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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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versucht, Sirrush mit Hilfe von Magie herbeizurufen, wie stehen dann die Chancen, dass er Erfolg hat? Wie wahrscheinlich ist es, dass dieser unleidliche Drache auf der Party auftaucht?«
    Katie breitete hilflos die Hände aus. »Das lässt sich unmöglich sagen. Meiner Meinung nach sind die Feuer, die er legt, durchaus dafür geeignet, Aufmerksamkeit in der spirituellen Welt zu erregen. Statt Sirrush eine schriftliche Einladung zu schicken, hämmert er einfach an die Tür.«
    »Und wenn Sirrush darauf reagiert, was dann?«
    »Dann nichts. Du kannst einen Hurrikan nicht aufhalten.« Sie beugte sich vor. »Deine größte Chance besteht darin, diesen Idioten davon abzuhalten, Sirrush zu wecken. Denn wenn Sirrush erst bei der Party auftaucht, gibt es auf der ganzen Welt keinen Rausschmeißer, der groß genug wäre oder fies genug, um ihn von der Tanzfläche fernzuhalten.«
    Die Nachrichtenmagazine brachten die Brandstiftung als Aufmacher. Neumans Foto prangte auf der Titelseite der Zeitungen. Das kleine Mädchen, dessen mumifizierte Leiche in dem Getränkeautomaten gefunden worden war, wurde im Lokalteil vergraben, und auch die Abendnachrichten gönnten ihr keine dreißig Sekunden Aufmerksamkeit.
    Anya sah sich die Lokalnachrichten im Schnellverfahren auf ihrem Computer an, die Ellbogen auf den verschrammten Schreibtisch gestützt. Sie musste sich ermahnen, zwischendurch zu blinzeln. Auf ihren Ohren saßen Kopfhörer, die die Geräusche klingelnder Telefone und vorbeieilender Kollegen ausschlossen. Der Rahmen der verglasten Holztür hatte sich schon vor Jahren verzogen, sodass Geräusche ebenso mühelos hindurchdrangen wie Rauch.
    Ihr Büro war ein Sammelsurium aus verschiedenen Metallmöbelstücken und Ablageboxen aus Pappe, in denen Akten säuberlich verstaut waren. Als sie die Stelle bekommen hatte, hatte sie einen Aktenschrank beantragt, doch es war nie einer aufgetaucht. Ein Stadtplan hing an der schmuddlig-gelben Wand. Rote Reißzwecken kennzeichneten die Schauplätze der vier Brandstiftungen. Bisher war keine geografische Verbindung erkennbar: außer dem Lagerhaus hatte der Brandstifter noch zwei verlassene Häuser an entgegengesetzten Enden der Stadt und einen Schönheitssalon angezündet. Aber das hinderte Anya nicht daran, mit Textmarkern auf dem Plan herumzukritzeln, die Reißzwecken mit Linien zu verbinden und zu versuchen, irgendein Muster oder eine gemeinsame Anfahrts- oder Fluchtroute zu finden.
    Momentan konzentrierte sie sich darauf, das Nachrichtenmaterial von den Tatorten nach verdächtigen Schaulustigen zu durchkämmen. Ein Brandstifter hielt sich nur selten von seinem Werk fern. Meistens trieb es ihn zwanghaft zum Ort des Geschehens, wo er aus dem Hintergrund das Werk seiner Hände bewunderte und sich seiner Macht erfreute. Und es war beinahe immer ein Er. Die einzige Brandstifter in, gegen die Anya je ermittelt hatte, war eine Frau, die die Wohnung von der Geliebten ihres Ehemanns angezündet hatte. Bei Einzeltätern war das Motiv in der Mehrzahl aller Fälle - ausgenommen die Feuer, die aus Rache oder Geldgier gelegt wurden - sexueller Natur. Anya selbst hatte bereits mehr als genug Pyromanen geschnappt, die am Tatort masturbierten. Aber sie ahnte, dass ein rituelles Motiv jede sexuelle Erregung, die beim Beobachten brennender Gebäude entstehen mochte, in den Schatten stellte.
    Doch das hieß noch lange nicht, dass dieser Täter nicht an den Tatort zurückkehren würde. Wenn der Brandstifter auch nur einen Funken Stolz besaß, würde er vorbeikommen, um zu sehen, was er geschaffen hatte. Das Ergebnis nur in den Abendnachrichten zu verfolgen, würde ihm nicht reichen. Er musste selbst dort sein, musste es berühren, es riechen. Wer weiß? Vielleicht brachte ihn die Vorstellung, Sirrush würde seinen Ruf erhören, auf Touren.
    Also sah sie sich, den Kopf auf die Hand gestützt, Zoll für Zoll das Bildmaterial an. Sie hatte die Nachrichtensender auch um jegliches Material über die vorherigen Feuer gebeten. Aber darüber war nichts gesendet worden, und die Brände hatten nur eine kurze Erwähnung im Lokalteil gefunden. Über einen Brand war sogar überhaupt nicht berichtet worden. Dem Feuer im Lagerhaus hatte man nur wegen des verletzten Feuerwehrmanns so viel Sendezeit eingeräumt, während die beiden vorangegangenen Feuer im Fernsehen nicht gezeigt worden waren. Es hatte mehr als genug schlimme Nachrichten gegeben, um diese vorherigen Brände bedeutungslos erscheinen zu lassen; sie repräsentierten

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