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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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Limousinen mit eingeschalteten Scheinwerfern folgten, darin saßen die Angehörigen, die Sargträger und die Ehrengarde. Danach kam der Wagen des Feuerwehrhauptmanns, der wiederum zwei Leiterwagen anführte. Die abschließende Reihe der Privatfahrzeuge zog sich über einen ganzen Block.
    Hinter dem Trauerzug erhob sich die Cathedral of the Most Blessed Sacrament über dem Straßenpflaster. Die neugotischen, aus Kalkstein erbauten Turmspitzen hoben sich nahezu weiß von Himmel und Erde ab, und die Heiligen in ihren Nischen blickten erhaben auf die Menschenmenge herab, die sich am Boden eingefunden hatte.
    Der Kranzwagen hielt direkt vor den Stufen, und die ersten Begleitwagen fuhren neben ihm vor. Die Sargträger nahmen auf den Stufen ihre Plätze ein. Die Angehörigen der Feuerwehr und die übrigen Trauergäste formierten sich in ordentlichen Reihen hinter ihnen. Der DFD-Geistliche stand wartend am Bordstein, während Neumans Eltern aus dem ersten Wagen stiegen. Anya erinnerte sich an sie. Sie war ihnen bereits bei der Totenwache begegnet, die etwas früher am selben Tag stattgefunden hatte. Allem Anschein nach hielt der Schock sie noch immer fest im Griff: Ihre Hände ballten sich wieder und wieder zu Fäusten, und ihre glasigen Augen wirkten wie erstarrt. Der DFD-Geistliche nahm sie in Empfang und begleitete sie die Stufen hinauf und in die Kathedrale hinein. Eine Limousine nach der anderen ließ nun ihre Insassen hinaus und glänzte dabei im Sonnenschein.
    Die Sargträger, alles Feuerwehrleute von Neumans Dienststelle, marschierten einheitlich zum Pumpenwagen und hoben den Sarg herunter.
    »Achtung!«, forderte der Einsatzleiter seine Leute zu einem Salut auf. Sämtliche DFD-Angehörigen legten die rechte Hand an den Schirm ihrer Kappe, während der mit einer Flagge bedeckte Sarg den Bürgersteig entlang und die Stufen hinaufgetragen wurde.
    Als der Sarg hinter den schweren, hölzernen Kirchentüren im schattigen Inneren der Kathedrale verschwunden war, erteilte der Einsatzleiter den DFD-Leuten weitere Anweisungen. »Rechts um.« Die schwarz uniformierten Gestalten bildeten drei gleichmäßige Reihen. »Vorwärts, Marsch!«
    Umgeben von einer Mauer aus schwarzer Wolle marschierte Anya langsam in die Kathedrale. Sie versuchte, ihre Schritte möglichst genau auf fünfundsiebzig Zentimeter zu beschränken, um stets auf gleicher Höhe mit den Feuerwehrleuten links und rechts zu bleiben.
    Die Cathedral of the Most Blessed Sacrament besaß eine besondere Ernsthaftigkeit. Dies konnte man spüren, sobald man die Schwelle übertrat. Das helle Sonnenlicht blieb zurück, und es wurde merklich kälter. Weit oben an den Wänden waren Buntglasfenster, die zerstückelte Farbmuster auf den Boden warfen. Mauerrippen ragten hoch empor und gingen über in gotische Gewölbebögen. Sie erinnerten an den Brustkorb einer großen Bestie, die dabei war, einen ganzen Amselschwarm zu verschlingen. Die Renovierungen des einundzwanzigsten Jahrhunderts standen im Kontrast zu den Bauten aus dem neunzehnten: Im Weihwasserbecken, Maßwerk, Altar und im Gebäude selbst waren Kalksteinplatten in geometrisch moderner Ausführung eingesetzt worden. Das Gesamtbild erinnerte Anya an den krassen Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Stadtzentrum. Im Hintergrund erklang leise ein Requiem, dessen Töne sich hoch oben unter der Gewölbedecke verloren. Weihrauchfahnen bewegten sich träge und streifenförmig in dem gedämpften Licht.
    Als sich die Menschenreihen vor dem Weihwasserbecken teilten, streckte Anya verstohlen ihre Finger aus, um sie in das Wasser zu tauchen. Seit dem Tod ihrer Mutter hatte sie sich nicht mehr aktiv am katholischen Kirchengeschehen beteiligt, aber nun, da sie an diesem Ort war ... hier fühlte sie, wie der Einfluss ihrer Mutter in ihr nachklang. Ihre Finger streiften das Wasser.
    Ein Funken statischer Elektrizität versetzte ihr einen Schlag. Erschrocken wischte sie sich das Wasser an der Uniformhose von den Fingern und eilte zurück in die Reihe der Uniformierten weiter hinten. Die Bänke füllten sich schnell. Anya kniete nieder, bekreuzigte sich und schlüpfte in eine der hintersten Bänke. Zu ihrer Rechten saß ein Mann, der in einem gelben Notizblock kritzelte; ein Journalist, vermutete sie. Links von ihr hatte ein frischgebackener Feuerwehrmann mit kurzgeschorenen Haaren Platz genommen, der nach Knoblauch roch. Sie rümpfte die Nase und wandte sich ab. Drei Reihen vor ihr sah sie den Hinterkopf von Captain Marsh, der

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