Flammentod
schlimme Geschichte und ziemlich bekannt im Bergischen.«
»Und wie kommt jetzt der Hexenteich ins Spiel?«
Von Berg kratzte sich am Kopf und schaute nachdenklich drein. »Da bin ich mir nicht so ganz sicher. Aber ich habe einen bestimmten Verdacht. Haben Sie einen Stadtplan von Bergisch Gladbach?«
Ich zog die Karte heraus und entfaltete sie.
»Sie müßten sich das noch mal genauer ansehen - am besten natürlich auf alten Karten. Die Akten sagen, daß Katharina Scheuer in Lustheide hingerichtet wurde. Das ist heute ein Teil von Refrath - praktisch der südliche Streifen zur Autobahn hin. Diese Gegend war zur damaligen Zeit noch Wald und Wiese. Was es sicher schon gab, war die heute noch schnurgerade Straße nach Köln.«
»Wieso haben sie die Hexe nicht auf dem Marktplatz verbrannt, wie es üblich war?«
Er schüttelte den Kopf. »Sie wissen nicht viel darüber, was? Hexen wurden nicht auf öffentlichen Plätzen hingerichtet. Man suchte sich Orte in Grenznähe, möglichst eine Stelle, an der man keine Landwirtschaft betreiben konnte - entweder weil der Boden zu schlecht oder moorig war.«
»Sie meinen Morast?«
»Exakt. Ich kenne nun diese Gegend da an dem Teich nicht so gut, aber hier steht was von ›Ohlenbruch‹, und ich gehe davon aus, daß es dort ziemlich sumpfig ist.«
»Stimmt.«
»Man hat die Hexen deswegen dort umgebracht, weil man fürchtete, ihr Geist könnte Rache nehmen und Wanderer umbringen oder den Boden verhexen. Nun heißt es weiter in den alten Akten, die Hinrichtungsstätte der Katharina Scheuer hätte in der Nähe eines sogenannten ›Steinbrückchens‹ gelegen.«
»Brücken gibt’s da.«
»Und was es vor allem gibt, sind dieselben Bäche wie damals. Und über einen davon könnte das sogenannte Steinbrückchen geführt haben.«
»Das bedeutet?«
»Das bedeutet, in der Nähe des Hexenteichs könnte die Hinrichtungsstätte gewesen sein. So ganz genau ist das nicht überliefert.«
»Hm - es könnte aber sein, daß jemand glaubt, es sei die Hinrichtungsstätte, oder?«
Von Berg sah mich prüfend an. »Ja. Das könnte allerdings jemand glauben. Die Leute glauben so einiges.«
»Aber wenn der Teich schon Hexenteich heißt, müßte er doch auch in alten Karten als Hexenteich eingetragen sein.«
»Das kann ich nicht sagen. Ich rate Ihnen, ins Stadtarchiv zu gehen. Die Adresse kann ich Ihnen geben. Die haben am Montag wieder auf. Schauen Sie sich alte Karten an und überprüfen Sie, ob der Teich drauf ist. Wenn ja, wissen Sie mehr. Vielleicht finden Sie ja auch das Brückchen. Dann haben Sie den Platz. Wenn Sie Erfolg haben, sagen Sie mir Bescheid. Das Ergebnis würde mich sehr interessieren.« Er sah mich etwas strenger an. »Sie als Unternehmensberater haben ja sicher sowieso nicht so viel davon.«
Ich hatte mich gerade in Theresas Bus gesetzt, war rückwärts aus von Bergs Ausfahrt herausgefahren und auf die Hauptstraße Richtung Bergisch Gladbach eingebogen, da klingelte das Handy. Ich fuhr rechts ran und kam genau neben der kleinen Burg zu stehen, die mir schon auf der Hinfahrt aufgefallen war. Mein Blick fiel auf eine altmodische Inschrift über dem Eingang. Ich las: »Burg Zweiffel«. Ich nahm das Handy aus der Tasche und drückte auf den Knopf mit dem Telefonhörer.
»Rott.«
»Vogt hier. Volker Becker ist festgenommen worden.«
»Verdammt. Warum das denn jetzt?«
»Ganz einfach«, sagte Vogt, und ich merkte, wie seine Stimme einen süffisanten Ton bekam. »Die Polizei hat den Benzinkanister aus Diepeschraths Wagen gefunden. Wissen Sie, wo der war?«
Ich seufzte. »Ich schätze, Sie werden es mir gleich sagen.«
»In Volker Beckers Gartenhäuschen.«
»Und die Polizei ist da so einfach reinspaziert und hat ihn zufällig gefunden?«
»So einfach nun auch wieder nicht. Jemand hat bei der Polizei angerufen und gesagt, daß er sich da befindet. Raten Sie mal, wer.«
»Ich habe keine Lust auf Ratespiele. Sagen Sie schon.«
»Seine Frau. Ruth Becker. Sie hat die ganze Zeit gewußt, daß er da war.«
»Woher wußte die Polizei, daß es sich um den Kanister von Diepeschrath handelt?«
»Das wird noch untersucht. Sie werden versuchen, Aussagen zu kriegen, die das bestätigen.«
»Ruth Becker scheint also ihren Ehemann der Polizei ans Messer geliefert zu haben, weil er fremdgegangen ist.«
»Ihre Motive kenne ich nicht. Aber sie hat es getan. Offenbar hat sie gesehen, daß der Kanister da stand, und hatte das Bedürfnis, es der Polizei mitzuteilen.«
»Ist sie oft
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