Flammenzorn
Bewegung aufgescheucht, huschten die Katzen davon. Sparky hob den Kopf, und die Haut auf seinem Rücken kräuselte sich.
Katie erstarrte. Ihre Hände ruhten in V-Form auf Anyas Schlüsselbeinen. »Was hast du gesagt?«
Anya schluckte. Ihr Mund fühlte sich wie verbrannt an. »Ich habe nichts gesagt. Ich habe geträumt - glaube ich.«
Katie kniff die Augen zusammen. »Du hast gesagt ›Sirrush kommt‹.«
Anya seufzte. »Das höre ich in letzter Zeit ständig.«
Katie beendete schweigend die Reiki-Anwendung und presste ihre Hände auf Anyas Herz, dann ihren Solarplexus, die Taille und die Knie. Anya drehte sich um und scheuchte dabei Sparky weg, damit Katie die Reiki-Positionen auf ihrem Rücken erreichen konnte. Sparky rollte sich auseinander, wickelte seinen Schwanz auf und gähnte, ehe er auf der Suche nach den Katzen davontappste. Katie beendete die Sitzung mit Anyas nackten Füßen, die sie in den Händen hielt, während sie ihren Kopf über sie beugte. Anyas Haut prickelte, ein Gefühl, das verebbte, als Katie losließ.
»Ich hole dir etwas Wasser«, sagte Katie zu ihr. »Entspann dich.«
Anya drehte sich um und streckte sich. Sie starrte die Decke an. Der Traum fühlte sich nahezu plastisch an und wühlte sie noch immer auf. Normalerweise fühlte sie sich nach Katies Energiearbeit ruhig und gestärkt, aber nun konnte sie den Gedanken nicht loswerden, dass der Traum den Prozess irgendwie gestört hatte. Zurückgeblieben war ein metallischer Geschmack in ihrem Mund und ein Gefühl des Unbehagens.
Katie kehrte mit einem Glas Wasser zurück und setzte sich im Schneidersitz zu ihr. »Erzähl mir von dem Traum.« Ihr sommersprossiges Gesicht verriet nichts, aber Anya konnte an der Art, wie sie an ihren Armreifen spielte, erkennen, wie beunruhigt sie war.
Anya setzte sich auf und trank das kalte Wasser. Zwischen den einzelnen Schlucken erzählte sie Katie von den Träumen. Das Sprechen und das Wasser schienen den Eisengeschmack von ihrer Zunge zu spülen. Katie hörte aufmerksam zu und strich dabei mit den Fingern über den Rand eines Armreifs.
Als Anya fertig war, hatte die Hexe eine ernste Miene. »Als ich mit deiner Energie verbunden war, habe ich eine Veränderung wahrgenommen. Sie loderte auf, wenn auch nur für eine Sekunde.«
Anya blinzelte sie fragend an.
»Na ja, die energetischen Muster jedes Lebewesens sind einzigartig. Wenn ich die Energiearbeit an mir selbst vornehme, dann stelle ich mir meine Aura als Vorhang aus blauem Licht vor, so wie einen Bühnenvorhang im Theater. Ich stelle mir vor, wie ich all die Falten herausbügle und den Staub abbürste.« Katie strich mit den Händen vor ihrem Körper durch die Luft. »Deine Aura stelle ich mir vor wie die Oberfläche der Sonne. Dann und wann tauchen dunkle Stellen auf, so wie Sonnenflecken, und ich versuche, sie mit Reiki auszugleichen. Aber das, was ich in dieser Sitzung gespürt habe, das war - eine Sonneneruption. Deine Aura flammte auf und ist wieder zurückgewichen.«
»Hm, und was bedeutet das?«
»Das weiß ich nicht so genau. Aber wenn ich raten sollte, würde ich sagen, das war eine reflexartige Reaktion auf Stress oder auf etwas, das in deinen Raum eindringt. Es hat sich zornig angefühlt. Feindselig.«
»Also das spirituelle Äquivalent dazu, den Arzt zu treten, wenn er mit seinem kleinen Hammer auf dein Knie schlägt?« Anya zuckte zusammen. »Tut mir leid.«
Katies blaue Augen blickten ernst, und Anyas witziger Kommentar verhallte. »Du hast Sirrush erwähnt.«
»Das ist der König der Salamander, nicht wahr? So was wie Sparky.« Anya stellte sich einen Salamander mit einer Krone vor, der an einem beleuchteten Zepter nagte, das viel beeindruckender war als Sparkys Leuchtwurm.
Katie schüttelte den Kopf. »Nein, nicht wie Sparky. Sparky ist ein Vertreter des Feuerelements, richtig. Aber es gibt verschiedene Ebenen von Elementargeistern, eine Hierarchie. Ich zeige es dir.« Katie stand auf und wühlte in ihrem Bücherregal. Die Regalbretter an den Wänden ließen auf keine systematische Ordnung schließen. Fleckige, rustikale Kochbücher standen neben Gartenratgebern im Taschenbuchformat und handgeschriebenen Notizen mit Beschwörungsformeln. Vor sich hin murmelnd zog Katie einen dicken Wälzer aus dem Regal und blätterte durch das Inhaltsverzeichnis.
»Es gibt bei Salamandern fünf Ebenen. Sie sind analog zur Hierarchie der Engel: Seraphim, Cherubim, Erzengel ... du verstehst, was ich meine.« Katie reichte Anya das Buch,
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