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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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den Bademantel klaffen, unter dem sie nichts trug als wahrscheinlich eine Körperlotion.
    »Komm rein«, sagte sie nur.
    »Ich wußte gar nicht, daß du deine Kohle neuerdings in deiner Bademanteltasche aufbewahrst«, wunderte ich mich und stellte fest, daß Juttas Zimmer kein Zimmer war, sondern eine Suite. Es ging einen kurzen Gang entlang, der in ein kleines Wohnzimmer führte. Antike Kommoden mit kostbaren Einlegearbeiten und geschwungenen Beinen, ein Wohnzimmertisch mit gläserner Platte, das Ganze auf dicken Teppichen, ergaben ein nobles Ambiente. Der Raum war eines der in Hotels so begehrten Eckzimmer. An zwei Wänden gab es Fenster; die Aussicht übertraf den Blick aus Vogts Büro bei weitem.
    Auf einem der Sessel lag eine große weiße Kugel. Ich betrachtete sie eine Weile und stellte ziemlich spät fest, daß es sich um Juttas Motorradhelm handelte.
    »Das hier ist die höchste Erhebung Bensbergs«, dozierte Jutta. »Schon Goethe ist hierhergereist, um die Aussicht zu genießen.«
    »Was du nicht sagst.« Ich ließ mich auf die Couch hinter dem Glastisch fallen und versank förmlich darin.
    »Du bist hier in einem der größten Barockschlösser Deutschlands. Seine Geschichte geht auf das frühe achtzehnte. Jahrhundert zurück. Gebaut wurde es für Fürst Johann Wilhelm den Zweiten, den sie hier in Gladbach immer Jan Weilern nannten.«
    »Das hast du aber brav gelernt«, lobte ich. »Und was kostet die Bude? Zweitausend Mark die Nacht?«
    »Wir wollen mal nicht übertreiben. Das ist nur eine Juniorsuite. Gewissermaßen ein Sonderangebot. Siebenhundertneunzig. Die Präsidentensuite für dreitausend ist leider belegt.«
    »Ach, und dazwischen gab es nichts? Ich meine zwischen der Supersuite und dieser Abstellkammer?«
    »Läster du nur. Ich habe meine Gründe. Komm mal mit.«
    Sie ging auf die andere Seite des Raumes. Dort befand sich zwei Stufen erhöht ein gigantisches Bett. Jutta nahm Platz.
    »Setz dich«, sagte sie und tätschelte mit der Hand auf die Tagesdecke. Ich folgte der Aufforderung. »Und jetzt guck mal geradeaus.« Ich tat es. Der Blick ging genau auf eines der großen Fenster.
    »Nette Aussicht«, stellte ich fest. »Na und?«
    »›Nette Aussicht‹, sagst du? Mensch, man kann vom Bett aus den Kölner Dom sehen! Stell dir vor, was das für ein toller Moment ist, wenn man morgens die Augen aufschlägt.«
    Ich versuchte, die typischen Spitzen der Kathedrale zu entdecken, aber es gelang mir nicht. »Also entweder ich brauche eine Brille oder …«
    »Na ja, heute ist es ein bißchen diesig. Aber sonst…«
    »Na toll«, sagte ich. »Dann müßten sie den Preis wegen schlechten Wetters eigentlich drastisch senken, oder?«
    Jutta schüttelte tadelnd den Kopf - wie eine Kunstkritikerin, die nicht begreift, daß man hinter drei schwarzen parallelen Linien auf weißer Leinwand nichts anderes sieht als drei schwarze parallele Linien auf weißer Leinwand. Sie ließ sich nach hinten auf das Bett fallen; der Bademantel rutschte vollends zur Seite, und einen Moment kam es mir vor, als sei Juttas Körper von weißem Schaum umflossen.
    »Ach Remi«, seufzte sie. »In der Karibik war es so langweilig. In meiner Reisegruppe war ein Ehepaar aus Köln. Der Mann war so was von gutaussehend, aber es war einfach nichts zu machen. Er war von der Frau nicht loszueisen.«
    »Na so ein Pech.«
    »Aber als wir abends an der Bar saßen, hat er mir erzählt, daß vor ein paar Monaten dieses Hotel hier eröffnet hat, und da habe ich mir gedacht -«
    »Weil auch sonst mit den Männern in der Karibik nichts los war, dachtest du, fährst du mal nach Bensberg. Und läßt die soundsoviel tausend Mark, die die Reise gekostet hat, einfach sausen.«
    »Genau. Was habe ich von einer Reise, die keinen Spaß macht? Was ist schon Geld gegen vergeudete Lebenszeit? Du hast doch deinen Fall noch nicht gelöst. So kann ich dir ein bißchen helfen. Und gleichzeitig hier ein wenig Luxus genießen. Hach, du weißt ja - so eine luxuriöse Umgebung, die macht mich immer so … so …« Ihre Stimme wurde zittrig.
    »Sag es nicht«, unterbrach ich und stand auf.
    Jutta setzte sich gerade hin und machte ein beleidigtes Gesicht. »Ich dachte, du freust dich!«
    Ich sagte nichts und ging zum Wohnzimmertisch zurück. In der Mitte stand ein großer Teller mit Obst. Ich nahm einen glänzenden rotbackigen Apfel und biß hinein.
    »Wenn du mir schon helfen willst«, sagte ich kauend, »dann laß dir erst mal erklären, was hier los ist.«
    Eine

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