Flammenzorn
vorläufige Befunde für Ihren Fall.« Jenna winkte Anya, damit sie ihr zu ihrem Schreibtisch in der Ecke folgte. Dort öffnete sie einen Aktendeckel und blätterte in den Papieren. »Wir haben Ihre Proben durch den Gas-Chromatographen gejagt und nach leichten bis starken Brandbeschleunigern gesucht. Dabei haben wir weder konventionelle noch unkonventionelle Stoffe gefunden - kein Feuerzeugbenzin, kein Motorenbenzin, keine Universalverdünnung, kein Kerosin. Zum Teufel, wir haben tatsächlich zweimal nach Flugzeugtreibstoff gesucht.« Jenna reichte Anya das Blatt mit den ausgedruckten Ergebnissen.
Anya glaubte ihr aufs Wort, und sie verstand, warum die Techniker die Ergebnisse nun doppelt und dreifach überprüften; das Labor wurde von allen Seiten äußerst kritisch beobachtet, und niemand brachte den Mitarbeitern besonders viel Vertrauen entgegen. Anya allerdings vertraute Jenna und gab ihr das Blatt zurück. »Ich frage mich, ob der Brandbeschleuniger einfach vollständig verbrannt ist«, überlegte sie laut.
»Ich war so frei und habe die Proben zum Massenspektrometer im Labor der State Police geschickt«, sagte Jenna. »Das einzig Interessante, was sie finden konnten, waren Spuren von Schwefel.«
»Schwefel?«, wiederholte Anya.
Sie fühlte, wie Sparky ihr Hosenbein streifte, und als sie hinabblickte, sah sie, dass der Salamander über die Fliesen kroch und ein Mikroskop auf einem Tisch anvisierte. Anya trat ihm auf den Schwanz und nagelte ihn so am Boden fest. Verärgert warf Sparky ihr einen finsteren Blick zu und stemmte sich gegen das Hindernis, doch seine Pfoten rutschten wirkungslos in Zeitlupentempo über die Fliesen.
»Schwefel kann schmelzen, und wenn er das tut, setzt er Schwefelwasserstoff frei«, fuhr Jenna, die nichts davon mitbekam, fort. »Ein toxisches, brennbares Gas. Es war keine große Menge, aber es ist etwas, das einfach nicht zu so einem Tatort passt - Es sei denn, jemand hat seinen Chemiebaukasten angezündet.«
Anya runzelte nachdenklich die Stirn. »Hätte man das vor Ort nicht riechen müssen?«
»Kommt darauf an. Die Menge, die wir in Ihren Proben gefunden haben, war extrem niedrig. Es käme also darauf an, wie schnell man dort war, wo die Komponenten freigesetzt wurden. Bis Sie am Tatort waren, hätte der Geruch vielleicht wie Merkantan gewirkt, das die Versorgungsunternehmen dem Erdgas beimengen, oder er hatte sich bereits komplett verflüchtigt. Der kleine handliche Geruchsmesser, den Sie alle benutzen, ist nicht darauf programmiert, so geringe Mengen an Schwefeldioxid aufzuspüren.«
Sparky wechselte die Richtung und drehte sich, um einen besseren Blick auf einen unbewachten Diaprojektor zu bekommen, der seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Anya korrigierte ihre Haltung, um seinen Schwanz weiter sicher mit ihrem Fuß festzuhalten, und gab sich dabei alle Mühe, ganz ungezwungen auszusehen - und nicht, als müsse sie dringend pinkeln.
»Was haben Sie sonst noch für mich?«, fragte Anya.
»Das Beste habe ich mir bis zum Schluss aufgehoben.« Jenna hob den Gipsabdruck von dem Markenzeichen des Brandstifters vom Boden hoch. »Dieses Symbol weist keinerlei Werkzeugspuren auf.«
»Es muss Werkzeugspuren geben«, platzte Anya heraus. »Es war in den Betonboden eingeritzt.« Sogleich bedauerte sie ihre Worte. Sie hatte nicht die Absicht, die Kompetenz des Labors anzuzweifeln, aber ...
Jenna hob einen Finger hoch. »Es war nicht eingeritzt, sondern eingeschmolzen.«
»Aber Beton schmilzt erst bei ...«
»... bei Mischungen basierend auf Siliciumdioxid etwa bei einer Temperatur von viertausend Grad«, griff Jenna den Faden auf. »Unter dem Mikroskop konnten wir winzige Tropf- und Dehnspuren im Material erkennen.«
Anya lehnte sich zurück. »Jesus. Dann rennt dieser Kerl womit durch die Gegend? Einem Schneidbrenner?«
»Ein Acetylenbrenner ist nicht heiß genug. Man bräuchte etwas wie ein Lichtbogenschweißgerät, etwas, das heiß genug wird, um Stahl zu schmelzen. Man bräuchte schon eine große Maschine, um genug Strom für so was zu generieren - bestimmt nichts, was dein Brandstifter einfach in seinen Rucksack packen und davontragen kann.«
»Wie zum Teufel ist das möglich?«, murmelte Anya und betastete die Ränder des Abdrucks. Hier fühlte sie nicht die Hitze, die sie in dem Betonboden wahrgenommen hatte.
»Da bin ich überfragt«, sagte Jenna. »Aber das hat nichts zu bedeuten. Ich bin nur die Laborratte.«
Nachdem sie die Forensiker erfolgreich auf die Palme
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