Flammenzorn
Betonstufe.
Obwohl die Lampen im Wohnzimmer brannten, schaltete Katie noch die Deckenlampe und die Küchenbeleuchtung ein. Außerdem zündete sie sämtliche Kerzen auf dem Couchtisch an, ehe sie sich Anya zuwandte. Anya saß auf der Couch, die Hände um die Ellbogen geklammert und fest in ihre Jacke und Sparky eingewickelt. Die Katzen waren nirgends zu sehen.
»Du hast am Telefon gesagt, du hättest Dinge gesehen und Stimmen gehört.«
»Ja. Ich glaube, ich habe den Exorzismus bei diesem Mädchen, Chloe, vermasselt ... ich glaube, der Dämon hat sich jetzt an mich gehängt.«
»Wie kommst du darauf?« Katie hockte am anderen Ende des Sofas und behandelte Anya wie jede andere Klientin, so, wie es auch jeder gute Ermittler tun würde.
»Ich hatte ein Erlebnis mit automatischem Schreiben, und ich höre die Stimme des Dämons - er heißt übrigens Mimiveh - in meinem Kopf. Er hat mehrfach die Kontrolle über meine Stimme übernommen. Letzte Nacht war er in meinen Träumen, und ich hatte das Gefühl, er würde sich unter dem Bett manifestieren. Und ... ich habe volle vierundzwanzig Stunden durchgeschlafen, aber es fühlt sich an, als wären es nur zwei gewesen. Und Mimi fängt an, Spuren zu hinterlassen.« Anya krempelte ihren Ärmel hoch, um Katie die Kratzer zu zeigen.
»Was hast du bisher unternommen?«
Anya grinste ein wenig schief. »Ich war in der Kirche und habe die heilige Kommunion empfangen.«
Katie machte große Augen. »Wow. Dann muss es ernst sein.«
Anya zuckte die Schultern. »Tja, na ja. In einem Sturm läuft man eben jeden Hafen an.«
»Lass mal sehen.« Katie schloss die Augen und fuhr mit der Hand über die Umrisse von Anyas Aura. Über Anyas Brust kamen ihre Hände kurz zur Ruhe, ehe sie sie zurückzog.
»Und?«, fragte Anya, obwohl sie die Antwort fürchtete.
Katie rieb sich die Hände, als versuche sie, unsichtbaren Schmutz zu entfernen. »Du hast Probleme.«
»Wie groß?«
»Elefantös.« Katie schaute sie besorgt an. »Der Dämon hat sich in deiner Aura festgesetzt und ernährt sich von ihr. Ich erkenne einige der Elemente aus der Zeit wieder, in der er in Chloe gewesen ist ... die Art, wie er sich bewegt, wie er vibriert. Aber deine Aura ist viel stärker als ihre, und darum wird er viel, viel mächtiger.«
»Ich dachte, für eine Besessenheit wäre es üblicherweise notwendig, dass das Opfer dem Dämon in irgendeiner Weise die Tür öffnet.«
»Ich kann nur raten. Vielleicht warst du durch deine emotionale Verfassung irgendwie verletzlich. Möglicherweise hattest du ganz einfach einen schlechten Tag. Das und die Mühe, die es dich gekostet hat, den Dämon zu verschlingen, könnten ihm gereicht haben, um Fuß zu fassen.«
»Wie werde ich ihn wieder los?«
Katie schüttelte den Kopf. »So ein mächtiger Dämon ist mir bisher noch nie begegnet. Ich werde wohl mit Ciro sprechen müssen. Das ist sein Fachgebiet.«
»Ciro ist krank. Er hat auch so schon genug Sorgen.« Katie aufzuscheuchen war schlimm genug. Ciro zu nerven, nachdem sie den DAGR bildlich gesprochen den Stinkefinger gezeigt hatte, war einfach kein guter Stil.
»Du auch«, gab Katie zurück und presste ihre sinnlichen Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. »Mit so was spielt man nicht herum. Dieser Dämon ist stärker als du. Ich weiß, so etwas hast du noch nie erlebt, aber du darfst diese Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen.«
»Ich bin in letzter Zeit mit einigen Sachen zusammengestoßen, die mächtiger sind als ich. Das ist eine großartige Lektion in Sachen Demut.« Sie lieferte Katie eine Kurzversion ihrer Abenteuer mit Drake Ferrer, ließ aber den Kuss ebenso aus wie die Tatsache, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte. »Kannst du das Ding nicht einfach für eine Weile ruhigstellen?«
»Anya, du weißt, wie ernst die Sache ist. Warum sonst solltest du mitten in der Nacht herkommen?«
Das Gefühl der Schuld bohrte sich wie ein Pfeil in ihre Seele, und Anya ließ den Kopf hängen. »Meine erste Priorität ist es, mir Drake Ferrer zu schnappen. Die Geschichte mit dem Dämon ist zweitrangig.«
»Du willst dir Drake Ferrer schnappen?« Katie warf ihr einen schiefen Blick zu.
Anya schüttelte den Kopf. »Mimi - so nenne ich den Dämon - fühlt sich zu ihm hingezogen.«
»Und du nicht?«
»Nicht genug, um entsprechend zu handeln.« Sie drückte die Handballen an die Augen. »Glaube ich jedenfalls. Ich weiß es nicht.« Sie lugte über ihre Finger hinweg. »Okay, du hast recht. Ich bin im
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