?«, erkundigt sich Bosse.
»Vorher solltet ihr lieber versuchen, den Vater ausfindig zu machen«, erwidert Joona.
»Mache ich«, sagt Sonja und geht ans hintere Ende des Busses.
»Wie sah es vor Vicky Bennets Fenster aus?«, fragt Joona.
»Auf der Erde war nichts, aber auf dem Fensterblech und an der Fassade haben wir Abdrücke und Spuren geronnenen Bluts gefunden«, antwortet einer der Kriminaltechniker.
»Und am Waldsaum?«
»So weit sind wir vor dem Regen nicht mehr gekommen.«
»Aber wahrscheinlich ist Vicky Bennet blindlings in den Wald gerannt«, meint Joona nachdenklich.
Er betrachtet Bosse Norling, der sich wie in früheren Zeiten mit einem Zirkel über die Karte beugt, die Nadel auf dem Haus Birgitta platziert und einen Kreis zieht.
»Sie hat das Auto nicht genommen«, sagt Gunnarsson. »Man braucht keine drei Stunden, um durch den Wald zur 86 zu kommen und ihr zu folgen, bis man …«
»Aber nachts ist es nicht ganz einfach, sich zu orientieren … sie könnte auch so gegangen sein«, widerspricht Bosse ihm.
Er zeigt auf der Karte eine Route, die in östlicher Richtung einen Bogen um ein Sumpfgebiet macht und anschließend schräg nach Norden führt.
»Dann käme es zeitlich hin«, kommentiert Joona.
»Dantes Vater ist im Moment auf Teneriffa«, ruft Sonja von ihrem Platz ganz hinten.
Olle Gunnarsson flucht leise vor sich hin, geht zum Funkgerät und ruft Polizeimeisterin Mirja Zlatnek.
»Hier spricht Gunnarsson«, sagt er. »Hast du die Zeugenaussage der Mutter aufgenommen?«
»Ja, ich …«
»Konnte sie dir eine Personenbeschreibung geben?«
»Das war nicht ganz leicht, hier sind viele Gefühle im Spiel, was die Mutter sagt, ist ziemlich unzusammenhängend«, antwortet Mirja
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