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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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gigantischen Mars-Riegel - so groß wie eine Tür und sehr appetitlich.
    »Sie handeln mit Süßigkeiten«, sagte ich heiter. »Das muß ja schön sein. Haben Sie sich mit diesem Beruf Ihren Kindheitstraum erfüllt?«
    »Nehmen Sie Platz«, sagte Diepeschrath nur, und ich setzte mich in einen der schwarzen Schwinger, die für Besucher gedacht waren. Er schloß mit einem deutlichen Knall die Tür und baute sich vor mir auf.
    »Und jetzt, mein Lieber, sagen Sie mal, was Sie wirklich wollen.«
    »Ich verstehe gar nicht, was Sie meinen.«
    Er beugte sich hinunter und legte seine Hand auf meine Schulter.
    »Nein, Herr Müller. Es ist umgekehrt. Ich weiß nicht, was Sie meinen. Und Sie werden es mir jetzt genau vorbuchstabieren. Wissen Sie, ich bin etwas schwer von Kapee.« Das Rasierwasser wurde aufdringlicher. »Also lassen Sie sich Zeit. Fangen Sie ganz von vorne an.«
    Ich schluckte und entschied, bei meiner Geschichte zu bleiben. Dabei hatte ich es ganz falsch angefangen. Ich hätte so tun sollen, als sei ich an ernsthaften Dingen interessiert, die die Baufirma betrafen, nicht an dem blöden Bürokram. Ich nahm es mir zu Herzen und baute meine Geschichte etwas aus.
    »Ich habe einen Tip gekriegt, daß Sie die Sachen aus der Baufirma verkaufen. Das Büromaterial und so weiter. Jetzt, wo Ihr Bruder doch tot ist… Mein herzliches Beileid übrigens.«
    Diepeschrath grinste, setzte sich an seinen Schreibtisch und zündete sich eine Zigarette an. Erst danach hielt er mir die Packung hin.
    »Da sage ich nicht nein«, erklärte ich freundlich. »Sie kriegen sie sicher zum Einkaufspreis, was? Beneidenswert.«
    Er sagte nichts und sah mich statt dessen prüfend an.
    »Vielleicht haben Sie ja auch andere Sachen aus der Baufirma zu verkaufen? Maschinen, Geräte und so weiter.«
    Er sagte immer noch nichts, und ich hatte das Gefühl, als warte er darauf, daß ich ein bestimmtes Wort sagte. Irgend etwas, mit dem sich die Türen öffnen konnten.
    »Sesam öffne dich«, murmelte ich vor mich hin.
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Ach nichts. Also. Was ist nun mit den Sachen aus der Firma?«
    »Was wollen Sie damit?« fragte er. »Haben Sie selbst ein Baugeschäft? Oder dealen sie mit gebrauchtem Zeug?«
    »Ich deale mit allem«, sagte ich, um mir weitere Möglichkeiten offen zu lassen.
    Diepeschrath stand auf und ging zum Fenster, das nach hinten hinausging. Der Teppichboden dämpfte seine Schritte.
    »Ist das da hinten Ihr Wagen? Der rote Golf mit Wuppertaler Kennzeichen?«
    »Ja.«
    Diepeschrath sah mich an und drückte seine Zigarette aus. »Hauen Sie ab. Wir kommen nicht ins Geschäft.«
    »Warum nicht? Weil ich aus Wuppertal bin?«
    »Weil mir die Sachen, die sie kaufen wollen, nicht gehören. Deshalb.«
    »Na und? Sie gehören Ihrer Schwägerin, das weiß ich doch. Ich kann sie ja selbst fragen.«
    »Das lassen Sie mal schön bleiben.«
    »Warum haben Sie nicht gleich gesagt, daß Sie über das Inventar gar nicht zu befinden haben? Das hätte uns beiden viel Zeit gespart.«
    »Sie gehen jetzt. Und Sie halten sich von meiner Schwägerin fern. Ist das klar?« Diepeschraths Gesichtsfarbe wurde rötlich.
    Er machte einen Schritt nach vorne und packte mich am Kragen. Er öffnete die Tür, schleppte mich über den Flur und schubste mich auf die Außentreppe. Meine Knie knallten auf den Granit.
    »Lassen Sie sich nicht wieder blicken. Ich warne Sie!«
    Ich rappelte mich auf und bekam gerade noch mit, wie er die Tür zuschlug.

5. Kapitel
    Es war sieben Uhr durch, und der Abend war hereingebrochen. Die Sonne lag hinter einer rosa gefärbten Schicht Wolken, die von Westen herangewandert kam und allmählich den Himmel überzog. Als ich gerade einen Kilometer gefahren war, sah ich feine Stäubchen im Licht der Autoscheinwerfer. Es begann zu nieseln.
    Die nächste Station hieß Engelskirchen. Die Karte hatte mich darüber aufgeklärt, daß es sich dabei um einen Ort ganz in der Nähe der A4 handelte. Dort besaß ein gewisser Josef Schmitz einen Kiosk. Und Josef Schmitz stand auf Rudolf Diepeschraths Kundenliste. Josef Schmitz hatte angeblich Gerd Diepeschrath am Abend des Mordes an Achim Diepeschrath berufliche Tips gegeben. Ehrlich gesagt - ich konnte mir Gerd Diepeschrath weder als Kioskbesitzer noch als Zigaretten- und Süßwarenvertreter vorstellen. Auch nicht als Arbeiter in einer Baufirma, was er ja offensichtlich gewesen war. Und Kellner? Das paßte zu dem Jungen erst recht nicht.
    Nach und nach versank das schöne Bergische Land in

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