Flammenzungen
er pumpte in sie hinein, als gäbe es kein Morgen. Und das gab es ja auch nicht, zumindest nicht für sie beide. Nach dem Höhepunkt würden sie wahrscheinlich duschen, Kaffee trinken und dann würde Lorcan seinen „Rebell“-Rucksack nehmen und verschwinden. Viel leicht nahm er ihre Verschmelzung zum Anlass, nie wieder im Obdachlosenasyl aufzutauchen.
Mit einem Mal überkam Amy Angst, ihn zu verlieren. Dieses Gefühl des drohenden Verlusts breitete sich in ihrem Magen aus wie ein dunkles Loch. Leere. Um ihn noch intensiver wahrzunehmen, schlang sie die Beine um seinen Körper, wenn auch locker, damit er weiterhin in sie hineinstoßen konnte. Durch die Haltung wurde ihr Becken angehoben, und Lorcan konnte tiefer in sie eindringen. Das gefiel ihm wohl, denn er nahm sie daraufhin noch wilder. Amy dachte erneut daran, dass er das halbe Jahr im Knast und wahrscheinlich auch in der Zeit danach auf der Straße keinen Sex gehabt hatte und nun danach dürstete. War es zuvor nur eine Vermutung gewesen, so sah Amy diese jetzt bestätigt. Sie bekam seinen Hunger zu spüren, er tobte sich an ihr ... mit ihr aus.
Halleluja, dachte sie, bevor der Orgasmus jegliches Denken unmöglich machte. Er katapultierte sie in die universelle Weite, in der alles Weltliche egal war. An diesem Ort, in diesem Zustand, spielte nichts eine Rolle, weder Herkunft oder Fehltritte noch der Lebensstil. Dort gab es nur grenzenlose Lust, die Amy mit Lorcan vereinte, obwohl sie aus völlig verschiedenen Welten stammten.
Als Amy aus ihrer rosaroten Trance erwachte, lag Lorcan keuchend neben ihr auf dem Duschvorleger. Erschöpft lauschte sie seinen Atemzügen, die langsam ruhiger wurden. Als sie schon glaubte, er sei eingeschlafen, erhob er sich. Amy wagte nicht, die Augen zu öffnen, denn er hob sie auf seine Arme und trug sie ins Schlafzimmer. Enttäuscht hörte sie seine Schritte auf dem Laminat, die sich in Richtung Küche entfernten. Bestimmt zog er sich an, um zu verschwinden. Er hatte schließlich bekommen, was er wollte.
Doch Lorcan schaltete das Licht in der Küche aus und kehrte zu ihr zurück. Er schlüpfte unter die dünne Decke, schmiegte sich an Amy und fing bald darauf an, leise zu schnarchen. Für Amy klang es wie zufriedenes Schnurren. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief sie ein.
7. KAPITEL
„Du bist stur“, sagte sie, stemmte ihre Hände in die Hüften, sodass sich der Stoff über ihrem Busen spannte, und zog eine Flunsch.
„Danke für das Kompliment.“ Lorcan lehnte sich auf der Couch zurück und betrachtete Amy, die vor ihm stand. Wie niedlich sie mit ihrer hochgeschlossenen weißen Bluse und der grauen Stoffhose aussah! Süß und unschuldig, aber in der vergangenen Nacht hatte er ihre kleinbürgerliche Fassade gehörig erschüttert.
„Was ist so schlimm daran, im Asyl zu übernachten?“ Sie zuckte die Achseln. „Besser als auf der Straße.“
„Da liegst du falsch. Meines Erachtens ist es wahrscheinlicher, im Obdachlosenheim abgestochen zu werden als draußen.“ Ungeniert betrachtete er ihre Brüste.
Mit Genugtuung nahm er wahr, wie ihre Nippel steif wurden. An der Temperatur im Shotgun House konnte es nicht liegen, denn die altersschwache Klimaanlage funktionierte eher mäßig. Nur in der Küche war es angenehm kühl. Im Wohnzimmer am anderen Ende des Hauses, wo sie sich befanden, musste es fünf Grad wärmer sein, obwohl alle Türen offen standen. Die hohe Luftfeuchtigkeit drang durch die Ritzen des Holzgebäudes ins Innere.
„Waffen sind verboten.“ Ihre Wangen röteten sich. Sie rieb sich über die Oberarme, als würde sie frieren, doch in Wahrheit wollte sie nur ihre Brustspitzen bedecken, ahnte er.
„Alkohol auch, und trotzdem schmuggeln die Stadtstreicher beides rein. Und mehr.“
„Mehr?“ Sie runzelte die Stirn. „Was denn noch?“
Er schüttelte den Kopf über ihre Naivität. Amy musste behütet aufgewachsen sein. Vermutlich glaubte sie, sie wäre selbstständig, dabei wohnte ihr Cousin im Nachbarhaus und schaute regelmäßig nach ihr, wie sie ihm beim Frühstück unter die Nase gerieben hatte. Lorcan hatte nur müde über die Warnung zwischen den Zeilen gelächelt. „Drogen.“ „Oh.“ Während sie mit der einen Hand ihre Unterlippe knetete, öffnete sie mit der anderen die Haustür, doch statt auf die Veranda hinauszutreten, wandte sie sich abrupt wieder zu ihm um. „Ich werde dir die New Orleans Times mitbringen. Heute Abend, wenn ich von der Arbeit zurück bin, schauen wir gemeinsam
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