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Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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ich war zu benommen.«
    »Eigentlich war es ganz einfach«, sagte er, nur allzu bereit, sich erneut über seine brillante Leistung zu verbreiten. »Nachdem ich erst einmal erkannt hatte, dass wir in einem Schachspiel stecken, leuchtete mir alles andere plötzlich ein. Zum Beispiel habe ich mich an die Funkmasten erinnert, die in der Wildnis errichtet worden sind. Ein unmögliches Vorhaben, solange die Bauroboter nicht von Angriffen verschont blieben. Deshalb blieb die Wildheit der umherstreifenden Maschinen auf ihresgleichen beschränkt. Verstehst du? Das war auch nur ein Spiel mit mehr möglichen Wendungen als Schach, weniger vorhersehbar sogar als das Zweikampfschach, das sich entwickelt hat, als das normale Spiel zu langweilig geworden war. In Abständen wurden neue Typen von Killermaschinen produziert und ausgeschickt, um zu sehen, wie sie sich gegen die älteren Modelle schlugen. Unser Boot und später wir wurden für solche Neuentwicklungen gehalten; die Roboter wussten nichts von Menschen, und weil auf Wieland Funk nur auf Sicht funktioniert, waren sie meist ohne Kontakt zum großen Rechner.«
    »Aber als wir um Hilfe riefen …«
    »Du meinst vom Gipfel Mount Maidens’? Nun, von den wilden Robotern konnte aus offensichtlichen Gründen keiner unser Signal auf dem Kanal verstehen, den sie benutzen. Und der Teil des Großcomputers, der auf dem Kanal seiner Kinder ›lauschte‹, filterte meine Stimme heraus, so wie du oder ich manchmal ein Geräusch nicht hören, weil wir uns auf etwas anderes konzentrieren. Bei so viel natürlichem Hintergrundrauschen ist das wirklich nicht überraschend.
    Die Masten wurden als Relais für die Roboter gebaut – für die hohen Frequenzen, auf denen die digitalen Nachrichten übertragen wurden –, sodass es kein Wunder ist, dass sie auf meine Rufe auf anderen Kanälen nicht reagiert haben. Der Computer war immer mit einem kleinen Teil seines Bewusstsein darauf gefasst, auf den Standardfrequenzen angefunkt zu werden. Er nahm aber an, dass die Menschen, wenn und falls sie zurückkehrten, genau aus dem Zenit absteigen und wie früher in der Nähe der Gebäude landen würden. Daher traf er keine Vorbereitungen, um Menschenfunk aus irgendeiner anderen Richtung aufzufangen.«
    Flandry paffte. Der Rauch kringelte sich über den Bildschirm, als wolle er ihn verhüllen. »Vielleicht hätte er es theoretisch tun sollen«, fuhr Flandry fort, »aber nach all den Jahrhunderten war das arme Ding mehr als nur ein bisschen übergeschnappt. Was es getan hat – erst das Schachspiel zu beginnen, dann zu modifizieren, schließlich Kämpfer herzustellen, die keinen Regeln gehorchten und am Ende das Ausmaß und die Abwandlungen ihrer Kämpfe immer weiter über den Mond auszuweiten –, das hat es getan, um nicht völlig den Verstand zu verlieren.«
    »Wie bitte?«, fragte Djana überrascht.
    »Aber selbstverständlich. Jemand mit solch einer Denkkapazität, der sich immer nur ums tägliche Einerlei kümmern kann, ohne neue Reize, Jahrzehnt für Jahrzehnt …« Flandry schauderte. »Brrr! Du solltest eigentlich wissen, was Reizentzug bei biologischen Sophonten anrichtet. Unser Computer hat sich davor gerettet, indem er etwas Kompliziertes, Unvorhersehbares schuf, das er beobachten konnte.« Er hielt inne und fügte hinzu: »Ich sehe von jedem Verweis auf den Schöpfer ab, an den du glaubst.«
    Und sofort bereute er seine letzten Worte, als Djana den Kopf zurückwarf und ihn anfuhr: »Ich möchte umfassend hören, was du jetzt an der Situation geändert hast.«
    »Ach, alles nur zum Besten, nur zum Besten«, antwortete er. »Nicht dass es schwer gewesen wäre. In dem Augenblick, in dem der Weiße König aufwachte, endete die Welt, von der er träumte.« Seine Metapher war zu hoch für sie, deshalb sagte er: »Der Computer ist ganz offensichtlich darauf erpicht, so bald wie möglich zum ursprünglichen Betrieb zurückzukehren. Wenn Bruder Ammons erstes Schiff hier ankommt, wird schon ein Vermögen an seltenen Metallen auf ihn warten.
    Ich finde durchaus, dass du moralisch dazu verpflichtet bist, mich für eine beträchtliche Prämie vorzuschlagen, die zu zahlen Ammon wiederum verpflichtet ist.«
    »Moralisch!« Die Bitterkeit eines Lebens, das ihr gestattet hatte, solche Fragen zu erwägen, überwältigte Djana. Flandry kam es jedoch so vor, als übertreibe sie, vielleicht, um eine Entschuldigung dafür zu haben, dass sie ihn so angriff. »Wer bist du denn, dass du glaubst, über Moral schwafeln zu

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