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Flammenpferd

Flammenpferd

Titel: Flammenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kronenberg
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Heuboden hinauf ziehen konnte. Die Schubkarre stand, wie zu erwarten, beim Misthaufen, und als Seil tat es eine abgenutzte Longe, die sich in der Sattelkammer fand. Leise machte sich Kati auf den Rückweg, um den Hund zu holen. Zuvor hatte sie sich wachsam umgesehen, aber niemanden entdecken können. Der Hof lag still in der Nachtruhe. Im Haus brannte immer noch kein Licht. Sie trottete im leichten Trab voran und schob die holpernde Schubkarre über die Wiese. Am Grab angekommen, hob sie den Hund hinein, legte die Longe oben auf und transportierte ihre Beute ohne große Anstrengung zum Hof hinunter.
    Wieder fühlte sie sich schutzlos und beobachtet, als sie die Schubkarre über die freie Wiese schob, und lief schneller, bis das Rad in einer Kuhle hängen blieb und die Karre umstürzte. Der Hund polterte heraus und fiel auf den Rücken, die Beine in den Himmel gereckt. Sie fluchte den verwegensten Spruch, den Benni sie gelehrt hatte, packte den Hund und zerrte ihn in die Karre zurück. Im Weitergehen achtete sie genau auf den Boden, um nicht wieder in einem Loch zu landen. Sie war schon bis zu den Ausläufen gekommen, als ihr einfiel, dass sie die Longe nicht aufgehoben hatte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als die Schubkarre im hellen Mondlicht stehen zu lassen und erneut auf die Wiese hinaus zu laufen. Auf dem Rückweg bemerkte sie den Lichtschein in einem der Schuppen. Er beleuchtete die offene Tür, und im Innern des Schuppens flackerte ein zweiter Lichtkegel auf, und dieses Licht bewegte sich, huschte über die hölzernen Wände und verharrte kurz, bevor es weiter wanderte. Swantje und ihr blonder Freund, vermutete Kati. Auf der Suche nach den geheimnisvollen Kartons.
    Melody trottete an den Zaun heran. Der weiße Zackenstern auf ihrer Stirn hob sich im Mondlicht überdeutlich ab. Dieses Mal freute Kati sich weniger über das leise Wiehern, und erst recht nicht über das warnende Schnauben der Stute, die sich an der Schubkarre störte. Oder genauer, an deren Inhalt. Sofort waren ihre Nachbarn, Fadista und Jackson, alarmiert und warfen die Köpfe auf. Der einzige Weg in das sichere Versteck führte an den Schuppen vorbei und danach rechts zur Scheune. Sie ging jetzt langsamer und schob die Karre auf Zehenspitzen voran. Die Taschenlampe war zur Ruhe gekommen. Stimmen wurden laut. Nein, das klang nicht nach Swantje und ihrem kaltherzigen Freund. Das waren Hella und ihr Totengräber. Was mochten sie dort suchen? fragte sich Kati erschrocken. Sie würden auf die Reste ihres Feuers stoßen.
    Das Rad der Schubkarre knirschte im Kies. Sofort schwenkte der Schein der Taschenlampe zur Tür und bewegte sich suchend in Katis Richtung. Sie wartete nicht ab, bis das Licht sie erreichte, und stürzte, die Schubkarre vor sich her treibend, auf die seitliche Schuppenwand zu und tauchte in den Schatten ein. Dabei schrappte die Karre an der Holzwand entlang. Ohrenbetäubend laut, so erschien es Kati. Die Schubkarre kippte um und entledigte sich ihrer stummen Last mit einem dumpfen Schlag. In ihrem Schrecken überhörte Kati den Schrei des Käuzchens, den der Wind aus den Hamelwiesen herüber trug. Mit rasendem Herzschlag kauerte sie in der finsteren Ecke, versteckt in hohem Gestrüpp, und zählte mit angehaltenem Atem die Sekunden bis zu ihrer Entdeckung.
    Doch nichts geschah. Der Totengräber, dessen harter Griff schmerzhafte blaue Flecken an ihren Oberarmen hinterlassen hatte, er stürzte nicht heraus, um sie zu packen und zur Rede zu stellen, wozu in aller Welt sie den Hund ausgegraben hatte. Sorgsam bemüht jedes Rascheln zu vermeiden, rückte sie ein wenig zur Seite und wich der stumpfen kalten Schnauze aus, die sich an ihr Bein schmiegte. Allmählich gewann sie ihre Zuversicht zurück. Die hatten keine Ahnung, dass sie noch auf dem Hof war! Warum sollten sie nach ihr suchen! Aber was taten sie da? Kati richtete sich ein wenig auf und linste durch ein ausgebrochenes Astloch in den Schuppen hinein.
    Verwundert stellte sie fest, dass ein Berg mit Gerümpel von einer Ecke in die andere gewandert war. Die angrenzende Klinkerwand lag frei, und davor knieten Hella und ihr Helfer und fummelten am Boden herum. Kati konnte sich keinen Reim darauf machen, bis beide aufstanden und der Mann eine Art Klappe aufhob. Jetzt begriff Kati: das war eine Falltür. Gespannt sah sie zu, wie Hella und der Mann in das Kellerloch hinab stiegen. Als beide verschwunden waren, überlegte sie, ob sie den Hund aufladen und fortbringen oder in dem

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