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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Wagen und wollte zurück zu Theresas Haus fahren, doch unterwegs überlegte ich es mir anders und kurvte noch ein bißchen durch die Stadt. Dabei dachte ich darüber nach, was ich erlebt hatte. Und dann fiel mir ein, daß Vogt morgen vormittag meinen Bericht haben wollte.
     
    Ich suchte die Herz-Jesu-Kirche, die sich angeblich an dem Leidensort verbrannter Frauen befand, und war enttäuscht. Die Kirche war ein modernes Betonding, das mehr nach Berliner Mauer als nach einem Gotteshaus aussah.
    Immerhin gab es an der Straße Laternenbeleuchtung. So stellte ich den Wagen ab, nahm mein Notizbuch und versuchte, mir im funzeligen Licht Notizen für einen Bericht aus den Fingern zu saugen. Verbrannte Hexen -verbrannter Diepeschrath. Ob diese Parallele etwas zu bedeuten hatte? Ich schüttelte den Kopf, während ich weiterkritzelte. Das würde bedeuten, daß Diepeschrath einem geplanten Verbrechen zum Opfer gefallen war -und das, wo niemand auch nur eine Viertelstunde vorher wissen konnte, daß er dort unten auftauchen würde.
    Und wenn man ihn die ganze Zeit schon verfolgt hatte?
    Aber warum? Wo war das Motiv? Diese sogenannten Hexen hatten ja ihre Methode gefunden, mit den Bedürfnissen des Herrn Frauenverschleißers umzugehen - ich hatte es eben selbst gehört.
    Vielleicht hatten sie mit ihren Glaskugeln in die Zukunft gesehen? Und waren dann in den Wald gefahren, hatten Diepeschrath abgefangen und gemeinsam umgelegt. Wahrscheinlich waren diese modernen Hexen im Besitz einer Autoglaskugel, die vielleicht so ähnlich befestigt war wie der Kompaß in Mannis Golf. Damit man auch unterwegs in die Zukunft schauen konnte. Oder das erfuhr, was es sonst noch so Interessantes zu wissen gab. Eine Hexenglaskugel - das Internet des späten Mittelalters! Ob es vielleicht eine Internet-Seite für Hexen gab? Wo man über eine Webcam auf eine magische Glaskugel gucken konnte?
    Ich hing meinen Gedanken nach und stellte fest, daß trotz allem immer noch das Motiv fehlte. Warum mußte Achim Diepeschrath sterben?
    Ich steckte das Büchlein ein und fuhr zum Gästehaus Heilig.
     
    An der Haustür empfing mich ein mit Tesafilm aufgeklebter Zettel, auf den Theresa mit dickem Filzstift geschrieben hatte: »Bin schon schlafen gegangen. Wenn du reinwillst, schau dich um. Was es bald im Wald in Scharen gibt, beherbergt den Schlüssel.«
    So ein Rätsel hatte mir gerade noch gefehlt. Die Frau hatte wirklich einen Detektiv-Fimmel! Ich sah mich um, kam aber nicht darauf, was Theresa meinte. Ich ging die Treppe zur Straße hinunter und warf einen Blick in den Vorgarten. Da gab es nichts als einen Streifen Rasen mit einem Mäuerchen. Fehlanzeige. Ich ging um das Haus herum in den Garten. Es war stockdunkel. Morgens hatte ich durch das Fenster meines Zimmer hier nichts als eine verwilderte Fläche gesehen. Mir fiel ein, daß weiter hinten eine Bank stand. Während sich meine Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnten, bahnte ich mir einen Weg durch herumliegende Äste und an Büschen vorbei. Vor mir lag eine pechschwarze Wand - wahrscheinlich die Tannen, die das Grundstück begrenzten.
    Da sah ich etwas Helles, Kleines. Ich machte ein paar Schritte und befühlte, was sich da vor mir befand. Erst ertasteten meine Finger feuchtes Holz - die Sitzfläche der Bank. Dann bekam ich etwas anderes zu fassen. Etwas aus Kunststoff. Ich nahm es und trug es nach vorne zum Licht der Straßenlampe. Es war ein kleiner Lkw aus Plastik. Ein Kinderspielzeug. In der Ladefläche befand sich Laub und ein bißchen Erde. Ich kippte alles auf den Gehsteig. Etwas klingelte hell. Der Schlüssel.

6. Kapitel
    »Einbrecher wären sicher genauso schlau gewesen«, sagte ich, als ich am nächsten Morgen in die Küche kam.
    Der Raum war kaum wiederzuerkennen. Alle Einbauelemente waren da, wo sie hingehörten. An der Wand, die Theresa gestern früh gestrichen hatte, lief eine helle Holzfläche entlang, die neben dem Fenster zum Garten an einem metallfarbenen Riesenkühlschrank endete. Darunter fügten sich Schränke aneinander. Es gab eine Spülmaschine und einen Herd mit dunklem Ceranfeld. Die Plastikfolie auf dem Boden war verschwunden, die hellen Dielen leuchteten frisch in der Frühlingssonne.
    »Meinst du wirklich?« Theresa machte ein enttäuschtes Gesicht. »Und ich dachte, mein Rätsel sei so raffiniert gewesen.«
    »Wann sind denn die Geräte gekommen? Die Spülmaschine, der Herd und so weiter?«
    »Gestern mittag. Und am Nachmittag habe ich alles zusammengebaut.«
    »Perfekt«,

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