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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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zu enttäuschen schmerzte sie, denn er hatte immer an sie geglaubt. »Es tut mir leid, Captain.«
    Marsh schaute sie an wie ein Vater, dessen Tochter in Algebra versagt hat. »Passen Sie mal auf. Ich weiß, dass in unserem Job niemand perfekt ist. Wir haben mehr als genug Drogenabhängige, Säufer, Psychos, Schläger und Sadisten in unseren Reihen.« Der Ausdruck in seinen Augen wurde sanfter. »Ich möchte nicht miterleben, dass Sie zu einem dieser Leute werden. Ich möchte nicht zusehen, wie Sie zu so einem Monster wie Vross werden. Sie sind eine gute Ermittlerin. Aber Sie müssen dringend Ordnung in Ihrem Kopf schaffen.«
    Er streckte die offene Hand aus. »Händigen Sie mir Ihre Marke und Ihre Waffe aus, Kalinczyk. Sie werden von diesem Fall abgezogen und sind bis auf Weiteres beurlaubt.«
    Ihr Gesicht brannte vor Scham, und ihre Hände waren zu Fäusten geballt, so fest, dass sich die Fingernägel schmerzhaft in ihre Handflächen gruben, doch sie händigte ohne Widerspruch ihre Marke und ihre Waffe aus, murmelte noch eine knappe Entschuldigung und verschwand zur Tür hinaus.
    »Und um Himmels willen, halten Sie sich fern von Drake Ferrer«, rief Marsh hinter ihr her.
    Anya tat, als hätte sie ihn nicht gehört.
    Anya saß am Tresen im Devil's Bathtub und starrte verloren in ihren Orangensaft. Sparky wanderte wie ein Tiger im Käfig an der polierten Theke auf und ab.
    »Katie, ich hätte wirklich gern etwas Stärkeres.«
    Hinter dem Tresen schüttelte Katie den Kopf. Ihr langes blondes Haar war zu einer Reihe komplizierter Zöpfe geflochten und erinnerte alles in allem an einen Tropenhelm aus Makramee. Trotzdem sah es irgendwie nordisch aus. »Nein. Kein Schnaps für Besessene. Damit stößt du nur in deinem Kopf die Tür für Mimi weiter auf. Und in deinem Körper.«
    Renee saß neben ihr auf einem Barhocker und nickte. »Das ist wahr. Ich habe mal einen Kerl mit einer dämonischen Infektion erlebt, der bis zum Umkippen gesoffen hat ... und dann hat der Dämon übernommen. Das war nicht schön.«
    »Was ist passiert?«
    Renee zuckte mit den Schultern, und die Perlen an den Fransen ihres Kleides klapperten leise. »Der Dämon hielt es für witzig, den Feds die Namen sämtlicher Alkoholschmuggler zu verraten, die der Kerl kannte. Die Mafia hat ihn keinen Tag später ausradiert. Der arme Kerl wusste gar nicht, wie ihm geschah.«
    Die Hintertür kratzte über den Boden, und Anya hörte das Quietschen von Rollstuhlrädern auf dem verschrammten Holzboden. Max schob Ciro samt Stuhl durch den Raum. Der alte Mann sah so zerbrechlich aus wie Stroh, aber zumindest saß er aufrecht in seinem Rollstuhl. Seine Augen jedoch umwölkten sich, als er Anya sah.
    »Katie hat mir erzählt, was passiert ist. Es tut mir leid ...«
    Sie glitt von ihrem Barhocker, ging neben dem Rollstuhl in die Knie und schüttelte den Kopf. »Schon in Ordnung, Ciro. Außerdem tut es mir leid, dass ich dich damit belästige.« Sie biss sich auf die Lippe. Eigentlich sollte das zu den Dingen gehören, mit denen sie allein fertigwerden konnte, für die sie keine Hilfe erbitten musste. Sie hasste es, sich anderen gegenüber verpflichtet zu fühlen, und sie hasste das Gefühl der Verletzlichkeit, das mit der Bitte um Hilfe verbunden war.
    »Ganz ruhig, Kind.« Die Hand des alten Mannes strich sacht über ihre Wange. »Wir kümmern uns schon um dich.«
    Tränen traten ihr in die Augen, und sie wischte sie hastig weg. Konfrontiert mit Ciros Güte fühlte sie sich furchtbar erschöpft und beschämt. »Danke.«
    Von der Tür aus beobachtete Jules die Szene. Seine Hände hatte er in die Taschen geschoben, und Ayna sah die Sorgenfalten auf seiner Stirn. »Wir sind dafür verantwortlich, dass so etwas passieren konnte. Ich war ... ich war zu sehr damit beschäftigt, neue Aufgaben für das Team zu suchen, anstatt mich um das Team selbst zu kümmern. Und jetzt liegt Brian im Krankenhaus, und du hast einen Untermieter.« Er wandte den Blick ab, und sprach so leise weiter, dass er kaum noch zu hören war. »Ich habe euch zu sehr angetrieben, und es tut mir leid.«
    »Schon gut, Jules, wirklich.« Seine Worte überraschten sie. Teufel, schon seine bloße Anwesenheit hatte sie verwundert. Sie hatte angenommen, sie hätte ihre letzte Verbindung zu Jules im Krankenhaus zertrümmert.
    Jules schaute betroffen drein. »Ich kann Geister auf Tonbandaufnahmen hören, ich kann noch das kleinste Flüstern hören, aber ... die Lebenden höre ich nicht so gut. Und ich habe dir

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