Flammentod
treffen oder überwachen wollten?«
»Sie haben es erfaßt.«
»War es Rudolf Diepeschrath?«
»Nein.«
»Aber Sie kennen ihn?«
»Kennen ist zu viel gesagt.«
»Aber Sie haben ihn vor dem Vorfall gestern schon einmal gesehen?«
»Ja.«
»Wo?«
»In seinem Büro.«
»Warum?«
»Ich wollte einen Kiosk aufmachen und mich über die Lieferkonditionen von Süßwaren informieren.«
Sommer sah auf. »Berichten Sie lieber von gestern abend weiter.«
Ich erzählte, wie Diepeschrath mit dem Wagen angekommen war, gefolgt von dem kleinen Laster. Dann kam ich auf den Streit zu sprechen.
»Die haben sich da zu einem Deal getroffen«, sagte Sommer.
»Einem Deal?«
Er sah mich streng an. »Eigentlich sollte ein Privatdetektiv über diesen Verbrechenszweig informiert sein. Zigarettenschmuggel ist ein schwerwiegendes Delikt. Allein im Jahr 2000 wurde über eine Milliarde illegal ins Land transportierter Zigaretten sichergestellt. Damit sind dem Staat 275 Millionen Mark an Steuern entgangen. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.«
»Wie läuft so was ab?«
»Die Zigaretten kommen zum Beispiel aus den USA in einen der großen europäischen Importhäfen, sagen wir mal Rotterdam. Von dort erreichen sie ein Bestimmungsland, in dem die Tabaksteuern niedriger sind als bei uns. Und von dort wird die Ware dann in die EU zurückgebracht - auf Lastwagen oder per Schiff über die Adria. Dabei wird die Schmuggelware an den abenteuerlichsten Stellen versteckt. In extra umgebauten Tanks, in Reifen oder in anderer Ware - zum Beispiel in Möbeln oder Konservendosen.«
»Aber haben dann solche Zigaretten nicht die Steuerbanderole des Herkunftslandes ?«
»Eigentlich ja. Manchmal werden sie aber auch schon in der Fabrik aus dem legalen Vertriebsweg herausgeholt. Durch Diebstähle oder Einbruch zum Beispiel. Am Ende werden die Zigaretten jedenfalls im Bestimmungsland auf den Markt gebracht. Da gibt es ausgeklügelte Vertriebsnetze.«
»An deren Ende Leute wie Rudolf Diepeschrath stehen.«
»Richtig. Rudolf Diepeschrath befand sich funktional wahrscheinlich ziemlich am Ende der Kette. Als Vertreter für einen Süßwaren- und Zigaretten-Großhandel kannte er genau die richtigen Leute, um die Ware unter der Hand loszuwerden. Er hat die Geschäfte auf eigene Rechnung gemacht und Zigaretten an Kioskbetreiber weiterverkauft - sozusagen als Generalanbieter für das Bergische Land. Wir beschäftigen uns gerade mit seiner Kundenliste.«
»Überprüfen Sie mal einen gewissen Josef Schmitz«, sagte ich. »Er hat einen Kiosk in Engelskirchen.«
Sommer machte sich eine Notiz. »Sehen Sie, Sie haben doch mehr damit zu tun, als Sie dachten.«
»Bringen Sie die ganze Geschichte eigentlich auch mit dem Mord an Diepeschraths Bruder in Verbindung?«
»Dafür haben wir keine klaren Hinweise. Außerdem steht ja bereits eine Person unter dringendem Tatverdacht und sitzt in U-Haft. Es würde mich nicht wundern, wenn diese Person ebenfalls in den Schmuggel verwickelt ist. Die Verdächtigen von gestern abend verweigern allerdings die Aussage. Übrigens - glauben Sie, daß Sie einen davon wiedererkennen könnten?«
»Ich denke nicht. Als ich sie richtig hätte sehen können, ging schon die Ballerei los.« Ich erzählte den dramatischen Rest: wie es zur Schießerei kam, wie das Feuer ausbrach und wie ich aus dem Fenster stürzte.
Sommer dachte nach. »Mit Ihrem Schuß haben Sie übrigens niemanden getroffen. Der Ablauf war jedenfalls so: Die beiden Personen, die später dazukamen, sind dem ersten zu Hilfe gekommen, weil der nicht wußte, was er mit Diepeschraths Leiche machen sollte. Daß sein Geschäftspartner umkam, war wohl nicht geplant. Man fragt sich, worüber die sich gestritten haben.«
»Ich habe es auch nicht verstanden«, sagte ich. »Aber was ist eigentlich mit dem Geld?«
»Welches Geld?«
»Wenn da ein Deal stattgefunden hat, muß es doch auch eine Geldübergabe gegeben haben. Wo ist der Schotter geblieben?«
»Es gab kein Geld«, sagte Sommer.
»Haben Sie alles untersucht? Auch das Haus?«
Sommer stand auf. »Von dem Haus ist so gut wie nichts übrig. Wahrscheinlich ist das Geld wie alles andere zu Asche geworden.«
Ich dachte an die Akten, die vielleicht des Rätsels Lösung enthielten und die jetzt auch vernichtet waren.
»Haben Sie auch Angelika Diepeschrath befragt?«
»Ja. Sie hat fast einen Nervenzusammenbruch erlitten. Kein Wunder, wenn man in einer Woche Ehemann und Schwager verliert.«
»Und der Sohn? Gerd
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