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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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so vor: Du fährst mit deiner Enduro nach Hoffnungsthal, besuchst diesen Laden, tust so, als wolltest du was kaufen, und fängst mit den Weibern vertrauliche Gespräche an. Du weißt schon. Was du da eben so abgelassen hast. Schwingungen, jenseits des Verstandes - das ist genau das Richtige.«
    »Und du?«
    »Ich habe um zwei einen Termin mit Daniel Manscheit, schon vergessen? Der wird mir vielleicht was darüber erzählen, wie es war, mit Diepeschrath Geschäfte zu machen.«
    Jutta zog eine Schnute. Ich sah, wie es in ihr arbeitete, denn sie wollte unbedingt das letzte Wort haben.
    »Alles klar«, sagte sie. »Aber jetzt will ich noch etwas sehen.«
    »Und was?«
    »Na, den Tatort - was hast du denn gedacht?«
    *
    Das gelbe Kleid war wieder in den Schrank gewandert. Jutta hatte sich in schwarzlederne Motorradklamotten geworfen, und ich war im Wagen vor ihr hergefahren. Als wir auf dem Spaziergängerparkplatz ankamen, dachte ich schon, sie wolle mit ihrer Maschine durch den Wald brettern. Ich hätte ihr das ohne weiteres zugetraut, aber sie zeigte sich einsichtig. Wir ließen die Fahrzeuge auf dem Parkplatz stehen. Dann wanderten wir das Stück in den Königsforst hinein und gelangten zu der bemoosten Brücke, auf der Diepeschrath gelegen hatte. Außer uns war kein Mensch zu sehen.
    »Na, was sagen deine weiblichen Instinkte zu dieser Gegend? Moment, vielleicht wissen sie mehr, wenn ich dir zeige, von wo Diepeschrath wahrscheinlich gekommen ist.«
    Ich ging den asphaltierten Rennweg weiter und zeigte Jutta den Zaun mit der Metalltür, die auch diesmal offen stand.
    »Wofür wohl die Tür ist?« fragte sie.
    »Keine Ahnung. Vielleicht für Leute, die hier im Wald verschwinden wollen.«
    Wir schlenderten zurück zu der Brücke. Jutta ging den Weg weiter.
    »Eigenartig«, sagte sie. »Seit wir herkamen, hat sich der Wald nach und nach verändert. Andere Bäume, anderer Boden. Mehr Wasser, oder vielmehr Sumpf. Man könnte auch sagen: Die Gegend hier ist ein bißchen wilder. Sie weicht vom spießigen Sonntagsspaziergangswald etwas ab. Findest du nicht?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Stimmt schon. Aber meinst du, daß das eine Rolle spielt?«
    »Alles kann eine Rolle spielen.«
    »Aber doch nicht hier«, sagte ich. »Diepeschrath kam zufällig vorbei.«
    Jutta schüttelte den Kopf und sah sich weiter um. Um uns herum gluckerten Bäche.
    »Dann kann ich auch gleich Beckers Aussage anzweifeln«, sagte ich und kickte gegen einen Ast, der vor mir auf dem Asphalt lag. »Dann war es eben doch Becker. Basta. Was sollen wir da noch groß ermitteln?«
    »Gib mir mal die Karte«, sagte Jutta.
    Ich reichte sie ihr. Sie faltete das Riesenpapier auseinander und breitete es auf dem geteerten Untergrund aus.
    »Was hast du da umkringelt?« fragte sie.
    »Auf der Karte hat mir Vogt die wichtigsten Schauplätze markiert. Da ist einmal die Fundstelle der Leiche hier; die Gegend heißt übrigens Ohlenbruch. Dann Diepeschraths Haus und die Grundstücke in Lückerath. Mensch, da fällt mir ein: Wie spät ist es eigentlich? Ich muß zu Manscheit.« Ich sah auf die Uhr; es war kurz vor halb zwei. Noch Zeit genug.
    Jutta hob die Karte vom Boden auf und faltete sie so zusammen, daß der Tatort darauf weiter sichtbar blieb. »Das hat Vogt mit einem ziemlich dicken Filzstift gemacht«, stellte sie fest. Ich nickte.
    »Typisch Mann«, sagte Jutta. »So kann man natürlich die besten Hinweise zerstören. Mensch, wie kann man nur so doof sein.«
    »Was soll das heißen? Könntest du mal erklären, was du damit meinst?«
    Jutta sagte nichts und ging weiter; nicht in die Richtung der Metalltür, sondern entgegengesetzt zur Kreuzung hin. Genau auf dem Schnittpunkt der Wege blieb sie stehen und sah sich noch einmal die Karte an. Sie hielt sie dicht vors Gesicht wie eine extrem Kurzsichtige, die ihre Brille vergessen hat. Dann marschierte sie schnurstracks los in Richtung Unterholz. Nur wenige Meter weiter gab es eine dichte Front aus Buschwerk. Jutta stakste hindurch, umkreiste herabgefallene Äste und drehte sich dann zu mir um.
    »Was soll denn das jetzt? Willst du eine Expedition in den Königsforst machen oder was?« rief ich.
    »Komm mal her.« Sie winkte. Als ich sie erreichte, zeigte sie auf eine Lücke zwischen den Büschen. Dahinter ging es ein wenig bergab, dann folgte eine grüne glatte Fläche.
    »Ein Tümpel«, sagte ich. »Sehr interessant. Na und?«
    »Dann schau mal hier, du Meisterdetektiv. Kannst du das lesen?« Sie hielt mir den Plan

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