Flandry 2: Höllenzirkus
geblieben sein. Sein Kopf schwenkte hin und her, als suche er etwas. Gewiss musste er ihn doch orten.
Der Roboter setzte Djana nach.
Flandry stieß einen Fluch aus und eilte zurück, um ihr zu helfen. Sie hatte einen guten Vorsprung, doch die Maschine war schneller, und wenn sie eine Grenzlinie überschritten hatte, konnte sie dann nicht auch die andere ignorieren?
Flandrys Stiefel knallten über den Stein. Auf den Sauerstoffmangel reagierte sein Gehirn mit Schwindelgefühl und schwarzen Flecken vor den Augen. Sein Abfangkurs brachte ihn näher an den Roboter. Er schoss. Der Strahl ging daneben. Flandry rannte noch schneller. Erneut feuerte er. Diesmal traf er.
Der Roboter wurde langsamer und schwenkte herum, als wolle er sich dem Gegner stellen, der gefährlich sein konnte, wandte sich wieder ab und nahm erneut die Verfolgung Djanas auf. Flandry hielt den Abzug gedrückt und hüllte ihn in eine Flamme. Das Mädchen überquerte die Grenze. Der Roboter blieb wie angewurzelt stehen.
Aber … aber …, stammelte es in Flandrys Schädel.
Der Roboter setzte sich in Bewegung und beschrieb eine Kehre zu Flandry. Er bewegte sich zögernd und schwankte leicht, nicht, als wäre er beschädigt – das konnte nicht sein –, sondern als sei er … verwirrt?
Ich sollte keinen Strahler schwingen, dachte Flandry aufgeregt. Bei meinen Umrissen müsste ich Schwert und Schild tragen.
Da erkannte er die Wahrheit.
Er nahm sich nicht die Zeit, sie zu überprüfen. Er wusste einfach, dass er auf das gleiche Feld musste, auf dem Djana stand. Ein Anthropoid mit Klinge und Scutum statt Händen konnte nicht sehr gut kriechen. Flandry ging auf allen vieren. Er huschte rückwärts. Die schlanke, hochgewachsene Gestalt schwankte ihm hinterher, wurde aber nicht schneller. Sein beschränkter Computer – ein künstliches Gehirn, das schwachsinnig war und monomanisch – konnte nicht entscheiden, was er darstellte und was gegen ihn unternommen werden musste.
Flandry überschritt die Linie. Der Roboter sank zu Boden.
Flandry erhob sich und eilte auf Djana zu. Sie war einige Meter entfernt zusammengebrochen. Er legte sich neben sie. Dunkelheit senkte sich über ihn.
Nach einigen Minuten, nachdem sein Lufterneuerer die Atmosphäre in seinem Anzug gereinigt hatte und seine stimulierten Zellen gierig den Sauerstoff tranken, hob sich die Dunkelheit wieder. Flandry setzte sich auf. Die Maschine, von der sie gehetzt worden waren, zog sich zur Mitte des benachbarten Feldes zurück, ein weiteres Glitzern auf der dunklen Ebene unter dem dunklen Himmel. Flandry blickte auf die Ladeanzeige seines Strahlers. Sie stand knapp über der Null. Er konnte die Waffe an dem Akkupaket aufladen, das er bei sich trug, doch seine Lebenserhaltungssysteme brauchten die Energie dringender.
Auch Djana regte sich wieder. Sie erhob sich halb, fiel ihm auf den Schoß und weinte. »Es hat keinen Sinn, Nicky. Wir schaffen es nicht. Sie bringen uns um. Und wenn wir an ihnen vorbeikommen, was finden wir dann? Einen Computer, der Mordmaschinen baut. Gehen wir zurück. Wir können auf dem gleichen Weg wieder zurückgehen. Oder etwa nicht? Und dann haben wir noch ein bisschen Zeit zusammen, solange wir leben …«
Flandry tröstete sie, bis die Kälte und Härte des Felsens, auf dem er saß, zu ihm durchdrang. Dann erhob er sich steif und half ihr auf. Seine Stimme klang auch in seinen eigenen Ohren distanziert und fremd. »Normalerweise würde ich dir zustimmen, Liebes; aber ich habe, glaube ich, begriffen, was hier los ist. An der Art, wie der Läufer sich benommen hat. Hast du es nicht bemerkt?«
»L-l-läufer?«
»Überleg mal. Wie der Springer, da bin ich mir sicher, greift der Läufer an, wenn das Feld, auf dem er steht, betreten wird. Ich würde sagen, das Ergebnis eines Zuges auf diesem Brett hängt vom Ausgang des Kampfes ab, der auf das Eindringen folgt. Ein Läufer kann offensiv nur diagonal ziehen. Und die Figuren sind so programmiert, immer nur gegen eine andere Figur auf einmal zu kämpfen; von bestimmten Sorten zumindest.« Flandry starrte in die Richtung, in der ihr verborgenes Ziel lag. »Ich könnte mir vorstellen, dass die Anthropoiden die Bauern sind. Ich frage mich, wieso? Vielleicht, weil sie die häufigsten Figuren sind und der Computer sich nach Menschen gesehnt hat?«
»Computer?« Djana schmiegte sich an ihn.
»So muss es sein. Wer sonst könnte dergleichen herstellen? Der Computer hat die Maschinenbaueinrichtungen benutzt, die ihm zur
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