Flammenzorn
der Duschwanne seinen eigenen Schwanz gejagt und dem Wasser nachgeschaut, das kreiselnd im Abfluss verschwunden war. Sie wollte nicht behaftet mit dem Gestank des Dämons und des Erbrochenen ins Krankenhaus fahren. Das wäre eine todsichere Methode, um unerwünschte Aufmerksamkeit zu erregen, sowohl in der sichtbaren als auch in der unsichtbaren Welt. Und davon hatte sie für heute Nacht genug. Oder für immer.
Sie spuckte die Zahnpasta in das Waschbecken. Diese war immer noch ein wenig schwarz, so als hätte Anya zu viel Lakritze gegessen. Anya ließ das Wasser laufen, um den Dreck aus dem Becken zu spülen, durch den Abfluss und fort von ihr.
Sie strich mit ihren Fingern über ihre nackte Brust und zuckte zusammen. Ein neues Brandmal breitete sich neben dem aus, das vom Geist des kleinen Mädchens stammte. In der Form eines Schmetterlings, glänzend wie Wachs, verlief es über ihr Schlüsselbein und eine ihrer Brüste bis kurz über den Nabel. In der Mitte war es fleckig rot: eine Verbrennung zweiten Grades. Wenn sie die Ränder berührte, hinterließen ihre Fingerspitzen weiße Druckstellen. Vorsichtig verteilte sie eine antibiotische Wundsalbe auf der Brandwunde. Was sie auch tat, sie würde eine Narbe zurückbehalten, die sie auf ewig an dieses Ereignis erinnern würde. Doch ihre vorrangige Sorge galt der Vermeidung einer Infektion.
»Anya?« Katies Stimme drang durch den Spalt unter der Badezimmertür hindurch. »Jules hat angerufen. Wir können jetzt zu ihm.«
Anya zerrte eine Jeans aus dem Trockner und ein Hemd mit Button-Down-Kragen aus dem Wandschrank. Vorsichtig schloss sie die Knöpfe über der eingecremten Wunde und fühlte, wie der Stoff an ihrer Haut klebte. Sie sehnte sich danach, etwas - irgendetwas - an ihrem Körper zu haben, das nicht nach Furcht und Kotze und Mr.-Bubble-Badeschaum stank.
Katie stand in Anyas Wohnzimmer, sie war sehr schweigsam. Die Hexe hatte an Chloe noch einen letzten Segen gewirkt und ihre Aura von den verbliebenen Unreinheiten befreit. Sie hatte gesagt, der Dämon sei fort - und das war eine mächtige Erleichterung.
»Wie geht es Chloe?«, fragte Anya und schnappte sich eine Jacke. Ihre Stimme klang rau und heiser, so als hätte sie ihr Leben lang drei Päckchen Zigaretten am Tag geraucht.
Katie nickte, anscheinend bemüht, sich selbst ebenso zu überzeugen wie Anya. »Physisch ist sie unverletzt, und an den Exorzismus kann sie sich nicht erinnern. Sie hat gesagt, ihr Dad würde ausrasten, wenn er das ruinierte Badezimmer sieht. Ihre Mom war darüber auch nicht sonderlich erfreut.«
Die beiden Frauen gingen Anyas schmale Auffahrt hinunter zu Katies Auto: einem weißen Geländewagen, über dessen Seitenfenster in roter Farbe die Aufschrift »Wicked Confections« und ihre Telefonnummer verlief. Katies Catering-Ausrüstung war überall im Wagen verteilt. Katie musste erst einige Kuchenplatten beiseiteräumen, um Anya Platz zu machen. Im Wageninneren roch es extrem süß, beinahe wie Zuckerguss, der zu lange in der Sonne gestanden hatte.
Sparky bestand darauf, auf Anyas Schoß zu sitzen wie ein kleines Kind. Sie fragte sich vage, ob sie ihm vielleicht einen Autokindersitz kaufen sollte. Oder einen dieser Tragebeutel, die erfolgsorientierte Großstadteltern gern benutzten, damit sie die Hände frei hatten zum Schreiben von Textnachrichten. Oder eine Leine. Die Vorstellung, mit einem unsichtbaren Haustier an der Leine die Straße entlangzugehen, ließ sie unwillkürlich lächeln.
Wie sehr sie sich sonst darüber beschwerte, in dieser Nacht empfand sie Sparkys Anhänglichkeit als beruhigend. Sie legte den Arm um seinen warmen, kleinen Körper und stützte ihr Kinn auf seinen ledrigen Kopf. Vielleicht brauchten sie beide jemanden, der ihnen das Gefühl gab, dass die Welt heil und sicher war, und dass sie sich immer weiter drehen würde.
Denn diese Nacht hatte in Anya Zweifel geweckt.
Beinahe hätten sie Brian verloren.
Sparky schien zu spüren, dass Anya nicht in der Stimmung war, sich im Krankenhaus mit seinen Streichen herumzuärgern. Er trottete brav bei Fuß und ließ sich nicht einmal dazu verleiten, an dem verführerisch leuchtenden Infusionsständer zu knabbern, den eine ältere Dame im Kreis herumschob. Selbst die Geister schienen vor Anya zurückzuschrecken. Sie verschwanden hinter Wänden oder verschmolzen mit dem Boden, wenn Sparky auch nur zu knurren anfing. Anya fühlte die Kälte ihrer Schatten, als sie an ihnen vorbeiging, aber keiner versuchte, sie zu
Weitere Kostenlose Bücher