Flandry 2: Höllenzirkus
Roboter näherte sich aus dem Quadrat. Er war ungefähr menschengroß, und seine Haut funkelte golden. Prächtig schillerten seine großen Schwingen, die den Flügeln einer Fledermaus ähnelten, und die beiden langen, mit Huf und Sporn versehenen Beine, die ihn bei der Fortbewegung unterstützten. Der Körper war ein horizontales Fass mit einem Schwanz, um das Gleichgewicht zu halten, während vorn Hals und Kopf entsprangen. Mit den glotzenden optischen und den aufgerichteten Audiosensoren wirkte der Kopf, dessen Schnauze vielleicht den Computer enthielt und dessen Mähne aus aufgerichteten Antennen bestand, auf gespenstische Weise pferdeartig. Aus dem Vorderteil ragte, schwenkbar aufgehängt, eine Lanze.
»Den könnten wir eine Schaukelpferdfliege nennen, oder was meinst du?«, sagte Flandry. »Was die Schmausfliege angeht …« Doch sein klassisches Zitat war an Djana verschwendet.
Sie kreischte wieder auf, als der Roboter beschleunigte und mit langen Sprüngen auf sie zukam. Die Lanze hatte er zum Töten eingelegt.
IX
Djana war das Ziel. Sie war wie gelähmt. »Lauf!«, brüllte Flandry sie an und rannte dem Roboter entgegen, um ihn abzufangen. In seiner Hand blitzte der Strahler. Wo der Schuss einschlug, stoben Funken auf.
Djana nahm die Beine in die Hand. Der Roboter schwenkte herum und hetzte ihr nach. Flandry schenkte er keine Beachtung, und dessen Strahlerschüsse zeigten keinerlei erkennbare Wirkung.
Er muss gegen Energiestrahlen gepanzert sein – im Gegensatz zu den Biestern, denen wir bisher begegnet sind. Mit dem Daumen stellte er den Energieregler auf volle Leistung. Blendendes Feuer kaskadierte über die Metallgestalt. Ohne darauf zu achten, stürzte sie sich auf Flandrys waffenlose Gefährtin.
»Weich in meine Richtung aus!«, brüllte Flandry.
Djana hörte ihn und gehorchte. Die Lanze traf sie von hinten gegen den Lufttank. Sein dickes Metall durchschlug sie nicht – zum Glück, denn die dünnere Panzerung des Raumanzugs hätte ihr keinen Widerstand geboten. Der Aufprall riss Djana jedoch von den Beinen. Sie rollte herum, rappelte sich auf und rannte weiter. Flügel schlugen. Die Maschine beschrieb einen weiten Kreis, um Djana von vorn anzugreifen.
Der Roboter passierte Flandry, der in diesem Augenblick sprang. Seine Arme schlossen sich um den Hals des Pferdekopfes. Ein Bein schwang er über den Leib. Die Flügel flatterten hinter ihm.
Und dennoch griff die Stahlbestie nicht ihn an, sondern jagte noch immer Djana. Flandrys Masse bremste sie jedoch, brachte sie zum Stolpern. Er wand sich nach hinten und schoss in den rechten Flügel. Blech und eine Rippe flogen davon. Der Roboter ging manövrierunfähig zu Boden. Er bockte und warf sich hin und her. Irgendwie gelang es Flandry, sich festzuhalten. Durchgeschüttelt und halb betäubt hielt er die Strahlermündung einen Zentimeter vom Kopf des Dings entfernt und nahm den Finger nicht vom Abzug. Seine Helmscheibe verdunkelte sich vor dem grellen Leuchten. Hitze traf ihn wie zuschnappende Zähne.
Abrupt kehrte Stille ein. Flandry hatte sich zu einem lebenswichtigen Teil durchgebrannt und den Killer getötet.
Er breitete sich erschöpft über das Wrack und sog die glutofenheiße Luft in den Mund, war sich der schweißtriefenden Unterkleidung bewusst und der geschundenen pochenden Muskeln. Vage wurde ihm klar, dass er sich besser erheben sollte, doch erst als Djana zu ihm zurückkehrte, fühlte er sich dazu in der Lage.
Ein Schluck Wasser und eine Stimutab, die er sich durch die Futterluke schob, gaben ihm einen Teil seiner Kraft zurück. Er betrachtete die Maschine, die er vernichtet hatte, und dachte beiläufig, dass sie recht hübsch aussah. Wie ein Ritter aus einer Traumwelt … Fast von selbst hob sich sein Arm zur Ehrenbezeigung, und seine Stimme murmelte: »Ahoi! Ahoi! Schach!«
»Was?«, fragte Djana genauso schwach.
»Nichts.« Durch reine Willenskraft verdrängte Flandry die Schmerzen aus seinem Bewusstsein und das Zittern aus seinem Körper. »Gehen wir weiter.«
»J-j-ja.« Djana litt stärker unter ihrer Reaktion als er. Ihr Gesichtsausdruck wirkte völlig leer. Sie ging mit mechanischen Schritten davon, zurück in Richtung Berg.
Flandry packte sie an der Schulter. »Warte mal kurz! Wohin willst du?«
»Weg«, antwortete sie tonlos. »Bevor etwas anderes uns findet.«
»Und im Druckzelt sitzen – oder vielleicht sogar im Boot – und auf den Tod warten? Nein danke.« Flandry drehte sie um. Sie war viel zu
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