Flammenzorn
deiner Gebeine ausgekostet habe und jeden Funken eines Gefühls ... dann werde ich dich an Sirrush verfüttern. Ich weiß, er wird solch eine Gabe zu schätzen wissen – und mir einen hübschen Platz in seiner neuen Weltordnung zuweisen.«
Dunkelheit spülte über sie hinweg, umhüllte sie mit dem Mantel der Nacht, einer Nacht ohne einen Stern am Himmel.
Keuchend erwachte Anya. Sie schoss von ihrem Kissen hoch, warf Sparky um und schleuderte seinen Leuchtwurm zu Boden.
Sie presste die Hände an ihre verbrannte Brust und versuchte, ihr Herz zu beruhigen, das hinter den Rippen hämmerte. Sparky kroch ihr auf den Schoß und leckte ihr mit seiner warmen Zunge das Gesicht ab. Anya schlang die Arme um ihn und schluchzte, und die Schluchzer erschütterten ihre Brust so heftig, dass die Wunden in der Haut erneut aufbrachen. Sparky wickelte sich fest um sie und barg den Kopf an ihrem Hals.
Sie streckte die Hand aus, um den Leuchtwurm zurückzuholen, der unter das Bett gerollt war. Während Sparky wie eine Stola um ihren Hals hing, lehnte sie sich ungeschickt aus dem Bett und tastete auf dem Boden nach Sparkys Spielzeug, als etwas Heißes über ihre Finger schrammte.
Sie riss die Hand zurück. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus. Langsam und überaus vorsichtig kletterte sie aus dem Bett, stellte erst den einen, dann den anderen Fuß auf den Boden. Sie bückte sich, um unter das Bett zu schauen. Sie konnte den Leuchtwurm sehen, dessen lächelndes Gesicht ihr entgegenblickte. Schließlich nahm sie allen Mut zusammen und streckte die Hand in die Finsternis aus ...
Und die Finsternis griff nach ihr. Die Finsternis umschlang ihr Handgelenk so unverkennbar wie in ihrem Traum und zerrte sie unter das Bett. Anya riss ihren Arm zurück.
Sparky schoss zähnefletschend unter das Bett.
Anya trat nach dem Futon. Der Rahmen krachte gegen die Wand und kratzte über den Holzboden. Sie trat erneut zu, und er knallte gegen die andere Wand und gab den Blick auf den vormals finsteren Platz unter dem Bett frei.
Aber da war nur Sparky, der über seinem Spielzeug kauerte und die Luft anknurrte.
»Mimi.« Anya richtete sich auf und drehte sich um die eigene Achse. »Mimi, in Dreiteufelsnamen, hau ab!«
»Ich fühle mich hier ganz wohl. Danke.«
Anya brauchte einen Moment, bis ihr klar wurde, dass Mimi ihr mit ihrer eigenen Stimme geantwortet hatte. Sie schlug die Hand vor den Mund. Das Miststück hatte die Kontrolle über ihre Stimme übernommen und manipulierte ihre Realität im Wachzustand. Anya mochte sich gar nicht vorstellen, wozu Mimi noch imstande war.
Sie warf einen Blick auf die Uhr neben dem Bett, die drei Uhr fünfunddreißig anzeigte. Seltsamerweise stimmte das Datum nicht. Jetzt sollte Samstagmorgen sein ... aber die Uhr zeigte Sonntag an. Anya blinzelte, rieb sich die Augen. Dann klappte sie ihr Mobiltelefon auf und erhielt die Bestätigung, dass es in der Tat bereits Sonntag war.
Dieser winzige Funke von einem Traum, den Mimi kontrolliert hatte, hatte sich aufgebläht und sie einfach überwältigt. Sie hatte vierundzwanzig Stunden geschlafen.
Erst jetzt warf sie einen Blick auf ihren eigenen Körper. Ihre Unterarme waren zerkratzt und blutig. Unter ihren Fingernägeln sah sie Fetzen ihrer eigenen Haut, die sie aufgerissen hatte, als sie sich im Schlaf gekratzt hatte ... vielleicht im Kampf gegen Mimi oder sich selbst.
Sie griff zum Telefon und hämmerte mit einem zitternden Finger auf die Tasten ein.
»Hey, Katie. Anya hier. Kann ... kann ich rüberkommen?«
Katie öffnete die Tür und trat einen Schritt zurück. Es war, als hätte ein Luftzug sie gestreift, und sie schloss für einen Moment die Augen. Sie sah aus wie eine Figur aus einem historischen englischen Sittenroman. Wie in einem präraffaelitischen Gemälde floss ihr Haar offen über ihre Schultern und die Falten ihres biobaumwollenen Nachthemds. Es fehlte nur noch ein Kerzenleuchter in ihrer Hand und eine Schwärmerei für einen Kerl namens Heathcliff.
Anya stand auf Katies Schwelle, beide Hände in den Taschen vergraben. Zweifellos sah sie schlimm aus: Das Haar fiel wild über ihre Schultern, und sie trug eine schlichte Jeans und ein altes T-Shirt. Und über ihren Schultern lag ein Salamander und nuckelte an seinem eigenen Schwanz.
»Tut mir wirklich leid, dich zu stören.«
»Komm rein und setz dich.« Katie öffnete die Fliegengittertür und winkte Anya herein, ohne sie jedoch zu berühren. Ihre nackten Zehen krümmten sich auf der
Weitere Kostenlose Bücher