Flammenzorn

aufgeschlagen auf einer Seite, die die Zeichnung einer Kreatur zeigte, die einer Kaulquappe ähnelte. Armlos, mit langem Schwanz und großen, schwarzen Augen sah sie so aus, als könnte sie der Star in einem Cartoon werden und eine Kollektion von Sammelkarten herausbringen. »Ganz unten stehen die Jungmolche: Jungmolche sind die elementaren Kräfte hinter Kerzenflammen oder Zündflammen. Sie sind die kleinsten Fische und die zahlreichsten. Paracelsus hat gesagt, sie wären wie Glühwürmchen.«
    »Wie niedlich.«
    »Ja, leider verlieren sie ihre Niedlichkeit immer mehr, je weiter du die Hierarchie hinaufgehst.«
    Katie blätterte um. Eingebettet in den Text fand sich dort eine kleine Echse, die auf zwei Beinen stand. Ihre Ärmchen waren kurz und hielten ein kleines Stück glühender Kohle, so wie ein Eichhörnchen eine Nuss halten würde. »Das sind die Molche. Molche sind häufig in Ofen und Lagerfeuern zu finden. Normalerweise treten sie als Hausgeister oder Haushüter in Erscheinung, und sie sind immer an ihr Heim gebunden.«
    »Immer noch niedlich.«
    »Dann geht's weiter.« Als Nächstes kam eine größere Kreatur mit vertrauten Proportionen: langer Körper, kurze Beine, faltige, gefleckte Haut. »Das sind Feuerdrachen wie Sparky. Mancherorts werden sie auch Schlammteufel genannt. Sie sind hoch genug entwickelt, um einen freien Willen zu haben, aber sie können nicht sprechen. Sie werden von großen Feuern angezogen, brennenden Gebäuden und Ähnlichem.«
    »Okay, ich gebe es zu. Sparky ist nicht ganz so bezaubernd wie die Molche.«
    »Mächtiger als Feuerdrachen sind die Basilisken.« Katie blätterte weiter. Die Kreatur, die auf der nächsten Seite abgebildet war, war weitaus weniger niedlich als Sparky. Sie stand auf zwei Beinen, die mit Ruß beschmutzt waren. Mit den unebenen Schuppen am Leib und dem Grat, der über den Rücken lief, erinnerte die Kreatur Anya an Godzilla. »Es heißt, sie wären selten, so groß wie Menschen und der Sprache mächtig. Es gibt nur ein paar Dutzend bekannte Exemplare, und man sagt, sie verbringen ihre Freizeit damit, durch Vulkane zu schnorcheln.«
    »Schön für uns.«
    »Definitiv. Und das hier ist ihr Daddy.« Katie blätterte zur letzten Seite. »Sirrush. Ein Drache.« Das Bild eines Drachen mit ausgebreiteten Schwingen reichte über beide Seiten. Aus seiner Furcht einflößenden, gehörnten Schnauze spie er Feuer, und seine Klauen schlugen durch die Luft. Zur Verdeutlichung seiner Größe war zu seinen Füßen ein Mensch aufgezeichnet, der im Vergleich gerade so groß wie eine Hauskatze wirkte. Anya glaubte nicht, dass der Mann irgendeine nennenswerte Chance gegen dieses beängstigende Geschöpf haben könnte.
    »Scheiße«, fluchte Anya.
    »Du sagst es. Im Lauf der Geschichte hat es Dutzende anderer Drachen dieser Kategorie gegeben. Fabeln erzählen, sie wären in den Untergrund gegangen, aber die wahrscheinlichste Theorie besagt, dass Sirrush die meisten von ihnen ungefähr zur Zeit Babylons gefressen hat. Das Gute an der ganzen Sache ist, dass er angeblich unter der Erde Winterschlaf hält und sich wenig um die Menschheit schert.«
    »Jetzt bin ich verwirrt. Ich dachte, Hexen würden Sirrush während ihrer Zeremonialmagie anrufen.«
    »Das tun wir auch, aber eigentlich nur aus Höflichkeit. So, als würdest du deinem widerwärtigen Onkel Mort, den du zehn Jahre nicht gesehen hast, eine Einladung zu deiner Hochzeit schicken. Im Grunde willst du nicht, dass er kommt, aber er wäre ziemlich angepisst, wenn du ihm nicht den Respekt erweist, ihn wenigstens zu fragen. Aber meistens schickt er zu solchen Anlässen sowieso bloß einen Scheck mit der Post und taucht nicht persönlich auf.«
    »Und - was passiert bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen er doch auftaucht?« Anya war nicht sicher, ob sie die Antwort überhaupt hören wollte.
    Katie schürzte die Lippen. »Dann säuft er sich die Hucke voll und ruiniert die Party. Er betatscht die Brautjungfern, brüllt obszöne Sprüche ins Mikrofon und stürzt in deinen Hochzeitskuchen.«
    Anya starrte das Bild an. »Er, äh, er sieht beängstigender aus als alle meine Verwandten.«
    »Ja. Na ja, Sirrush ist, wie alle Elementargeister, weder gut noch böse - genau wie viele unserer entfernten Verwandten. Sirrush ist wie ein Hurrikan oder ein Erdbeben. Er ist eine Naturgewalt. Er kann furchtbar destruktiv sein, aber er meint es nicht persönlich.«
    »Scheiße.« Anya schlang die Arme um ihre Knie. »Wenn mein Brandstifter