Flandry 2: Höllenzirkus
Ohr.
»Ganz gewiss.« Er streichelte ihr über die Wange. »Alles im Orbit.«
»Und draußen?«
»Bombensicher.« Flandry richtete sich wieder auf. »Nur die Ruhe. Noch ein paar Minuten, und wir fangen an, wieder Fleisch auf deine hübschen Knochen zu bringen. Bis zu unserem Ausbruch dürftest du wieder ganz du selbst sein.«
Sie runzelte die Stirn, schüttelte verwirrt den Kopf und wollte sich aufsetzen. »Na, na, na, jetzt aber noch nicht«, sagte er und legte ihr die Hände auf die schmalen, nackten Schultern. »Ich verschreibe dir sehr viel Bettruhe. Wenn du wieder so kräftig bist, dass es dich langweilt, werde ich dafür sorgen, dass dir Spielfilme projiziert werden. Der Computer sagt, ein paar davon funktionieren noch. Sie müssten ganz interessant sein, so alt wie sie sind.«
Noch immer wehrte sie sich schwach. Die chemisch riechende Luft zog vorbei, in ihre Lungen und wieder heraus. Besorgnis überkam ihn. »Was ist denn los, Djana?«
»Ich … weiß nicht. Mir ist schwindelig …«
»Na, kein Wunder. Nach allem, was du durchgemacht hast.«
Kalte Finger packten seinen Arm. »Nicky. Dieser Mond. Ist er … etwas … wert?«
»Was?«
»Geld!«, zirpte sie wie ein Insekt. »Ist er Geld wert?«
Warum ist ihr das ausgerechnet jetzt so wichtig?, schoss es ihm durch den Kopf. Durch ihr Vorleben ist sie da wohl ziemlich fanatisch, und … »Ja, natürlich.«
»Bist du dir sicher?«, keuchte sie.
»Mein Schatz«, sagte er, »Leon Ammon muss sich ganz schön anstrengen, wenn er jetzt doch nicht einer der reichsten Männer im ganzen Imperium werden will.«
Djana verdrehte die Augen, bis Flandry nur noch das Weiße sah. In seinen Armen sackte sie zusammen.
»Ohnmächtig geworden«, brummte Flandry und ließ sie ins Bett sinken. Er richtete sich auf und kratzte sich am Kopf. »Computer, was hast du denn für medizinisches Wissen in deinen Datenbanken?«
Nachdem Djana nach einer Weile wieder zu sich gekommen war, schluchzte sie haltlos und wollte Flandry nicht sagen, wieso. Im Augenblick war sie eben der Hysterie so nahe, wie ihr Zustand gestattete. Der Computer fand ein Beruhigungsmittel, das Flandry ihr verabreichte.
Als sie das nächste Mal erwachte, war sie zumindest an der Oberfläche ruhig, zugleich aber ein wenig auf Distanz zu Flandry. Auf seine Bemerkungen antwortete sie so kurz angebunden, als wolle sie ihm klar machen, dass sie nicht zu reden wünsche. Nahrung allerdings nahm sie zu sich. Danach lag sie auf dem Rücken und starrte finster zur Decke, die Fäuste an den Seiten geballt. Er ließ sie allein.
In der folgenden Wache war sie schon fröhlicher und wurde allmählich wieder ganz die Alte.
Dennoch sahen sie sich nur wenig, bis sie wieder in den Raum starteten, um auf die zugewiesene Route zurückzukehren, welche auf Irumclaw endete, wo sie begonnen hatte. Djana hatte die meiste Zeit im Bett verbracht und sich von Robotern bedienen lassen, während sie wieder zu Kräften gekommen war. Flandry, der seine Energie früher zurückerlangt hatte, war ganz damit beschäftigt gewesen, die Angelegenheiten auf dem Mond wieder zu ordnen und die Reparatur der Jake zu überwachen. Diese Aufgabe wurde durch die Notwendigkeit kompliziert, dass keine Spur zurückbleiben durfte, die darauf hinwies, was wirklich geschehen war. Auf keinen Fall durften Flandrys Vorgesetzte damit beginnen, seine Logbucheinträge über eine Störung des Hyperantrieboszillators infrage zu stellen, die selbstständig zu beheben, ihn drei Wochen gekostet hatte.
Öde fiel Wieland achtern zurück, dann auch der mächtige Regin und der grelle Mimir; das Boot bewegte sich allein zwischen strahlenden Sternen. Flandry saß mit Djana im Cockpit, weil es die einzige Stelle war, an der man halbwegs bequem saß. Ausgeruht, gewaschen, enthaart, satt, nicht ganz nüchtern, in einem sauberen Overall, mit genug Atemluft und unter dem Zug eines konstanten terranischen g, unter sich das schwache Wummern der Maschinen, die ihn zu seinem Bestimmungsort trugen, zog er an der Zigarette, tätschelte Djana die Hand und grinste sie in ihrer frisch zurückgewonnenen Schönheit an. »Auftrag vollständig ausgeführt«, sagte er. »Ich erwarte von dir Dankbarkeitsbekundungen in der Art, auf die du dich am besten verstehst.«
»So, so«, schnurrte sie und fügte nach einem Augenblick hinzu: »Woran hast du es gemerkt, Nicky?«
»Hm?«
»Ich begreife noch immer nicht, was schiefgelaufen ist. Du hast es mir schon einmal erklärt, aber ich glaube,
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