Flammentod
einige. Ich möchte aus ihnen aber nachweisbare Täter machen. Und so weit bin ich noch nicht.«
Vogt stand auf und ging nervös hin und her.
»Am besten, ich berichte Ihnen das mal kurz«, schlug ich vor.
Vogt seufzte und stützte sich im Stehen auf seinen Schreibtisch. Sein karierter Schlips, der etwas zu kurz gebunden war, baumelte hin und her wie ein Hypnotisierpendel. »Na gut, aber ich hoffe, es ist etwas Passables unter Ihren Erkenntnissen. Ich habe nämlich so ein Gefühl, daß wir das sehr bald brauchen werden.«
»Wie meinen Sie das?«
Er stellte sich wieder aufrecht und fuhr sich durch die Haare. Der Schlips lag wieder plan an. »Ich habe heute morgen mit der Staatsanwaltschaft in Köln gesprochen. Die sind sehr zuversichtlich, Herrn Becker irgendwas anhängen zu können.«
»Vielleicht haben sie geblufft.«
»Bestimmt nicht. Irgend etwas läuft da. Wahrscheinlich haben sie einen Hinweis, den sie jetzt noch prüfen. Und dann lassen sie ihn hochgehen wie eine Bombe.«
»Warten wir’s ab.«
Vogt sah mich streng an. Ich konnte genau verfolgen, wie sich die Augenbrauen in Zeitlupe zu kleinen Dreiecken zuspitzten.
»Abwarten? Herr Rott, ich bitte Sie! Wir sind die Maus, die in die Ecke gedrängt vor der Katze sitzt. Die wartet auch - nämlich darauf, daß die Katze zugreift.«
»Kafka«, sagte ich.
»Wie bitte?«
»Das ist eine Geschichte von Franz Kafka, die sie mir da erzählen.«
Er guckte irritiert. »Was? Ach so, ja - kann sein. Aber das steht nun wirklich nicht zur Diskussion. Seien Sie sich im klaren darüber, daß der Staatsanwalt jeden Moment hier anrufen und mir einen Haftbefehl präsentieren kann. Also fangen Sie an. Bitte.« Vogt ließ sich in seinen Bürosessel fallen wie einer, der einen Fußmarsch von zwanzig Kilometern hinter sich hat.
Ich berichtete und ließ nichts aus. Besonders ausführlich ging ich darauf ein, daß irgend etwas mit den Alibis von Rudolf Diepeschrath, Gerd Diepeschrath und diesem Josef Schmitz nicht stimmte.
»Könnte man da nicht anknüpfen?« fragte Vogt.
»In gut zwei Stunden habe ich einen Termin mit Daniel Manscheit. Wenn ich mit ihm gesprochen habe, wissen wir sicher mehr.«
»Wer ist das nun wieder?«
»Er hat Achim Diepeschrath vor einiger Zeit ein Grundstück verkauft, das ganz in der Nähe von dem liegt, das Diepeschrath von Volker Becker haben wollte. Ich will wissen, was Diepeschrath mit so einem aufgekauften Grundstück anfängt. Bis jetzt habe ich noch keine Hinweise darauf, welche Art von Geschäften er überhaupt gemacht hat. Sicher ist: Baugeschäfte waren es nicht, denn seine Firma war praktisch pleite. Trotzdem scheint er genug Geld für Beckers Grundstück gehabt zu haben. Außerdem kommen mir die drei Frauen aus dem Hexenladen komisch vor.«
Vogt nickte.
»Die Art, wie Diepeschrath umgekommen ist, deutet auf einen Racheakt oder ähnliches hin«, fuhr ich fort. »Die näheren Umstände aber sprechen dagegen. Diepeschrath war, soviel wir wissen, zufällig an diesem Ort. Keine gute Grundlage für eine geplante Rache.«
Vogt stand wieder auf und ging zum Fenster. »Was ist eigentlich mit der Aussage von diesem Keller?«
»Darauf wollte ich gerade kommen. Offiziell war Gerd Diepeschrath an dem Abend unterwegs, seine Mutter in Köln. Keller hat ausgesagt, daß eine Frau oder sogar zwei Frauen in Angelika und Gerd Diepeschraths Wohnung waren. Eine der Frauen fuhr einen blauen Smart - so wie diese sogenannte Morgana. Nehmen wir an, die offizielle Aussage stimmt insofern, daß Angelika und Gerd weg waren - was hat dann diese Morgana in der Wohnung gemacht? Und wenn noch jemand da war - mit wem war sie zusammen? Nehmen wir nun an, Angelika oder Gerd oder beide waren nicht in Köln beziehungsweise mit Diepeschraths Bruder und diesem Schmitz zusammen, sondern haben - einer von beiden oder gemeinsam -Diepeschrath ermordet. Wo ist das Motiv? Angelika wollte sich scheiden lassen - sie hatte überhaupt keinen Grund, nun als Erbin einer verschuldeten Firma dazustehen. Und Gerd? Der hatte keinen Grund, die Tat zu begehen.«
»Sagten Sie nicht, er haßte seinen Vater?«
»Das hat er auch schon Vorjahren getan. Das reicht nicht. Irgend etwas Besonderes müßte an diesem Abend geschehen sein.«
»Und was ist mit der dritten Dame? Der angeblichen Freundin von Gerd Diepeschrath?«
»Nie und nimmer ist die wirklich mit diesem Jüngelchen zusammen. Vor allem nicht bei dem Gewerbe. Außerdem hat der Arbeiter behauptet, er sei schwul. Gut - das heißt
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