Flandry 1: Im Dienst der Erde
Wir hoffen indessen, eine Abordnung unter Wasser schicken zu können, um einen Waffenstillstand zu vereinbaren, dessen Ziel freilich ein permanenter Friedensschluss ist.«
»Aha.« Runei trommelte auf seine Schreibtischplatte.
»Unsere xenologischen Informationen sind begrenzt«, fuhr Hauksberg fort. »Natürlich können wir zunächst nicht gerade mit kindlichem Vertrauen rechnen. Daher wäre es sehr hilfreich für uns, wenn Sie den, äh, Sechsspitz drängen würden, unsere Delegation zu empfangen und sie anzuhören.«
»Eine gemeinsame Kommission aus Terranern und Merseianern …«
»Noch nicht, Kommandeur. Ich bitte Sie, noch nicht. Hierbei wird es sich lediglich um formlose Vorgespräche handeln.«
»Sie meinen«, entgegnete Runei, »dass Admiral Enriques keine Männer abstellt, wenn sie mit Merseianern in Berührung kommen.«
Richtig.
»Nein, nein. Keine derartige Taktlosigkeit. Es ist nur der Wunsch, Komplikationen zu vermeiden. Kein Grund, weshalb das Seevolk Sie nicht über die Dinge auf dem Laufenden halten sollte, oder? Wir müssen jedoch wissen, woran wir bei ihnen sind; ja, wir müssen sie näher kennen lernen, ehe wir vernünftige Vorschläge unterbreiten können, und Sie weigern sich ja leider, Ihre Daten zur Verfügung zu stellen.«
»Ich habe meine Befehle«, sagte Runei.
»Natürlich. Auf beiden Seiten müssen die Richtlinien geändert werden, bevor es zwischen uns zu einer nennenswerten Kooperation kommen kann, ganz zu schweigen von gemeinsamen Kommissionen. Wegen derlei Problemen reise ich schließlich nach Merseia weiter.«
»Diese Hufe stampfen langsam.«
»Wie bitte? Oh. Ach ja. Wir würden von Mühlen sprechen. Ich stimme mit Ihnen überein, dass keine von beiden Regierungen selbst mit dem besten Willen im ganzen Universum diesen Konflikt über Nacht beenden kann. Doch wir können einen Anfang machen, Sie und wir. Wir halten die Kursowiker im Zaum, Sie den Sechsspitz. Alle militärischen Operationen im Zletowar ruhen bis auf weiteres. So viel Ermessensspielraum werden Sie doch gewiss besitzen.«
»Den besitze ich in der Tat«, antwortete Runei, »und Sie auch. Die Eingeborenen sind vielleicht nicht einverstanden. Wenn sie handeln, egal welche Seite, bin ich gezwungen, das Seevolk zu unterstützen.«
Oder wenn du ihnen sagst, sie sollen handeln, dachte Hauksberg. Was du vielleicht tust. Und dann bleibt Enriques keine andere Wahl, als zu kämpfen. Ich gehe aber davon aus, dass du ehrlich bist und es dir ebenfalls lieber wäre, wenn diese Krise beigelegt wird, bevor uns die Dinge aus der Hand gleiten. Ich muss davon ausgehen. Sonst kann ich nur noch nach Terra zurückkehren und das Imperium auf einen interstellaren Krieg vorbereiten.
»Sie werden offizielle Memoranden erhalten«, versprach er. »Noch ist alles Vorgeplänkel. Ich bleibe jedenfalls auf Starkad, bis wir sehen, wie unser Verhandlungsversuch sich entwickelt. Zögern Sie nicht, mich jederzeit anzurufen.«
»Danke. Guten Tag, Mylord.«
»Guten Tag, Kom … – Fodaich.« Sie hatten zwar Anglisch gesprochen, doch Hauksberg war recht stolz auf sein Eriau.
Der Bildschirm erlosch. Hauksberg zündete sich eine Zigarette an. Und jetzt? Jetzt sitzt du und wartest, mein Freund. Du nimmst weiter Berichte entgegen, du befragst weiter Leute, du nimmst weiter Inspektionen vor, doch über die herabsetzenden Antworten bist du nun hinaus, zwischen diesen halsstarrigen Militaristen, die dich für einen aufdringlichen Esel halten. Du hast viele leere Stunden vor dir. Unterhaltung gibt es hier nicht viel. Wie gut, dass du so vorausschauend warst, Persis mitzunehmen.
Er stand auf und ging vom Büro ins Wohnzimmer. Persis saß dort und betrachtete eine Animation. Schon wieder Ondine – das arme Kind, die hiesige Bibliothek bot keine große Auswahl. Hauksberg setzte sich auf die Lehne ihres Sofas und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Die tief ausgeschnittene Bluse ließ sie frei; die Haut fühlte sich warm und glatt an, und er fing einen scheuen Hauch von Parfüm auf.
»Bist du das Ding nicht schon leid?«, fragte er.
»Nein.« Sie wandte nicht ganz den Blick ab. Ihre Stimme klang finster, und ihr Mund blieb nicht ganz ruhig. »Ich wünschte aber, ich hätte es über.«
»Wieso?«
»Weil es mir Angst macht. Es erinnert mich daran, wie weit wir von zu Hause fort sind, an die Fremdartigkeit, und … und wir reisen noch weiter fort.«
Nur halb menschlich, schwamm die Seejungfrau unter Meeresspiegeln, die es nie gegeben
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