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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Grunde, meine ich … Es war nicht ihre Schuld, niemand war schuld … es wurde uns nur einfach zu viel, wir sind bloß eine ganz normale Familie und uns fehlte schlicht die Kraft.«
    »Aber Vicky … war sie schwierig, schwer zu bändigen?«
    »Nein«, antwortet die Frau schwach. »Es war …«
    Sie verstummt.
    »Was wollten Sie sagen? Was ist vorgefallen?«
    »Nichts.«
    »Sie haben doch viel Erfahrung«, sagt Joona. »Wie können sie da schon nach zwei Wochen aufgeben?«
    »Es ist, wie es ist.«
    »Ich glaube aber, dass etwas passiert ist«, erklärt Joona ernst.
    »Nein, es wurde uns nur alles ein bisschen zu viel.«
    »Ich glaube aber, dass etwas passiert ist«, wiederholt er mit der gleichen, sanften Stimme.
    »Was machen Sie denn da?«, fragt sie verlegen.
    »Erzählen Sie mir bitte, was geschehen ist.«
    Ihre Wangen laufen rot an, und diese Röte breitet sich auch auf der rauen Haut am Hals und bis zwischen ihre Brüste hinunter aus.
    »Es ist jemand vorbeigekommen«, flüsterte sie mit gesenktem Blick.
    »Wer?«
    Sie schüttelt den Kopf. Joona reicht ihr einen Notizblock und einen Stift. Tränen laufen ihre Wangen herab. Sie sieht ihn an, nimmt Block und Stift und notiert etwas.

54
    JOONA IST DREI STUNDEN GEFAHREN , als er die Skrakegatan 35 in Bengtsfors erreicht. Tränen tropften auf das Papier, als die Frau diese Adresse auf seinen Notizblock schrieb. Er hatte ihr den Block aus der Hand ziehen müssen, und als er versuchte, sie zu bewegen, ihm mehr zu sagen, hatte sie nur den Kopf geschüttelt, war aus der Küche geeilt und hatte sich in der Toilette eingeschlossen.
    Im Schritttempo fährt er an Reihenhäusern aus rotem Backstein vorbei zu einem Wendehammer mit Garage. Nummer 35 ist das letzte Haus in der Reihe. Die Gartenmöbel aus weißem Plastik hat der Wind im hohen Gras umgeweht. Der Briefkasten an einer schwarzen Kette quillt über von Reklame für Pizzadienste und Supermärkte.
    Joona steigt aus dem Wagen, geht durch das Unkraut am Gartentor und über den Weg aus feuchten Pflastersteinen zum Haus.
    Eine klatschnasse Türmatte mit der Aufschrift »Schlüssel, Portemonnaie, Handy« liegt vor der Tür. Die Innenseiten der Fensterscheiben sind mit schwarzen Müllsäcken zugeklebt worden. Joona klingelt. Ein Hund bellt und kurz darauf mustert ihn jemand durch den Türspion. Dann wird ein Schlüssel zwei Mal gedreht und die Tür anschließend einen Spaltbreit geöffnet, bis der Türriegel sie stoppt. Ihm schlägt der Geruch verschütteten Rotweins entgegen. Einen Menschen kann er in dem dunklen Flur nicht sehen.
    »Darf ich kurz hereinkommen?«
    »Sie will Sie nicht sehen«, antwortet ein Junge mit dunkler, heiserer Stimme.
    Der Hund hechelt, und man hört, wie die Glieder seines Halsbands sich knackend spannen.
    »Aber ich muss mit ihr sprechen.«
    »Wir kaufen nichts an der Tür«, ruft eine Frau aus einem anderen Zimmer.
    »Ich bin von der Polizei«, sagt Joona.
    Man hört Schritte im Haus.
    »Ist er allein?«, fragt die Frau.
    »Ich glaube schon«, flüstert der Junge.
    »Hältst du Zombie?«
    »Willst du ihm etwa aufmachen? Mama?«, fragt der Junge mit ängstlicher Stimme.
    Die Frau kommt zur Tür.
    »Was wollen Sie?«
    »Können Sie mir etwas über ein Mädchen namens Vicky Bennet erzählen?«
    Die Krallen des Hundes rutschen auf dem Fußboden weg. Die Frau schiebt die Tür zu und schließt ab. Joona hört, dass sie dem Jungen etwas zuruft. Kurz darauf wird die Tür erneut geöffnet und gleitet zehn Zentimeter auf. Sie hat den Türriegel geöffnet. Joona schiebt sie weiter auf und betritt den Flur. Die Frau wendet ihm den Rücken zu. Sie ist mit einer hautfarbenen Strumpfhose und einem weißen T-Shirt bekleidet. Ihre blonden Haare hängen tief über ihre Schultern herab. Als Joona die Tür hinter sich schließt, wird es so dunkel, dass er stehen bleiben muss. Nirgendwo brennt Licht.
    Die Frau geht voraus. Die Sonne scheint direkt auf die Fenster mit den angeklebten Müllsäcken. Einzelne kleine Löcher und Risse leuchten wie Sterne. Ein schwacher grauer Lichtschein fällt in die Küche. Auf dem Tisch steht ein Weinkarton, und auf dem braunen Linoleumboden darunter sieht man eine große Pfütze.Als Joona in das dunkle Wohnzimmer kommt, sitzt die Frau bereits auf einem Jeanssofa. Dunkelviolette Vorhänge reichen bis zum Fußboden, und hinter ihnen sieht man Plastiksäcke. Dennoch fällt ein schwacher Lichtstreifen von der Verandatür aus in das Zimmer und auf die Hand der Frau. Joona sieht,

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