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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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geliebten Großvater den Stecker aus der Buchse zog.
    »Sparky«, knurrte sie leise.
    Eine Frau im Rollstuhl drehte sich um und starrte sie an. Anya versuchte, das Knurren durch einen Hustenanfall zu tarnen. Wessen Idee war es gewesen, sich einen unkontrollierbaren Hausgeist ans Bein zu binden? In Büchern passierte so etwas nie. Jede Hexe und jeder Hexer der Popkultur hatte einen Hausgeist, der stets tat, was sein Meister wünschte. Sie beschloss - wieder einmal - Sparky dieses Konzept näherzubringen.
    Der Kopf des gewaltigen Salamanders lugte unter einem Behälter für biologisches Risikomaterial hervor.
    »Igitt! Komm da raus, Sparky.« Sie wusste nicht, ob Salamander empfänglich für ansteckende Krankheiten waren, aber das war bestimmt eine gute Methode, es herauszufinden.
    Schmollend kam der Salamander herbeigetapst und starrte sie mit Augen, so unschuldig glänzend wie Glasmurmeln, an. Die Socke der verrückten Geisterfrau war verschwunden, und Anya konnte nur vermuten, dass er sie wohl gefressen hatte.
    Entschlossen folgte sie den Hinweisschildern zur Station für Brandopfer. Die Atmosphäre in diesem Flügel war spürbar belastender als im Rest des Krankenhauses, beinahe als läge ein bleischwerer Vorhang des Schweigens darüber. Selbst die Geister verhielten sich hier zurückhaltender: Sie sah einen, der zum Fenster hinausblickte; ein anderer lag in einem freien Bett und starrte zur Decke empor, und seine Lippen sahen aus, als wären sie miteinander verschmolzen. Der Geist einer Frau mit einem Kind auf den Armen schritt den Korridor entlang und summte ein Wiegenlied.
    Anya wandte sich ab. Vor langer Zeit hatte sie sich geschworen, sie würde alle Geister, die keine Menschen belästigten, in Ruhe lassen. Aber diejenigen, die anscheinend in einer Zeitschleife gefangen waren und schmerzliche Stunden jahrelang immer wieder durchleben mussten, taten ihr leid.
    Sie ging um die Ecke und kam in einen Bereich, der ein wenig an eine frisch renovierte Neugeborenenstation erinnerte. Hinter Fensterscheiben lag ein Raum voller mysteriöser technischer Gerätschaften mit allerlei Lämpchen und Einstellrädern. Das medizinische Personal, mit Atemmasken und grünen Kitteln, bewegte sich elegant um die Hindernisse herum. Über einem Bett weiter hinten war ein Sauerstoffzelt aufgebaut, darin lag ein in Verbände gewickelter Körper. Die Augen der Person waren zugeklebt worden, und ein Schlauch ragte aus ihrem Mund heraus. Es sah aus wie die gestellte Szene einer Alienautopsie; alles glänzte, alles war steril und dabei erschreckend realistisch.
    Anya berührte mit ihren Fingern die Scheibe. Neuman war eindeutig nicht in der Verfassung, mit ihr zu reden - und sie war sich nicht sicher, ob er es je wieder sein würde. Sie konnte jedoch keinen Geist in der Nähe des Plastikzelts sehen, was bedeutete, dass Neumans Geist entweder weitergezogen oder noch immer in seinem Körper war.
    »Man hat ihn ruhig gestellt: Muskelrelaxans, Antikonvulsivum, Opiate, Benzos, alles Mögliche. Sie wollen nicht, dass er etwas spürt oder sich an die Schmerzen erinnert, wenn er wieder aufwacht.« Captain Marsh stand im Korridor, die Arme vor der Brust verschränkt. Auf dem Stuhl hinter ihm sah Anya zwei leere Kaffeebecher und eine zerknitterte Tageszeitung. Er hatte Wache gehalten. Heute war sein freier Tag - ebenso wie für Anya -, doch an seiner Jeans waren selbst jetzt militärisch exakte Bügelfalten zu sehen. Schon als sie angefangen hatte, als Ermittlerin zu arbeiten, hatte sie lernen müssen, dass es so etwas wie freie Tage in einem wichtigen Fall nicht gab. Die Sorgen, die solch ein Fall bereitete, würden jeden guten Ermittler bis in seine Träume verfolgen. Er wäre gar nicht imstande, sich wirklich zu entspannen, solange der Fall nicht abgeschlossen war. Aber ganz gleich wie viele Überstunden Anya ansammelte, sie konnte nicht ansatzweise mit Marshs Rekordzahl von unbezahlten Überstunden konkurrieren. Sie nahm an, dass er von seinem Gewissen noch ärger geplagt wurde, als sie von ihrem.
    Sie deutete auf Neuman. »Das sieht nicht gerade gut aus.«
    »Die Verbrennungen sind wegen der verdammten Puppe, die auf ihm geschmolzen ist, besonders schwer zu behandeln.« Marsh schüttelte den Kopf. »Sie wissen schon. Plastik brennt und brennt. Und die Gase sind in seine Lunge geraten.«
    »Er atmet nicht selbstständig?«
    »Nein.« Marshs dunkle Augen blickten durch sein eigenes Spiegelbild zu dem Mann in dem Bett. »Und die verhalten sich hier

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