Flammentod
betrifft den Fall, an dem ich gerade arbeite. Ich benötige eine medizinische Information.«
»Warum können da nicht alle zuhören?«
Ich atmete tief ein, was mir immer noch ein bißchen schwerfiel. Die ganze Ärztegruppe guckte mich neugierig an.
»Sie müssen wissen«, die Ärztin wandte sich an die Umstehenden, »Herr Rott ist Privatdetektiv. Und durch nichts davon abzubringen, seine Fälle zu lösen.«
Wieder grinsten sie. Ziemlich blöde, wie ich fand.
»Also gut. Was ist ein Epithel?«
»Warum müssen Sie das wissen?«
»Sagen Sie es mir einfach.«
Eines der Jüngelchen meldete sich. Offenbar kam er sich vor wie bei der mündlichen Prüfung im Physikum. »Das Epithel ist die oberste Zellschicht der Haut«, sagte er und sah aus, als warte er auf eine gute Note.
»Hm. Und was ist das Epithel der Gans?«
»Die oberste Hautschicht der Gans«, sagte Frau Dr. Radermacher, verzog ihren Mund, und alle donnerten los vor Gelächter.
»Sonst noch Fragen?«
Ich schwieg.
»Dann können wir ja jetzt gehen. Und Sie bleiben noch ein Weilchen, daß das klar ist.«
Sie wandten sich der Tür zu, und in diesem Moment kam Jutta herein. Sie trug ihre Motorradkluft und hielt ihren Helm unter dem Arm.
»Nicht so hastig«, rief Frau Dr. Radermacher. »Hier ist gerade Visite.«
»Die ist soeben sehr heiter zu Ende gegangen«, sagte ich. »Komm rein, Jutta.«
Die Ärztin warf mir einen strengen Blick zu; dann wurde die Tür von außen geschlossen.
»Schau dir das an«, rief Jutta. Aufgebracht warf sie mir eine Zeitung auf die Bettdecke. Die Schlagzeile lautete: »HEXEN IN GLADBACH?« Darunter war ein langer Artikel von Bruchmann, geschmückt von einem idyllischen Foto des Hexenteiches. Ein zweites Foto, weiter unten auf der Seite, zeigte das abgebrannte Haus. Es waren nur noch ein paar rauchende Trümmer zu sehen. Die Aufnahme war offensichtlich gestern morgen gemacht worden. Ich überflog den Text.
Bruchmann brachte den Mord an Diepeschrath mit dem Teich in Verbindung, und er wußte auch zu berichten, daß Angelika Diepeschrath in einem Laden jobbte, der Hexentruhe hieß. Im zweiten Teil ging es dann um die Festnahme der Zigarettenschmuggler. Zum Glück kam ich in dem ganzen Artikel nicht vor.
»Das ist eine Unverschämtheit«, sagte Jutta. »Unsere ganze Ermittlungsarbeit ist dahin. Ich war heute morgen im Laden, als die Zeitung eintrudelte. Die drei Mädels waren ganz schön geschockt.«
»Wer steckt dahinter?« fragte ich, wartete jedoch Juttas Antwort nicht ab, sondern rief Vogt an.
»Welcher Idiot hat das an die Presse gegeben?« fragte ich den Anwalt barsch.
»Ich fürchte, der Idiot war ich.«
»Was?«
Vogt wirkte kleinlaut. »Nachdem ich gestern bei Ihnen war, fing mich unten am Krankenhaus Bruchmann ab und wollte zu Ihnen. Ich habe gesagt, Sie würden ihn garantiert nicht empfangen, und da hat er mich in ein Gespräch verwickelt. Wir kamen von Hölzchen auf Stöckchen. Und ich glaube, das mit dem Hexenteich hatte er sowieso in petto.«
»Ist ja eigentlich auch nicht schwer«, brummte ich. »Wenn man aus Gladbach ist - oder zumindest einen Stadtplan besitzt, auf dem die interessantesten Stellen nicht schwarz durchgestrichen sind.«
»Die Presse hat eben weiter recherchiert, weil es ein paar Tage keine Neuigkeiten in dem Mordfall gab«, sagte Vogt, »jetzt hat die Sache mit den Zigarettenschmugglern das Faß überlaufen lassen, und nun schießen sie ihr ganzes Feuerwerk auf einmal ab. Vielleicht sind wir heute abend noch in der Tagesschau.«
»Gott bewahre«, sagte ich und legte auf.
»Es geht noch weiter«, sagte Jutta.
»Laß hören.«
»Die Hexen in der Hexentruhe werden langsam aktiv. Und wir sind völlig verpennt.«
»Was soll das heißen?«
»Das sind natürlich nicht die einzigen Hexen - oder besser: nicht die einzigen Frauen, die sich als Hexen fühlen.«
»Habe ich auch nicht gedacht. Und? Kennst du noch andere?«
»Es gehört eine vierte dazu. Verstehst du? Zu unseren drei gehört eine vierte.«
»Wie hast du das rausgekriegt?«
»Heute morgen hat in Morganas Laden das Telefon geklingelt. Sie ist rangegangen und hat mit einer anderen Frau telefoniert. Und da fiel der Name dieser Frau. Sie haben schon letzte Woche über sie gesprochen, da war der Name allerdings noch nicht so interessant für uns. Rate mal, wie die heißt!«
»Woher soll ich das wissen? Andra heißt die eine, Morgana die andere, Saphyra die dritte. Was weiß ich? Clementina oder Inkontinentia? Mach’s nicht so
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