Flammenzorn
unter Wasser. Durch seine Tritte und um sich schlagenden Arme riss der Rest des Duschvorhangs ab und ein Luffahandschuh flog quer durch den Raum. Ein Badewannenspielzeug klemmte unter ihren Körpern und quiekte wie ein asthmatischer Frosch. Anyas linke Hand lag auf ihrer eigenen Brust, und sie atmete tief ein. Sie wollte das Leben aus dem Dämon herausziehen und es dem Abgrund in ihrem Herzen überantworten.
Sie fühlte, wie sich der Dämon unter Chloes Haut sträubte und wand wie ein Ameisenschwarm in einer Zuckerlösung. Dann entflammte Anyas Aura, und sie spürte Sparky an ihrem Rücken, der knurrend den Schwanz um die nassen Füße des Mädchens gewickelt hatte. Wärme durchflutete sie, Hunger stieg in ihrer Kehle empor, und sie atmete den Dämon ein.
Sie hatte damit gerechnet, etwas Ähnliches zu empfinden wie bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen sie bisher einen Dämon verschlungen hatte: ein Brennen, das langsam ihre Kehle hinabwanderte wie eine heiße Suppe. Es war stets anders gewesen, als das Verschlingen eines Geists. Geister glitten eiskalt hinunter wie ein Milchshake.
Aber nun spürte sie keine Eiseskälte. Dieser Dämon brannte, brannte wie Lauge. Tränen schossen ihr in die Augen, während sie mit ihm kämpfte und versuchte, dieses ätzende Ding zu vernichten, das ihr Inneres versengte wie Säure ...
Sie würgte. Die heiße Schwere des Dämons verfing sich in ihrer Kehle wie spinnwebartige Ranken. Hustend versuchte sie, sich von ihm zu befreien, aber der Dämon klammerte sich an ihr fest. Sie taumelte in dem Badeschaum rücklings an die Wand und umklammerte ihren Hals. Die bernsteinfarbene Flamme in ihrer Brust brannte heller und versuchte, den Dämon zu verzehren, der so viel größer und mächtiger war, als sie erwartet hatte.
Vage war sie sich ihres zuckenden Körpers bewusst. Sparky hatte sich fest um ihre Taille gewickelt. Seine Vorderfüße lagen gespreizt auf ihrer Brust, während er versuchte, den Dämon aus ihr herauszuziehen. Blasen und Wasser spritzten um sie herum. Anya sammelte die furchtbare Hitze in ihrer Brust, hüllte den Dämon darin ein und drückte zu. Der helle Stern ihrer Aura leuchtete auf und erlosch dann zitternd.
Der Dämon flüsterte in ihr: »Sirrush kommt. Und ich werde dich ihm schenken.«
Anya beugte sich über den Wannenrand und übergab sich. Sie fühlte Katies Hand, die ihr Haar zurückhielt, fühlte die gesegnete Kälte von Wasser, das ihr übers Gesicht lief. Sparky klammerte sich an ihren Rücken wie ein Koala an einen Baum; seine Furcht war durch ein Zittern spürbar. Er leckte ihr den Nacken und stieß aus tiefster Kehle ein sorgenvolles Brummen hervor.
Anya hob den Kopf und lehnte ihn gegen die kalten Fliesen. Durch kaum noch geöffnete Augen sah sie, wie Jules das reglose Mädchen aus dem Wasser zog.
»Jesus, habe ich sie ertränkt?«, stöhnte sie.
»Nein.« Katie schüttelte den Kopf. »Sie kommt wieder in Ordnung.«
»Brian!« Anya wand sich im Badeschaum. Sie erinnerte sich an das übelkeiterregende Geräusch, mit dem sein Kopf auf dem Waschtisch aufgeschlagen war.
Max kauerte neben dem bewusstlosen Brian. »Er atmet, aber ich bekomme ihn nicht wach.« Eine rote Platzwunde prangte auf Brians Stirn. Blut lief über seine Nase.
»Ruft einen Krankenwagen«, befahl Jules.
Anya kroch auf allen Vieren aus der Wanne und verlor auf dem durchnässten Badvorleger beinahe den Halt. Sie wackelte mit Brians Tennisschuh, Schaumspuren blieben dabei zurück. Ihre Finger verfingen sich in seinen Schnürbändern. »Brian, wach auf, los ...«
Sein Kopf hing kraftlos hinab. Brian reagierte nicht.
Tränen verschleierten Anyas Blick. Alles war so furchtbar schiefgegangen.
»Katie«, brummte Jules, »bring sie hier raus. Max und ich räumen auf.«
Anyas Knöchel traten weiß hervor, so fest umklammerte sie Brians Schuh. Nicht einmal Jules konnte ihre Hand von ihm lösen. Sie trugen sie aus dem Haus: eine Hand um Sparkys Hals geschlungen, die andere verfangen in den Schnürsenkeln von Brians leerem Schuh.
KAPITEL ACHT
Wie sehr sie sich auch bemühte, sie konnte den Geschmack des Dämons nicht aus ihrem Mund bürsten.
Anya stand vor ihrem Badezimmerspiegel und putzte sich zum zwölften Mal die Zähne. Sparky saß neben ihr auf dem Boden und beobachtete sie. Der Salamander ließ sie nicht einmal mehr allein pinkeln. Ihr Haar war noch feucht vom Duschen und hing ihr unfrisiert und tropfend auf die Schultern. Auch dabei hatte Sparky sie überwacht; er hatte in
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