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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Arbeiter kamen und klappten eine Rampe von der Ladefläche herunter. Von der Baustelle her kam mit ohrenbetäubendem Gerassel ein kleiner Bagger angefahren, der offenbar abtransportiert werden sollte. Die rotierenden Ketten des Fahrzeugs hinterließen auf der schmalen Straße eine lehmige Spur.
    Ich quetschte mich an der Aktion vorbei in Richtung Baustelle. Die schmale Stelle führte über eine Brücke, unter der ein Bach dahinfloß. An der Wasserseite des Fachwerkhauses konnte man noch die Aussparungen sehen, in denen sich irgendwann einmal ein Mühlrad gedreht haben mußte.
    Hinter der Brücke gelangte ich auf einen weiteren kleinen Platz. Links und rechts einer großen Kastanie standen sich zwei Mehrfamilienhäuser gegenüber, die gerade verputzt wurden. Überall lag Baumaterial herum, Arbeiter auf Gerüsten riefen sich irgendwas zu. Gegen das historische Mühlengebäude wirkten die Häuser geradezu wuchtig.
    Das Bauprojekt drängte sich eng an den dahinterliegenden Wald. Ein Fußweg führte zwischen die Bäume; daneben verdeckte ein gigantisches Schild mit einer schicken Architektenskizze und der Aufschrift die Sicht: »Wohnen am Landschaftsschutz«. Darunter Namen und Adressen von Banken und einer Immobilienfirma.
    Keine Rede von Diepeschrath. Er hatte sein Geschäft vor langer Zeit hundert Meter weiter gemacht. Die neue Generation nun suchte sich hier ihre Sahnestückchen. Und sie zwackte sich wieder ein bißchen mehr von der Natur ab. Hier ein bißchen, da ein bißchen - bis nichts mehr übrig blieb.
    Ich ging ein Stückchen durch den Wald, dem man so nahe auf die Pelle gerückt war. Auch hier herrschte nicht gerade der Frieden der unberührten Natur. Die breiten Wege waren von Spaziergängern, Fahrradfahrern und Joggern bevölkert. Kein Wunder: Es war das reinste Frühlingswetter.
    Um kurz vor zehn kam ich zurück zur Mühle. Der Tieflader mit dem Bagger war verschwunden. Auf der anderen Seite des Baches standen noch immer die parkenden Autos.
    Ich spitzte die Ohren, weil aus irgendeinem der nahe gelegenen Häuser Musik kam. Eine Frau sang, und es klang ein bißchen wie in der Oper. Nur das Orchester fehlte. Plötzlich brach der Gesang ab, setzte kurz darauf jedoch wieder ein.
    Ein kleiner Schatten löste sich unter einem der parkenden Autos, lief schnurstracks von links nach rechts über die Straße und sprang auf den Pfosten eines Gartenzauns. Es war eine Katze mit dunklem Fell. Ein Glück, daß ich nicht abergläubisch war: Eine schwarze Katze, die freitags von links nach rechts den Weg kreuzt; das war ja das Schlimmste, was einem passieren konnte. Was wohl diese Morgana dazu gesagt hätte?
    Das Tier wandte sich von seinem erhöhten Posten um, sah mich an und erstarrte mitten in der Bewegung. Die Katze war gar nicht ganz schwarz. Die dunkle Farbe ihres Fells war an vielen Stellen von hellem Braun unterbrochen. Madämchen, dachte ich. Sie sieht genauso aus wie Madämchen -eine Katze, die mir in Wuppertal zugelaufen war. Leider lebte sie nicht mehr; sie war umgekommen, als ich in den Fall mit der Toten vom Johannisberg verwickelt wurde.
    Sie bewegte sich keinen Millimeter und sah mich nur aufmerksam an -reglos wie eine Porzellanfigur. Als ich langsam ein paar Schritte weiterging, öffnete sich plötzlich eine Haustür, und eine dunkelhaarige Frau sah heraus.
    »Komm, Tüffel, komm rein«, rief sie.
    Die Katze sprang von dem Pfosten, maunzte kurz und lief den Fußweg entlang in Richtung Hauseingang. Dort quetschte sie sich hindurch; die Tür schloß sich wieder. Ich ging zum Wagen zurück.
    Tüffel - was für ein doofer Name!
    Mittlerweile war es Viertel nach zehn. Höchste Zeit, daß ich mich auf den Weg machte.
    *
    Um zwanzig vor elf parkte ich auf Vogts Kundenparkplatz.
    »Der Chef wartet schon auf Sie«, sagte Fräulein Schmidt. Ich nickte im Vorbeigehen den Fischen zu, die mich aus dem Aquarium anglotzten, und ging in Vogts Büro.
    »Ziemlich viel los auf der Straße«, sagte ich.
    Der Rechtsanwalt saß hinter seinem Schreibtisch und blätterte in einem Aktenordner. Er sah zerstreut auf und winkte ab. »Schon gut. Setzen Sie sich. Kommen wir gleich zur Sache.« Er schlug die Mappe zu und schob sie weg. »Wenn ich das richtig sehe, entscheiden wir heute, ob Sie weiter an dem Fall dranbleiben, oder?«
    Ich nickte.
    »Sind Sie denn in der Sache mit dem Benzinkanister weitergekommen?«
    »Nein.«
    »Haben Sie einen anderen Verdächtigen, den wir der Polizei präsentieren können?«
    »Verdächtige haben wir

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