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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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hellbraunen Kunstlederjacke ab, fand aber kein Feuer. Ich ging hinüber und half ihm mit meinem Feuerzeug aus. Er nickte kurz. Als ich nicht wegging, sah er mich mißtrauisch an.
    »Ich bringe Grüße von Herrn Diepeschrath«, sagte ich.
    Er zog an seiner Zigarette und blickte geradeaus. »Schönen Dank auch, Grüße zurück.« Seine Stimme klang extrem heiser, als würde jemand mit zwei Reibeisen Morsezeichen geben.
    »Sie sind doch Josef Schmitz?« fragte ich.
    »Erwin«, knirschte es aus seiner Kehle in Richtung des Wirts. »Bin ich Jupp Schmitz, oder wer bin ich? Sag mal!«
    »Ja, ja, du bist der Jupp Schmitz«, sagte der Mann hinter dem Tresen und zapfte ein weiteres Bier. Der Bauarbeiter am anderen Ende der Theke beobachtete uns interessiert.
    »Na also«, krächzte Schmitz und trank wieder einen Schluck Bier - einschließlich der gesamten Verköstigungsprozedur.
    »Sie kennen doch Rudolf Diepeschrath?« fragte ich.
    Schmitz sagte nichts und trank den Rest seines Biers aus. Diesmal kürzte er ab. Er fuhr sich schnell durchs Haar und verzichtete auf das Kauen.
    »Noch zwei Pils«, rief ich. Und fügte zu Schmitz gewandt hinzu: »Das geht auf mich.«
    Er sah mich mit verhangenen Augen an: »Was willst du eigentlich, Kleiner?«
    »Ich will Sie nur was fragen, das ist alles. Sie als Fachmann.«
    »So. Als Fachmann.« Er zog an seiner Zigarette. »Nun frag schon. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.« Die Bemerkung wirkte etwas lächerlich. Er machte nicht gerade den Eindruck, als hätte er es eilig.
    »Sie haben doch den Kiosk dahinten.«
    Er nickte. »Hat sich rumgesprochen, ja.«
    »Lohnt sich so was eigentlich?«
    Schmitz wischte sich durch die Haare und trank. »Für mich schon, Kleiner.«
    »Ich dachte, ich könnte so was auch aufmachen.«
    »Aber nicht hier, mein Junge.« Er lachte krächzend. »Hier am Bahnhof ist schon Jupp Schmitz. Such dir einen anderen. Aber eins sag ich dir: Einen Bahnhof brauchst du - sonst kommt keiner was kaufen.«
    Ich sagte eine Weile nichts und trank mein Bier.
    »Haben Sie das auch Gerd erzählt?«
    Schmitz wandte den Kopf und zeigte mir sein zerknittertes Gesicht. Er atmete den Rauch seiner Zigarette aus; er traf mich zusammen mit undefinierbarem Mief.
    »Welcher Gerd?«
    »Na, Gerd Diepeschrath. Ein alter Kumpel von mir. Durch ihn bin ich doch auf die Idee gekommen. Er hat mir gestern gesagt, Sie hätten sich neulich mit ihm und seinem Onkel getroffen.«
    »Hat er das gesagt. Ja, stimmt.«
    »Na ja, und da war’s darum gegangen, daß Gerd auch so was eröffnen will. Oder wollte er nur in das Geschäft seines Onkels einsteigen? Hab ich wohl nicht so richtig kapiert…«
    »Ja«, sagte Schmitz nur, und ich ließ ihn das Ganze erst mal eine Weile verarbeiten.
    »Ja, der Gerd«, sagte ich so vor mich hin. »Dabei hätte der es auf dem Bau richtig zu was bringen können.«
    Schmitz nickte.
    »Muskulös wie der ist. Der ist wie geschaffen für körperliche Arbeit. Wußten Sie, daß der vor fünf Jahren die Landesmeisterschaft gewonnen hat?«
    Schmitz sagte nichts. Ich phantasierte weiter.
    »Bodybuilding«, erklärte ich. »Haben Sie sich bestimmt gedacht. Sieht man ihm ja heute noch an. Ich war auch mal eine Weile im Verein, hat aber nichts gebracht. Sieht man auch gar nichts mehr von, haha.« Ich hob das Glas und trank.
    Schmitz ließ mich allein lachen, nickte mir zu und trank ebenfalls. Ich suchte nach meinen Zigaretten, fand aber keine. Wahrscheinlich hatte ich sie im Auto gelassen.
    Schmitz nickte immer noch. Sein Gesicht hellte sich plötzlich auf. »Ja, der Gerd. Dem sieht man direkt an, daß der was drauf hat. Sportlich, meine ich.«
    Er hob seine Camels auf, die auf dem Tresen lagen. »Nimm eine«, sagte er. Ich dankte, holte die vorletzte Zigarette heraus; er nahm die letzte. Ich gab uns beiden Feuer. Ich sah die leere Packung, und mir kam sie irgendwie komisch vor. Als hätte Camel sein Packungsdesign irgendwie verändert.
    »Tja, ich muß dann mal los«, sagte ich. »Ein Bahnhof in der Nähe. Danke für den Hinweis. Wirklich gut. Da erkennt man gleich den Fachmann.«
    Ich stieg von dem Barhocker herunter, sammelte Kleingeld aus der Tasche und legte es auf den Tresen. Schmitz blieb über sein Bier gebeugt sitzen. Ich verließ die Kneipe und rannte durch den Regen zum Auto.
    Ich zog das Handy heraus, um es noch einmal bei Daniel Manscheit zu versuchen. Ich wählte, und diesmal hatte ich Glück. Es klingelte ein paarmal, dann meldete sich eine Männerstimme. Im Hintergrund

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