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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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eine Gänsehaut den Rücken hinab.
    Plötzlich mischte sich ein anderes Geräusch in das Gluckern. Schritte. Irgendwo vor mir. Sie kamen näher. Ich suchte mit der Lampe den Weg ab, und da sah ich sie. Wie vorhin stand sie mitten auf dem Weg und lächelte mich an.
    Verdammt, sie muß sich hier gut auskennen, dachte ich. Und am Lüderich auch.
    »Ich wußte, daß du kommen würdest«, sagte sie leise, und ihre Stimme klang wieder eigenartig raunend.
    Mit einem Ruck zog ich die Waffe und zielte auf sie. »Kommen Sie her«, rief ich. »Ganz langsam.«
    Sie tat es und lächelte mich an. Als sie nur noch drei Meter entfernt war, fragte ich mich, was ich eigentlich mit ihr machen sollte. Ich besaß keine Handschellen. Womit sollte ich sie fesseln?
    Ich mußte sie irgendwie zum Wagen verfrachten. Aber wie? Am besten wäre es, wenn dort schon jemand auf uns warten würde. Ich mußte Sommer anrufen.
    »Stehenbleiben«, sagte ich und kramte das Handy heraus. Als ich begann, die Einseinsnull zu wählen, war ich kurz unaufmerksam. Angelika Diepeschrath drehte sich um und rannte davon. Ich hob die Waffe, überlegte, ob ich in die Luft schießen sollte, doch dann lief ich ihr einfach nach. Dabei versuchte ich, sie im Kegel der Lampe zu behalten.
    Ich erkannte ihre Gestalt vor der schwarzen Wand des Waldes, die sie nach und nach zu schlucken schien. Sie war verdammt schnell. Obwohl ich mir die größte Mühe gab, dranzubleiben, verschwand sie plötzlich. Ich versuchte mich zu erinnern, wie es hier am Tag ausgesehen hatte. Dort hinten waren die Büsche, hinter denen der Teich lag. Ich lief noch ein paar Schritte. Dann blieb ich stehen und lauschte.
    Der Verkehrslärm war hier schon viel leiser. Von irgendwo kam ein aufgeregtes Quäken. Ein Vogel. Vielleicht eine Ente, von Angelika Diepeschrath aufgeschreckt. Dann war sie wohl irgendwo am Ufer. Dahinter erstreckte sich kilometerweit der Königsforst. Wenn ich ihre Spur verlor, hatte ich keine Chance mehr.
    Langsam ging ich weiter Richtung Teich.
    »Kommen Sie da heraus«, rief ich. »Sie haben doch keine Chance. Die Polizei ist unterwegs.« Ob sie sich davon beeindrucken ließ?
    Es war nichts zu hören als fernes Rauschen. »Frau Diepeschrath, nun geben Sie schon auf. Sie können nicht die ganze Nacht hier draußen bleiben.« Schritt für Schritt lief ich weiter in den Wald hinein. Der Boden unter meinen Sohlen hatte sich eben noch hart angefühlt, jetzt wurde er weich. Mir wurde klar, daß ich den relativ sicheren Rennweg verließ.
    Plötzlich war da ein Geräusch. Ein Kichern. Direkt neben mir. Ich drehte die Lampe und streifte in der Bewegung etwas. Angelika Diepeschrath grinste mich an und sprang zur Seite. Sie hatte keinen Meter von mir entfernt gewartet.
    Ich warf mich instinktiv auf sie. Mein bandagierter Arm schmerzte, aber darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen. Ihr Körper fühlte sich unerwartet hart an. Ich ließ Waffe und Taschenlampe fallen und faßte sie mit der rechten Hand um den Hals. Mit der linken packte ich ihre Haare. Sie gaben sofort nach, und ich hatte ein ganzes Büschel in der Hand.
    Sie wehrte sich heftig. Ich tastete nach der Lampe, bekam sie zu fassen, dann dauerte es eine Ewigkeit, bis ich sie in die richtige Position bekam. Ich schloß die Zange meines eisernen Griffs noch fester und leuchtete in das Gesicht. Es war Gerd Diepeschrath.
    Mit einem verzweifelten Aufbäumen wollte er sich losreißen. Ich versuchte, die Lampe nicht zu verlieren, und hatte deswegen nur eine Hand zur Verfügung. Er bekam plötzlich die Arme frei. Ich hörte ein Zischen, und im selben Moment hatte ich das Gefühl, mich hätte ein Flammenwerfer im Gesicht getroffen. Ich ließ los. Etwas traf mich hart am Kopf, und die Dunkelheit explodierte in einem Feuerwerk aus Lichtblitzen.
     
    Als ich zu mir kam, war es schwarz um mich. Ich lag auf dem Asphaltboden, von dem Kälte aufstieg.
    »Wo sind Sie?« gurgelte ich und versuchte mich hinzusetzen. Aber ich konnte meine Arme nicht gebrauchen. Sie waren taub und irgendwie lahm. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, daß meine Handgelenke auf dem Rücken zusammengebunden waren.
    »Machen Sie mich los«, rief ich. »Sie haben keine Chance, Gerd.«
    »Ich heiße Katharina«, raunte es aus dem Dunkel. »Hast du das immer noch nicht begriffen?«
    Ich konnte ihn nicht sehen, erkannte aber seine Stimme wieder. Mir wurde klar, daß Diepeschrath seiner Mutter sehr ähnlich sah - bis auf die blonden Haare, die er von seinem Vater geerbt

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