Flandry 1: Im Dienst der Erde
junger Mann erfüllt mich mit Stolz, ein denkendes Wesen zu sein. Was könnten unsere Spezies vereint nicht alles erreichen? Gute Jagd.«
Abrams brachte kein Wort hervor. Tränen, die er nicht zeigen wollte, schnürten ihm die Kehle zu. Er verbeugte sich und ging. An der Tür reihten sich zu beiden Seiten merseianische Wächter neben ihm ein.
Sterne drängten sich auf den Bildschirmen, gnadenlos hell vor der unendlichen Nacht. Das Raumboot wummerte vor Eile.
Flandry und Persis kehrten von ihrer Arbeit zurück. Sie hatte ihm Werkzeuge angereicht und Essen, alles getan, um seinem Wunsch zu entsprechen: »Füttere mich einfach und fächle mir Luft zu.« In einem formlosen Overall, das Haar unter einem Tuch und mit Schmierfett an der Nase wirkte sie irgendwie noch begehrenswerter denn je zuvor. Oder lag es nur daran, dass der Tod unaufhaltsam näher rückte?
Der merseianische Zerstörer hatte schon längst zum Stoppen aufgefordert, vor einem Zeitalter, als er nahe genug herangekommen war, um ein Hyperschwingungssignal zu senden. Flandry hatte sich geweigert. »Dann bereitet eure Seelen für den Gott vor«, hatte der merseianische Kommandant gesagt und die Verbindung beendet. Jeden Augenblick, jede Stunde war in dem Boot umhergekrochen, bis die Instrumente seine Anwesenheit herausschrien.
Persis packte Flandry bei der Hand. Ihre eigenen Finger waren kalt. »Ich verstehe nicht«, sagte sie mit dünner Stimme. »Du sagst, er verfolgt uns anhand unserer Kielwelle. Aber der Weltraum ist doch so groß. Warum können wir nicht unterlichtschnell werden, damit er uns verliert?«
»Dazu ist er zu nah«, erklärte Flandry. »Er war schon zu nah, als wir bemerkt haben, dass er uns auf der Spur ist. Wenn wir den Sekundärantrieb abstellen, weiß er recht gut, wo er nach uns suchen muss, und braucht nur ein relativ kleines Volumen Weltall abzutasten, bis er die Neutrinoemissionen unseres Kraftwerks ortet.«
»Könnten wir das nicht auch abstellen?«
»Dann wären wir binnen eines Tages tot. Es versorgt alle Bordanlagen mit Strom. Wir könnten wetten, ob wir zuerst erfrieren oder ersticken. Wenn wir mit Scheintodanlagen ausgestattet wären … Sind wir aber nicht. Wir haben kein Kriegsschiff, nicht einmal einen Erkunder. Nur das größte Rettungsboot mit Gig, das die Queen Maggy transportieren konnte.«
Sie gingen gemeinsam zum Kontrollraum. »Was wird geschehen?«, fragte Persis.
»Theoretisch, meinst du?« Flandry war dankbar, ein wenig reden zu können. Die Alternative hätte in dem gleichen Schweigen bestanden, das von außen gegen den Rumpf drückte. »Nun, hör zu. Wir reisen schneller als das Licht, weil wir sehr viele Quantensprünge pro Sekunde ausführen, ohne den dazwischen liegenden Raum zu durchqueren. Man könnte sagen, dass wir die meiste Zeit über gar nicht im wirklichen Universum sind, aber immer noch so oft, dass wir keinen Unterschied bemerken. Unser Freund muss seine Phase angleichen, das heißt, er muss seine Sprünge mit der gleichen Frequenz und dem gleichen Phasenwinkel ausführen wie wir. Dann sind beide Schiffe füreinander vollkommen stofflich, als bewegten sie sich unterlichtschnell, mit einem gewöhnlichen Gravitationsantrieb und mit einer echten Geschwindigkeit.«
»Aber du hast etwas über das Feld gesagt.«
»Ach, das. Nun, was uns zum Quantensprung verleitet, ist ein pulsierendes Kraftfeld, das vom Sekundärantrieb erzeugt wird. Das Feld umschließt uns und reicht eine bestimmte Entfernung in den Raum. Wie groß der Umkreis ist und wie viel Masse es beeinflusst, hängt von der Stärke des Generators ab. Ein großes Schiff kann längsseits zu einem kleineren gehen und es mit in sein Feld hüllen; dann schleppt es das kleinere Schiff mit einer daraus resultierenden Pseudogeschwindigkeit mit sich. Auf diese Weise führt man die meisten Kaper- und Enteraktionen aus. Ein Zerstörer ist im Vergleich mit uns aber nicht groß genug. Er muss uns so nahe kommen, dass unsere Felder überlappen. Andernfalls können seine Strahler und Werfer uns nichts anhaben.«
»Warum ändern wir dann nicht die Phase?«
»Genau das macht man in einem Gefecht auch. Ich bin mir sicher, unser Freund erwartet, dass wir das tun. Aber beide Schiffe können die Phase gleich schnell ändern, und das eine Schiff lässt seinen Computer das wahrscheinliche Muster der Manöver des anderen berechnen. Früher oder später sind beide wieder so lange in Phase, dass eine Waffe treffen kann. Wir sind längst nicht so gut
Weitere Kostenlose Bücher