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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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Einordnung die Aufgabe nicht einfacher. Einen Dämon zu verschlingen war so, als würde man pures Bleichmittel trinken. Anya hatte dergleichen bisher nur dreimal getan - und jedes Mal war sie hinterher so krank geworden, dass sie in der nächsten Apotheke sämtliche Medikamente gegen Sodbrennen kaufen musste.
    Katie strich Anya besänftigend über den Rücken. »Ich reinige anschließend deine Aura. Versprochen.«
    Resigniert betrachtete Anya Chloes Foto. Welch bitteren Geschmack der Dämon auch in ihrem Mund hinterlassen würde, was dieses Mädchen erlebte, war viel, viel schlimmer. Sie konnte sich nicht einmal vorstellen, wie furchtbar es sein musste, ein anderes Wesen unter der Haut zu haben, das die eigenen Bewegungen kontrollierte wie ein Puppenspieler. Sie wusste, dass andere Medien dergleichen aus freien Stücken taten, doch sie hatte sich nie dazu durchringen können.
    Sie unterdrückte ein Schaudern. Ja, das wäre viel, viel schlimmer. Dennoch empfand sie eine Spur von Verbitterung, weil sie die einzige Person war, die helfen konnte. Sie fühlte sich dazu verpflichtet, nun, da Ciro oben in seinem Bett lag und sie Brian versprochen hatte, den DAGR heute Abend beizustehen. Trotzdem ...
    Unter dem Tisch ballte sie eine Faust. Die anderen brauchten sie viel mehr als umgekehrt. Aber sie konnte nicht einfach vor der Rolle davonlaufen, die ihr hier zukam. Jules war der Anführer. Katie war die Hexe. Max war das Mädchen für alles. Brian war der Technikfreak. Ihre Rolle ergab sich zwangsläufig: Sie musste aufräumen, sie war die Müllabfuhr für die verlorenen Seelen.
    Für eine Mutter ist es eine Herkulesaufgabe, das eigene Kind in den Händen von Fremden zurückzulassen. Anya sah Chloes Mutter an, wie sehr sie mit sich kämpfte, während sie ihre jüngste Tochter auf die Rückbank des SUV setzte und dann mit starrem Blick zum Haus schaute.
    Schließlich ging sie quer über den Hof zu Jules. »Sie ist in ihrem Zimmer. Der Schlüssel zu der Tür liegt auf dem Küchentisch.«
    Jules nickte besänftigend. »Wir rufen Sie an, sobald wir fertig sind.«
    »Sie erreichen mich auf dem Handy. Mein Mann weiß nicht, dass Sie hier sind ... aber irgendetwas muss ja getan werden.«
    »Und wir werden etwas tun.«
    Die Mutter kehrte zu dem SUV zurück. Als sie aus der Ausfahrt fuhr, wischte sie sich mit dem Handrücken die Nase. Zwei Aufkleber auf ihrer hinteren Stoßstange verkündeten, dass ihre Mädchen zu den Klassenbesten gehören.
    Anya stand mit Brian, Max, Jules und Katie im Hof. Die Nacht war über der Nachbarschaft hereingebrochen. Chloes Mutter hatte sämtliche Lichter im Haus brennen lassen, als könnte das Licht den Eindringling in ihrer Mitte vertreiben. Anya wusste es besser. Dämonen fanden stets ein Stückchen Dunkelheit, an dem sie sich festklammern konnten: sei es in der hintersten Ecke des Kleiderschranks, unter einer Dachschräge oder im kleinsten Makel eines Herzens. Und sie wussten immer, wie sie diese Dunkelheit finden, nähren und wachsen lassen konnten. Und trotz aller Bemühungen der Mutter, Licht in das Haus zu bringen, wirkte es wie das schattigste Gebäude im ganzen Block. Der Eingang war zu allem Überfluss hinter einer dichten Hecke verborgen.
    Jules öffnete die Vordertür. Das Wohnzimmer wurde durch einige Stehlampen beleuchtet, und in diesem Licht präsentierte sich ein makellos sauberes Haus, das stets bereit war, Gäste zu empfangen. Weder Bilder noch Fotos schmückten die schlichten, hellen Wände. Sogar die Zeitschriften auf dem Couchtisch lagen exakt bündig zur Tischkante. Auf dem Teppich sah man Staubsaugerspuren. Dahinter in der Küche lag keinerlei schmutziges Geschirr in der Spüle. Küchentisch, Wände und Boden waren makellos, und nicht einmal auf den stählernen Oberflächen von Kühlschrank und Herd waren Fingerabdrücke erkennbar.
    Anya fragte sich, wie eine Mutter, die so viel Wert auf Sauberkeit und Ordnung legte, mit dem chaotischen Zustand ihrer Tochter zurechtkam. Vermutlich nicht besonders gut.
    Anya spürte eine vertraute Wärme an ihrem Hals, als Sparky allmählich erwachte und sich regte. Er glitt zu Boden in seiner Furcht erregenden Schlammteufelgestalt und schnüffelte. Anya konnte nichts riechen außer Desinfektionsmittel und dem faden Kirschgeruch eines Lufterfrischers, aber sie nahm an, dass Sparky viel mehr wahrnehmen konnte.
    »Ist es hier?«, fragte Jules barsch.
    Anya blinzelte. »Ich fühle bisher noch keinen Dämon ...«
    »Nicht der Dämon. Dein ...

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