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Flammenpferd

Flammenpferd

Titel: Flammenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kronenberg
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Wagen ist das?“
    „Ein Jeep“, erklärte der Junge. „Ein Wrangel, ein ziemlich neues Modell.“
    „So ein Jeep mit einem offenen Laderaum hinten? Und vorne runde Scheinwerfer? Ein auffälliger Kühlergrill und rot lackiert?“
    „Genau so! Ein Wrangler, eben“, erwiderte der Junge, als müsste man das wissen. „Ob er rot war? Keine Ahnung! Davon sieht man ja nichts mehr.“
    „Wo kommt er her?“
    „Jedenfalls nicht aus Hameln. Ein ausländisches Kennzeichen. Holländisch, glaube ich. Sie haben mich fortgeschickt, als ich den Toten ... Entschuldigung.“
    Unvermittelt sackte er in sich zusammen und wäre gefallen, hätten Hella und Jette ihn nicht aufgefangen. Sie stützen ihn, bis er im Laub kniete und sich krümmte. Zwei Kollegen eilten herbei und kümmerten sich um den Jungen. Ein dritter Mann forderte Hella und Jette freundlich, aber bestimmt zum Gehen auf.
    „Muss ein grauenhafter Anblick sein“, meinte Hella, als sie wieder im Wagen saßen. „So ein verbrannter Mensch.“
    Jette steckte den Schlüssel ins Schloss. „Sag mal, der Wagen, der dich beinahe über Haufen gefahren hat, das war doch auch ein Jeep!“
    Hella nickte. „Ein Wrangel, wie ich eben gelernt habe.“
    Jette ließ den Motor an. „Die Kurve, in der das beinahe passierte, liegt keine zwei Kilometer von hier entfernt.“
    An einen Zufall wollte Jette nicht glauben, und Hella erst recht nicht. Wer mochte der Tote sein? Der Blonde mit dem überheblichen Grinsen? Wie war er gestorben? Durch Selbstmord oder einen verhängnisvollen Unfall? Auf keine dieser Fragen wusste Hella eine Antwort. Im Augenblick war sie vor allem erleichtert, dass es nicht im Ort oder gar auf dem Reinckehof gebrannt hatte.
    Sie erreichten den Hof. Jette zog los, um Jackson aus dem Auslauf zu holen.
    Paul Gehrmann eilte auf Hella zu, in der Hand ein Halfter schlenkernd. „Weißt du, was oben im Schweineberg los war?“
    Hella erzählte kurz, was sie und Jette erfahren hatten.
    „Ein Toter in einem brennenden Auto? Ich bin gespannt, was die Dewezet darüber berichten wird.“
    Es dämmerte bereits, und bald würde Maren die Pferde für die Nacht in ihre Boxen führen. Bevor es dunkel wurde, wollte Hella einem Verdacht nachgehen. Da Jana sich in Hameln herum trieb, war es durchaus möglich, dass sie dem Reinckehof heimliche Besuche abstattete und vielleicht sogar einen Unterschlupf gefunden hatte. Der erste Weg führte sie zu den Schuppen. In dem üblichen Chaos wies nichts auf einen Eindringling hin. Sie nahm vorsichtshalber die Taschenlampe mit, die noch an dem Nagel hing, an dem Julian sie hinterlassen hatte, und setzte ihre Suche fort. Fadista wandte sich vom Heu ab und beäugte jeden ihrer Schritte, als sie zur Scheune hinüber ging. Die Maschinen, die darin dicht an dicht untergebracht waren, stammten aus der Zeit, als auf dem Hof Ackerbau betrieben wurde, und rotteten seitdem still vor sich hin. Niemand brauchte sie, niemand schaute danach, und das eingelagerte Heu und Stroh wurde erst angegriffen, wenn im späten Frühjahr die Ballen unter dem Schleppdach aufgebraucht waren. Seit Wochen hatten weder Maren, noch sie selbst die Scheune betreten, und wenn es ein ideales Versteck auf dem Reinckehof gab, dann war es der Heuboden.
    Sie stieß die Tür im großen Scheunentor auf, die wie gewohnt knarrte, und kletterte die steile Leiter hinauf. Oben war das Tageslicht spärlich, und sie war froh, die Taschenlampe dabei zu haben. Sie ließ das Licht über die Matratze aus Heu- und Strohhalmen gleiten und untersuchte in dem Schein der Taschenlampe die Mauern aus aufgetürmten Heubunden. Ein Rascheln ließ sie in eine Ecke leuchten, und sie erkannte kleine huschende Schatten. Ratten, dachte sie. Sie führten ein gutes Leben, seit Blitz alt geworden war. Ich sollte mich um eine Katze kümmern, überlegte sie, aber eine, die gewitzt und mutig genug ist, sich auch mit Ratten anzulegen.
    Sie stieg über einen Haufen losen Heus hinweg und ging zu der Stelle hinüber, von der die Ratten geflohen waren. Kein Wunder, das war ein Schlaraffenland für Ratten. Von einer Schachtel, die vermutlich mit Keksen gefüllt gewesen war, hatten die Nager nur daumengroße Fetzen übrig gelassen. Daneben lagen die Reste einer Bananenschale verstreut. Wenige Schritte weiter entdeckte Hella eine heimliche Lagerstelle: zwei alte Pferdedecken und ein Kissen von der Eckbank in der Küche, dessen Fehlen Ines vor ein größeres Rätsel gestellt hatte. Darauf lag ein Stapel zerlesener Ausgaben

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