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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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hin, und ich starrte genau auf den von Vogt gemalten Kringel.
    »Was soll ich lesen können?«
    »Versuch mal zu entziffern, was unter dem Kringel steht. Etwas rechts davon.«
    »Mensch, du machst es aber spannend.« Am rechten Rand des Kringels tauchten die Buchstaben »eich« aus der Filzstiftspur auf.
    »Da steht ›Teich‹«, sagte ich. »Logisch. Da ist ja auch einer.«
    »Da steht aber noch mehr! Schau doch mal genau hin. Das ›T‹ von ›Teich‹ ist klein geschrieben. Da steht noch was davor.«
    Ich glotzte auf den Plan. An einer Stelle hatte Vogt nicht so fest aufgedrückt, und man konnte mit Mühe erkennen, daß vor »teich« noch mehr Buchstaben standen.
    Ich drehte die Karte ein bißchen besser ins Licht, und plötzlich konnte ich die Schrift entziffern.
    »Das gibt’s doch nicht«, sagte ich.
    »Das gibt’s doch«, beharrte Jutta. »Ich sag doch: Du bist mitten in einem schönen Frauenthema. Der Teich heißt nämlich ›Hexenteich‹!«

7. Kapitel
    Ich parkte den Wagen in einer schmalen Straße neben einer Gaststätte, die »Zur alten Stadtgrenze« hieß. Erst wußte ich nicht, was dieser Name bedeuten sollte, dann fiel mir ein, daß ich mich genau zwischen Bergisch Gladbach und Bensberg befand. Vogt hatte mir erklärt, daß die beiden Ortsteile einmal getrennte Städte gewesen waren.
    Daniel Manscheit wohnte ein Stückchen weiter - in einem kleinen Haus, das schief gegen eine Kreuzung gebaut war und dessen Fenster von leuchtend blauen Schlagläden eingefaßt waren. Offenbar hatte es das Gebäude schon gegeben, bevor die Straßenplaner den Verlauf der Wege festlegten, und so hatte es bis heute Selbstbewußtsein gegen genormte Fassadenfluchten bewahrt.
    Als ich klingelte, begann drinnen ein Hund zu bellen, und gleich darauf hörte ich eine beschwichtigende männliche Stimme. Als geöffnet wurde, sah ich einen Mann, der sich zu einem Rottweiler hinunterbeugte und ihn am Halsband im Zaum hielt. Der Hund bellte ohrenbetäubend.
    »Keine Sorge«, schrie der Mann. »Der ist immer ein bißchen aufgeregt, wenn Besuch kommt. Still, Harry, sei endlich still, verdammt noch mal!« Er sah zu mir auf. »Sie sind bestimmt Herr Rott.«
    »Exakt. Und Sie Herr Manscheit.«
    Er nickte. »Entschuldigen Sie, daß ich Ihnen nicht die Hand gebe«, rief er durch das Getöse. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, verbinden wir unser Gespräch mit einem kleinen Spaziergang. Der Hund muß sowieso raus. Warten Sie einen Moment, ich hole nur die Leine.«
    »Kein Problem«, sagte ich und trat einen Schritt zurück, denn der Hund tänzelte mir voller Tatendrang entgegen. Manscheit langte mit der linken Hand hinter die Tür, holte einen langen Lederriemen mit einem Karabinerhaken hervor und befestigte ihn am Halsband des Tieres. Offensichtlich hatte er sich schon auf den kleinen Gang vorbereitet. Er trug derbe Stiefel und eine Lederjacke über einem dunkelroten Flanellhemd. Zur Krönung setzte er noch einen Wildlederhut auf. In diesem Aufzug wäre er ohne weiteres als Holzfäller aus Montana durchgegangen. Ich schätzte ihn auf Ende fünfzig, und ich fragte mich, was er wohl beruflich machte.
    Der Hund wußte genau, wo es langging. Hechelnd zog er sein Herrchen die Straße entlang und hielt dabei die Leine straff.
    »Was wollen Sie denn nun eigentlich von mir wissen? Wie haben Sie noch gesagt? Sie arbeiten für einen Anwalt?«
    Ich nickte. »Wissen Sie etwas darüber, daß Achim Diepeschrath hier in der Nähe Grundstücke kaufen wollte? Soviel ich weiß, haben Sie selbst ja auch mit ihm ein Geschäft dieser Art gemacht.«
    Manscheit schaute zu mir herüber, während wir weitergingen, und grinste. »Mir können Sie nichts vormachen. Ich war selbst bei der Justiz tätig.«
    »Staatsanwalt oder Anwalt?«
    »Richter beim Verwaltungsgericht. Ich habe mich vor einem Jahr frühpensionieren lassen. Sie sind Privatdetektiv, stimmt’s?«
    »Sie haben es erfaßt.«
    »Ich kenne Leute wie Sie. Keine Sorge, ich werde Ihnen helfen, wenn ich kann. Ich habe einen Bekannten, auf dessen Grundstück Diepeschrath scharf war.«
    »Volker Becker«, warf ich ein.
    »Ganz genau. Hat er denn mit dem Mordfall etwas zu tun?«
    »Nein - wenn ich meine Sache gut mache.«
    Wir hatten die Häusergruppe, in der sich Manscheits Zuhause und die Gaststätte befanden, verlassen und waren an eine Weide gelangt, auf der ein paar Ponys grasten.
    Gegenüber standen noch Häuser, doch dann begann auch auf dieser Seite der Straße eingezäuntes Grasland. Vorne war es offen;

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