Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
bellte ein Hund. Diesmal würde ich es besser machen als bei Frau Kürten.
    »Hallo?«
    »Guten Abend, mein Name ist Rott. Entschuldigen Sie die späte Störung. Ich arbeite für eine Anwaltskanzlei in Bensberg und hätte eine Frage an Sie.«
    »Was für eine Frage?«
    »Wir haben erfahren, daß Sie vor kurzem ein Grundstück an den Bauunternehmer Achim Diepeschrath verkauft haben.«
    »Ha, vor kurzem ist gut, das ist ‘ne ganze Weile her.«
    »Wie auch immer. Wie Sie sicher aus der Zeitung wissen, ist Herr Diepeschrath ermordet worden.«
    »Viel weiß ich darüber nicht. Ich komme gerade aus dem Urlaub.«
    »Jedenfalls würde ich Ihnen gern ein paar Fragen zu diesem Geschäft stellen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Was wollen Sie wissen?«
    »Könnten wir uns darüber vielleicht bei Ihnen unterhalten? Ich würde zu Ihnen kommen. Es dauert nicht lange.«
    »Wie wär’s mit morgen? Zwei Uhr?«
    »Alles klar.«
    Wieder rollte das schwarze glänzende Band der Straße unter mir weg, und die Scheibenwischer quietschten im regelmäßigen Takt. Jupp Schmitz hatte Gerd Diepeschrath in seinem Leben noch nie gesehen, so viel war sicher. Ich starrte vor mich hin, und in derselben Frequenz, in der die Begrenzungspfosten an mir vorbeiflogen, klapperte ich ab, wer was gegen Achim Diepeschrath gehabt haben könnte.
    Volker Becker, wegen des Grundstücks.
    Seine Frau. Überhaupt und wegen der Scheidung. Aber die erbte ja die Schulden mit, also flog sie aus der Liste der Verdächtigen raus.
    Sein Sohn. Weil er wahrscheinlich nicht gerade eine gute Figur abgab als Bauunternehmerstammhalter. Aber war das ein Grund, den Vater umzubringen? Und wenn ja - warum erst jetzt? Warum nicht schon vor ein paar Jahren?
    Rudolf Diepeschrath. Weil der vielleicht mit seinem Bruder Geschäfte gemacht hatte, die einer Baufirma nicht besonders gut anstehen. Oder auch nicht. Süßigkeiten, Tabakwaren? Was war da schon groß dabei? Gab es in diesem Geschäft Kämpfe, bei denen Tote zurückblieben?
    Das Motiv! Ich nahm mir vor, auf das Motiv zu achten. Und dafür mußte ich alle noch mal abklopfen - vor allem die, deren Alibi am deutlichsten wackelte.
    Ich fuhr und fuhr und fuhr, und als ich schließlich wieder nach Bergisch Gladbach kam, hatte ich das Gefühl, in einem großen Kreis gefahren zu sein, aus dem es keinen Ausgang gab.
    *
    Das Restaurant Salzmühle war ein nettes Lokal, in dem sich die einzelnen Tische in kleinen Nischen befanden.
    Gleich am Eingang war aus Holz und Plastik ein mannshohes Mühlrad aufgebaut, an dem elektrisch hochgepumptes Wasser gluckernd herunterlief. An der Stirnseite prangte ein riesiges Gemälde, das dasselbe Motiv aufgriff. Es zeigte eine bunte Landschaft mit See, Mühle, Flüßchen und matschigen Wegen inklusive Pferdekarren, an dessen Seite ein Bauer mühlwärts zog.
    »Was darf es sein?« fragte der Kellner und fügte sogleich ein »Ah, Sie« hinzu. Es war Gerd Diepeschrath. Er trug das weiße Hemd und die schwarze Hose von heute morgen, dazu noch eine Weste.
    »Die Speisekarte«, sagte ich, »und zu trinken bitte ein Wasser.«
    Gerd Diepeschrath verschwand, ich sah mir das Gemälde noch ein bißchen an, dann stellte er das Wasser vor mir ab. Ich hatte keine Lust, die Speisekarte aufzuschlagen.
    »Was können Sie mir empfehlen?« fragte ich. Gerd Diepeschrath wirkte bei weitem nicht so nervös wie heute vormittag. Professionell leierte er seine Empfehlungen herunter. Darunter war auch Geschnetzeltes Zürcher Art. Eins meiner Lieblingsgerichte. Ich bestellte eine Portion trotz diverser BSE- sowie Maul- und Klauenseuchenwarnungen. Eigentlich hätten sie vor diesem Hintergrund den Preis runtersetzen können.
    Als er mit dem Essen kam, entschloß ich mich, die Unterhaltung zu eröffnen.
    »Bitte sehr, der Herr«, sagte er distanziert.
    »Sie sind am Sonntag nicht mit Ihrem Onkel zusammengewesen.« Ich stopfte mir die Serviette in den Kragen. Diepeschrath blieb stehen und hielt sich mit beiden Händen an der Tischkante fest.
    »Was haben Sie gesagt?«
    Ich hatte gerade ein Stück Geschnetzeltes in den Mund gesteckt und schluckte hinunter, bevor ich weitersprach. Diepeschrath wartete nervös.
    »Sie haben genau verstanden«, sagte ich. »Hm, gut das Essen.« Ich stach die Gabel in den Salat. Irgendwo rief jemand nach dem Ober.
    »Sie waren am Sonntag nicht bei Schmitz, und Sie waren auch nicht mit Ihrem Onkel zusammen, habe ich recht?«
    Diepeschrath brach der Schweiß aus. Er versuchte, unbefangen zu wirken. »Wie

Weitere Kostenlose Bücher