Flammenzorn
und Max den beengten Platz am Bett. Katie sprach ein Gebet für Brian, und Max' Lippen bebten.
Anya kam hinter dem Vorhang hervor und sah Jules dort warten. Sie schlang die Arme um ihren Leib. »Ich kann nicht fassen, dass ihm so etwas passieren konnte«, sagte sie krächzend.
Jules warf einen Blick hinter den Vorhang. Er gab sich alle Mühe, ruhig zu klingen, aber Anya konnte die Furcht in seiner Stimme hören. »Er wird wieder gesund. Bestimmt. Es dauert nur seine Zeit.«
Anya biss sich auf die Lippe. »Ich hoffe, du hast recht.«
»Wie geht es dir?« Jules Blick wanderte von dem Bett zu ihr.
»Ich bin in Ordnung«, wehrte sie seine Besorgnis ab. »Es war nur mehr ...« Sie brach ab. Der Exorzismus des Dämons war in vielfacher Hinsicht mehr gewesen, als sie erwartet hatte: Er hatte mehr Kraft erfordert, hatte sie sehr beunruhigt und ihr einen Haufen mehr an Leid bereitet. Jules gegenüber wollte sie jedoch nicht ins Detail gehen. »Es hat einfach mehr erfordert, als ich geahnt hatte.«
Jules nickte verständnisvoll, und seine Miene machte sie wütend. Er hatte wie immer keine Ahnung, was er von ihr verlangte.
»Wegen dieses Falls, Anya, wenn du Zeit hast, könntest du ...«
»Nein«, blaffte sie, und ihre Stimme überschlug sich. »Nein, ich kann nicht, Jules. Genug davon.« Jules Gesicht verzog sich zu einem Ausdruck des Schreckens, und sie bohrte ihm einen Finger in die Brust. »Brian liegt im Krankenhaus, und alles, woran du denken kannst, sind deine verdammten Fälle. Du willst einfach weiter an Dingen herumpfuschen, von denen du keine Ahnung hast, bis irgendwann jemand dabei zu Tode kommt.«
Jules wich einen Schritt zurück.
»Bitte mich bloß nie wieder, hast du verstanden? Ich mache dabei nicht länger mit. Von jetzt an bist du auf dich allein gestellt.«
Und damit stapfte sie den Korridor hinunter, weg von Jules, weg von den DAGR. Ihre Schritte hallten unangemessen laut nach in der schockstarren Stille dieses Ortes.
Die Beerdigung fand an einem Tag mit strahlend blauem Himmel statt, dem Sonntag nach Neumans Ableben. Es war ein wundervoller Herbsttag, an dem kaum ein Lüftchen durch das Laub der wenigen Bäume am Straßenrand wehte.
Anya stand in ihrer schwarzen, wollenen Ausgehuniform auf dem Gehsteig. Die Uniform war das formellste und dem Anlass angemessenste Outfit, das sie besaß. Goldene Streifen wanden sich um die Armelenden des Jacketts, Messingknöpfe glänzten im Sonnenschein. Die Wollfasern schienen durch das weiße Hemd und das schwarze Halstuch zu dringen und kratzten bei jedem Atemzug auf Anyas verbrannter Haut. Strähnen ihres haselnussbraunen Haars lugten unter dem steifen, weißen Hut hervor und kitzelten sie am Hals. Ihre Dienstmarke war unter einem schmalen Streifen schwarzen Isolierbands verborgen. Sparky hatte sich heute eng um ihren Hals gelegt und umklammerte seinen Schwanz. Seine Schwanzspitze lag in seinem Maul; neuerdings hatte er sich angewöhnt, daran zu lutschen. Anya machte sich Sorgen um ihn. Für sie war das eine Stressreaktion, vergleichbar mit dem Daumenlutschen eines Kindes. Sie berührte ihren Hals und legte die Hand um den warmen Kupferreif in dem Bemühen, ihn trotz des tosenden Schmerzes in ihrer Brust zu beruhigen.
Die Tage, die inzwischen vergangen waren, hatten kaum dazu beigetragen, den Schmerz zu lindern. Brandmale, die von einem Geist zurückblieben, verblassten normalerweise schnell, aber diese Wunde wollte einfach nicht heilen. Wenn Anya nicht gerade schlief oder damit beschäftigt war, nutzlos irgendwelchen auf Bewährung entlassenen Brandstiftern zu folgen, versuchte sie, den Schmerz auszublenden. Doch ihre Brust fühlte sich seltsam hohl an. Stechende Schmerzen und eine innere Rastlosigkeit störten ihren sonst so tiefen Schlaf und weckten sie mit dem Gefühl, als säße etwas auf ihrer Brust. Meist fand sie weiter nichts vor als Sparky, der sich um ihre Hüften gewickelt hatte, und Luft, die scheinbar auf der hartnäckigen Wunde lastete.
Als der Trauerzug in Sicht kam, stellte sich Anya auf die Zehenspitzen, um über die Köpfe der mehreren Hundert Menschen zu schauen, die sich zu diesem Anlass eingefunden hatten. Ein Feuerwehrwagen, geschmückt mit Lilien und schwarzen Fahnen, ersetzte den Kranzwagen, und als Leichenbahre diente ein Pumpenwagen, dessen Pumpe demontiert worden war, um Platz für den Sarg zu schaffen. Der Pumpenwagen stammte aus Neumans Dienststelle, und seine Kollegen schritten in Formation daneben her. Glänzende schwarze
Weitere Kostenlose Bücher