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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Wiesental, auf dem sich ein unförmiger schmutziger Backsteinbau erhob. Das Anwesen sah aus, als hätte ein Riesenbaby mit seinen gigantischen Bauklötzen gespielt und sie auf der schönen Wiese in dem Flußtal vergessen. Ich entzifferte auf der Mauer den verwitterten Schriftzug »Defa Folien«. An der Einfahrt der alten Fabrik brachte ich den Wagen zum Stehen. Ärgerlich blickte ich dem grünen Fiesta hinterher, der auf der geraden Strecke beschleunigte und hinter der nächsten Kurve verschwand.
    Die Plastikflasche mit dem Öl war unter den Beifahrersitz gerutscht, aber dicht geblieben. Ich öffnete die Motorhaube und füllte den Rest ein. Sicher war das zu wenig, aber ich konnte wenigstens ein Stück weiterfahren. Angelika Diepeschrath würde ich natürlich nicht mehr einholen.
    Gemütlich fuhr ich auf der Landstraße weiter und fand kurz vor dem Ortseingang von Overath eine Tankstelle.
    »Das Auto muß dringend in die Werkstatt«, sagte der Tankwart, nachdem er prüfend den Ölmeßstab begutachtet hatte. »Damit würde ich nicht spaßen.«
    Ich ließ ihn eine neue Flasche einfüllen und kaufte noch eine dazu. An der Kasse befand sich neben Süßigkeiten, Zeitschriften, Feuerzeugen und anderem Kram ein kleiner Ständer mit Stadtplänen. Ich griff zu, fragte aber trotzdem, wo die Siegburger Straße war.
    »Sie stehen praktisch drauf«, sagte der Mann an der Kasse und tippte den Preis für den Stadtplan ein. »Die Bundesstraße hier. Das ist sie.«
    Als ich wieder im Freien war, sah ich mich um. Ein Stück von der Tankstelle entfernt befand sich ein zweistöckiges Wohnhaus, dessen weißer Rauhputz in ein schmutziges Grau übergegangen war. Es war von der Straße nur durch einen Parkplatz getrennt. Nach vorne raus gab es ein einziges kleines Fenster, daneben bestand ein Stück der Mauer aus Glasbausteinen. Auf dem Parkplatz befanden sich zwei Wagen. Ein kleiner Kombi mit der Aufschrift »Tabak & Süß GmbH«, und daneben ein Ford Fiesta. In Dunkelgrün.
     
    Es dauerte verdammt lange, bis Angelika Diepeschrath den Besuch bei ihrem Schwager beendet hatte. Zum Glück gab es in einem Seitensträßchen eine gute Beobachtungsposition, und ich hatte mich mit einer eingeschweißten Wurst aus der Tankstelle über den ärgsten Kohldampf hinweggerettet. Ich hoffte, daß die Batterie von Mannis Wagen in Ordnung war, denn ich vertrieb mir die Zeit damit, seine Kassetten weiter durchzuhören. Er hatte wirklich einen erlesenen Musikgeschmack. Neben Harpo und Abba fand ich die nicht mehr totzukriegende Stöhnnummer »Je t’aime« sowie Songs von Barry White und sogar von Udo Jürgens. Wahrscheinlich befanden sie sich nur im Wagen, um eine angenehme Atmosphäre für weibliche Fahrgäste zu schaffen. Manche Typen hatten solche Tricks natürlich nötig. Selbstverständlich war Manni nicht klar, daß sie nur funktionierten, wenn man vorher ein paar andere Maßnahmen ergriff. Das Auto aufräumen und den Innenraum säubern zum Beispiel.
    Irgendwann ging bei Rudolf Diepeschrath die Tür auf, und zwei Personen traten auf den Treppenabsatz, der hinunter zum Parkplatz führte. Ich registrierte, daß Angelika ihren Schwager nicht besonders herzlich verabschiedete, sondern nur matt die Hand hob und zu ihrem Wagen ging. Diepeschrath verschwand wieder und schloß die Tür.
    Ich wartete geduldig noch eine Viertelstunde, bevor ich rüberging. Kurz nachdem ich geklingelt hatte, öffnete Diepeschrath die Tür.
    Er sah seinem Bruder ziemlich ähnlich, war allerdings deutlich älter. Auch er hatte blonde Haare und ein grobschlächtiges Gesicht. Er trug eine Brille mit Chromgestell und einen braunen zweireihigen Anzug. Eine Rasierwasserfahne wehte mir entgegen.
    »Müller«, stellte ich mich der Einfachheit halber vor und streckte ihm die Hand hin. »Wir haben heute vormittag telefoniert.«
    Er nahm reflexartig meine Hand und dachte offensichtlich nach. »Müller? Daran kann ich mich nicht -«
    »Nein, nein, wir haben nicht persönlich miteinander gesprochen. Herr Maier von der Baufirma hatte Sie netterweise angerufen. Ich hatte ihn darum gebeten, wissen Sie. Es geht um das Office Equipment.«
    Plötzlich blitzte eine Erkenntnis in seinen Augen auf. »Office Equipment, soso«, sagte er und bat mich herein.
    Gleich neben dem Eingang gab es ein Büro mit einem ausladenden Schreibtisch, auf dem sich jede Menge Papiere und ein Laptop befanden. In den Ecken standen große Pappschilder mit Zigarettenwerbung herum, vor einem Aktenschrank sah ich einen

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