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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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die Zunge, um den Dämon zum Schweigen zu bringen. Es war kein gutes Zeichen, dass der Dämon seine Macht von ihrer Hand bis zu ihrer Zunge ausgedehnt hatte.
    Ferrer lächelte. »Sie überraschen mich immer wieder.«
    »Ihre Bilder sind wirklich schön«, sagte sie mit ihrer eigenen Stimme, um das Thema zu wechseln.
    »Danke. Aber es ist offensichtlich, dass Sie nicht viel von den vorbereitenden Maßnahmen halten, die nötig sind, um diese Bilder Realität werden zu lassen.«
    »Ich halte Sie für ein Monster«, entgegnete sie kalt. »Und ich werde Sie zur Strecke bringen.«
    »Ich bezweifle nicht, dass Sie das versuchen werden.« Er sah sich nach der Menge um, die eifrig murmelnd sein Werk kommentierte. Dann glitt seine Aufmerksamkeit zur Tür. »Möchten Sie, dass ich Ihnen ein anderes Monster zeige? Einen Verwandten von Sirrush?«
    »Wie wäre es, wenn Sie mir erzählen, wo Sirrush ist?«
    »Nein. Das ist ein Geheimnis. Aber ich werde Ihnen seinen Bruder zeigen.«
    Anya wippte auf ihren Absätzen vor und zurück und überlegte. Ferrer war ein Monster, dem nicht zu trauen war. Aus irgendeinem Grund war er fixiert auf sie - nach allem, was sie wusste, könnte er sie Sirrush zum Mittagessen servieren wollen. Aber ... er hatte auch eine unleugbar magnetische Aura an sich. Er war die einzige andere Laterne, die ihr je begegnet war, und sie wollte mehr über ihn erfahren. Er war ein Monster, aber er war auch wie sie.
    Und das muss doch etwas wert sein, nicht wahr? Sie wusste nicht, ob der Gedanke von ihr stammte oder von Mimi. Sparky zuckte wie eine heiße Schlinge um ihren Hals.
    Sie schluckte und traf eine Entscheidung. »Zeigen Sie mir Sirrushs Bruder.«
    Er ergriff ihre Hand. Seine Haut knisterte deutlich bei der Berührung, und sie unterdrückte ein Keuchen. Er sah sich zu ihr um, und sie war überzeugt, er fühlte es auch. Ferrer führte sie aus der Galerie hinaus und hob eine Samtkordel am Ausgang an. Sie duckte sich darunter hinweg und ließ sich von ihm in die Finsternis in einem der ungenutzten Korridore führen.
    »Wohin gehen wir?«, fragte sie.
    »Ins alte Babylon.«
    Er führte sie in das Licht einer viel größeren Galerie mit einer reich verzierten Decke. Überreste alter Waffen, Mosaike und Urnen schimmerten hinter Glas. Anya hielt vor einem Friesbruchstück in einer Vitrine inne. Es zeigte eine Frau in Rüstung neben einem Löwen, die in einer Hand ein Schwert und in der anderen eine Lotusblüte hielt. Das Haar, das unter ihrem Helm hervorlugte, war zu Zöpfen geflochten, und ihre Füße mündeten in Adlerklauen.
    Drake folgte ihrer Blickrichtung. »Das ist Ischtar, die babylonische Göttin der Liebe, des Krieges und der Fruchtbarkeit. Sie geht auf die sumerische Göttin Inanna zurück. Ischtar war nicht die typische Vertreterin der romantischen Liebe. Ihre Gefährten endeten alle in Sklaverei oder verloren ihr Leben.«
    »Charmant«, murmelte Anya, konnte sich aber nicht von Ischtars steinernem Gesicht losreißen. Etwas an ihrem Bildnis nötigte ihr Bewunderung ab ... das Feuer, die Gelassenheit, die Furchtlosigkeit, die sie in ihrer Haltung und dem erhaben hochgereckten Kinn ausstrahlte.
    »Über ihren Abstieg in die Unterwelt gibt es einen Mythos, der mir besonders gefällt.« Drake entspann den Faden der Geschichte unter den Augen der steinernen Göttin. »Ischtar stieg hinab in die Unterwelt, um einen ihrer Liebhaber zu retten ... oder um die Unterwelt zu erobern, je nachdem, wer die Geschichte gerade erzählt. Sie passierte die sieben Tore der Unterwelt und gab an jedem Tor ein Stück ihrer Kleidung dafür hin, dass ihr Einlass gewährt wurde. Nackt und unbewaffnet trat sie schließlich vor ihre Schwester Ereškigal, die Göttin der Unterwelt.
    Ereškigal war nicht erfreut, sie dort zu sehen. Sie ließ sechzig Plagen über Ischtar kommen und ihren Leichnam an einem Haken in ihrem Thronsaal aufhängen. Als aber Ischtar fort war, starb jegliche romantische Liebe auf Erden - selbst die wilden Tiere auf den Feldern hörten auf, sich zu paaren.
    Die Götter schlossen einen Pakt, um Ischtar zurückzuholen und die Zivilisation zu retten. Ischtar wurde wiederbelebt und von Ereškigals Dämonen aus der Unterwelt eskortiert. Aber die Dämonen wollten sie nicht freilassen, solange nicht ein anderer ihren Platz in der Unterwelt einnahm.«
    »Ich nehme an, Dämonen waren seinerzeit auch nicht anders als heute«, bemerkte Anya und führte unwillkürlich eine Hand an die Brandwunde an ihrem Brustbein.

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