Flammenzorn
Schmusetier.« Anya sah Schweißperlen auf seiner Tätowierung. Jules musste die Temperaturveränderung bemerkt haben, die Sparkys Anwesenheit verriet.
»Sparky ist hier, ja«, gab Anya verärgert zurück.
»Muss es wirklich unbedingt dabei sein?« Jules Augen huschten durch den Raum, ohne das unsichtbare Wesen zu sehen, von dem er wusste, dass es da war.
Anya konnte es nicht ausstehen, wenn Jules Sparky als es bezeichnete. Sparky tappte zu Jules und knurrte ihn an.
»Willst du, dass ich euch bei diesem Fall unterstütze?« Anya hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sah Jules wütend an. »Wo ich hingehe, da geht auch er hin. Punkt.« Sie nahm das Risiko aus dem Team geworfen zu werden in Kauf. Ein Teil von ihr hatte so oder so Streit gesucht, also provozierte sie ihn weiter. »Ich bin hier, weil ihr mit diesen Geistern und Dämonen nicht allein fertigwerdet.« Herausfordernd reckte sie das Kinn hoch. »Willst du, dass ich wieder gehe? Schön. Aber dann stell dich darauf ein, dass ihr euren Müll künftig allein beseitigen müsst.«
Die Wahrheit war so wirkungsvoll wie eine Ohrfeige. Anya wartete und starrte Jules direkt ins Gesicht, während er Chloes Leben, seine Prinzipien und seinen Pragmatismus gegeneinander abwog. Als er wieder das Wort ergriff, war seine Stimme kalt und ruhig.
»Fangen wir an«, befahl er.
Katie öffnete ihre Patchworktasche und stellte ihre Ausrüstung auf den Küchentisch: ein Glas mit grobem Meersalz, eine Kristallkugel, ein Salzwasserzerstäuber und ein Bündel Salbei. Das Salbeibündel entzündete sie auf dem makellos sauberen Herd der Familie. Immer wieder blies sie es sacht an, um die Glut anzufachen. Inzwischen öffnete Max Fenster und Schranktüren. Brian schloss die Aufzeichnungsgeräte an und kontrollierte die Videokamera. Jules stellte eine ominöse schwarze Sporttasche auf der Couch ab. Ein klackerndes Geräusch ertönte, als er sie öffnete und Anya sah, wie er verstohlen ein Paar Handschellen in seinen Gürtel steckte.
Jesus. Sie hoffte, dass es nicht so schlimm werden würde.
Katie fing im Wohnzimmer an. Sie ging gegen den Uhrzeigersinn durch die einzelnen Räume des Hauses, warf Salz in die Ecken und blies Salbeirauch in jeden Schrank und jede Kommode. Mit leiser klarer Stimme sprach sie einen Segen für das Haus. »Lass die Dunkelheit vergehen und das Licht bestehen. Segne dieses Haus und alle, die darin leben. So soll es geschehen.«
Max folgte ihr pflichtbewusst mit dem Zerstäuber und besprühte sämtliche Gardinen mit Salzwasser. In der anderen Hand hielt er feierlich eine Glocke, mit der er auf seinem Weg klingelte. Anya sah ihm an, dass er sich nun, da man ihm eine Aufgabe gegeben hatte, sehr bemühte, alles richtig zu machen. Der kristallene Klang der Glocke hörte sich in den beengten Räumen gedämpft an. Diese Maßnahmen dienten der Reinigung und sollten alles Negative durch die offenen Türen und Fenster hinaustreiben. Anya konnte trotzdem spüren, wie die Energie weiterhin im Haus haften blieb - zäh wie Sirup. Sparkys Kiemen stellten sich auf. Er war aufs Äußerste alarmiert und wand sich um Anyas Beine.
Etwas knallte weiter hinten im Korridor - so laut wie ein Gewehrschuss, der eine der ungedämmten Türen trifft. Katie ignorierte den Lärm und verteilte weiterhin Salz auf dem peinlich sauberen Küchenboden. Das Licht flackerte und wurde gedämpft.
Von der anderen Seite des Korridors konnte man eine Reibeisenstimme hören: »Mutter wird nicht erfreut sein, wenn ihr so einen Saustall aus ihrem Haus macht.«
Katie ließ sich immer noch nicht aus dem Konzept bringen. Sie verstreute Salz im Korridor, segnete Badezimmer und Elternschlafzimmer. Dann ging sie zum Zimmer der kleinen Schwester, das vollgestopft war mit Stofftieren. Anya fiel auf, dass sie hier besonders viel Salz benutzte und es auch unter das Bett und unter das Kopfkissen streute. Auf der pinkfarbenen Biberbettwäsche waren tanzende Katzen abgebildet.
Zuletzt wandten sie alle sich der geschlossenen Tür zu: Chloes Zimmer. Jules steckte den Schlüssel in das kupferne Türschloss, drehte ihn ...
... und die Hölle brach los.
Die Tür flog förmlich hinaus in den Korridor, mit der Kraft einer Explosion. Chloe stürmte mit wildem Blick hinterher. Sie rannte Jules direkt in die Arme und riss ihn zu Boden. Max stürzte sich auf sie und versuchte, ihre Beine zu packen. Chloe trat nach ihm und traf seinen Kopf, sodass er beinahe das Gleichgewicht verlor. Brian erwischte einen ihrer wild
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