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Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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und die Kälte des Winters die Erosion und somit die Umverteilung der Landmassen. Die Tektonik musste mit rasender Geschwindigkeit vonstatten gehen; Erdbeben, Vulkanausbrüche, das Versinken alten Lands und das Erheben von neuem dürften in Relation zu geologischen Zeiträumen häufige Vorkommnisse sein.
    Flandry machte eine Bergkette aus, die etwa in der Mitte des Kontinents auf ganzer Breite über vierhundert Kilometer hinweg von Osten nach Westen verlief. Neben ihren Gipfeln nahm sich ein Himalaja zwergenhaft aus. Diese bestanden jedoch aus nacktem, schneefreiem Fels. Überall sonst waren die Erhebungen eher niedrig, abgerundet und abgeschliffen. Nördlich der Gebirgswand schien das Land aus Sumpf zu bestehen. Mannomann! Das heißt, im Winter wächst die Eiskappe bis zum fünfundvierzigsten Breitengrad! Die Gletscher zermahlen alles. Die Länder im Süden lagen in ausgedörrter Einsamkeit da, von Hurrikanen verwüstet. Im Hochsommer trockneten die Seen und Flüsse dort nicht einfach nur aus, sie verkochten, und um den Äquator herum wurde der Ozean zum biologischen Zaun. Gewiss wäre es faszinierend zu erforschen, inwiefern die Evolution auf der nördlichen und der südlichen Hemisphäre unterschiedliche Wege gegangen war.
    Außerhalb der sterilen Tropen war das Leben vor noch nicht allzu langer Zeit unfassbar reichhaltig gewesen. Ein Dschungel hatte die Zentralzone erstickt, und die Arktis war von niedrigen Pflanzen bedeckt gewesen. Nun forderte in vielen Landstrichen die jährliche Dürre ihren Zoll: Blätter verwelkten, Stängel zerbröckelten, Feuer verbreiteten sich rasend, und kahle schwarze Flecken der Trockenheit und des Zerfalls entstanden. Doch andere Distrikte, insbesondere die küstennahen, erhielten noch ausreichend Regen. Gewaltige Herden von Weidetieren waren auf dem offenen Land zu sehen; Flugtiere bevölkerten die Luft, und in den Küstengewässern wimmelte es von Wasserpflanzen und Seetieren. Die meisten Inseln blieben ähnlich fruchtbar.
    Die vorherrschende Farbe der Vegetation war Blau in tausend Tönen – das Photosynthesepigment war kein Chlorophyll, doch wahrscheinlich ein enger chemischer Verwandter –, aber man sah auch die erwarteten Brauns, Rots, Gelbs sowie unerwartete und brennendes Heimweh verursachende Tüpfel von Grün.
    Im Abstieg überquerte das Schiff die Nachthalbkugel. Flandry setzte Restlichtverstärker und Infrarotsensoren ein, um seine Beobachtungen fortzuführen. Sie bestätigten die Eindrücke, die er bei Tag erhalten hatte.
    Dann kehrte das Schiff in niedriger Höhe wieder unter die unsichtbare Sonne zurück und bereitete sich auf das Aufsetzen vor. Sie befanden sich in etwa auf dem vierzigsten Breitengrad, und im Norden machten die kleineren Vertreter der gigantischen Bergkette ihren Vorgebirgen Platz. Flandry entdeckte in der Umgebung einen Vulkan, der den Himmel mit Rauch befleckte. Ein Fluss entsprang dort und strömte in Katarakten durch Schluchten, bis er auf den bewaldeten Ebenen weiter südlich breit und sanft wurde. Das diffuse Licht ließ ihn stumpf wie Blei glitzern, während er seinem Weg durch die azurnen Lande folgte. Am Ende mündete er in eine kilometerweite Bucht.
    Die grünlichgraue See war längs der Küste oft von der Brandung schaumig weiß geschlagen. Die Gezeitenkraft von Siekh glich im Sommer annähernd der von Luna und Sol auf Terra, und die Meeresströmungen fielen entsprechend stark aus. Auf einige Entfernung landeinwärts wurde getrockneter, aufgeplatzter und von Salz durchstreifter Schlamm nur von einigen wenigen zähen Pflanzenarten aufgelockert, die sich ihm angepasst hatten.
    A-ha, überlegte Flandry. Im Frühling schmelzen die Polkappen. Die Meereshöhe steigt um viele Meter. Die Stürme werden wirklich stark; sie und zunehmende Gezeiten treiben die Wellen immer weiter landeinwärts, bis sie sich mit den Fluten vereinen, die von den Bergen herunterlaufen … Und Djana glaubt an einen Gott, der einen Dreck darum gibt?
    Oder sollte ich sagen, einen Segen?
    Er rieb sich die Wange und beobachtete, mit welch außerordentlicher Genauigkeit die Nerven Druck, Oberflächenstruktur, Wärme, Ort und Bewegung erfassten. Nun, dachte er, ich muss schon zugeben, wenn irgend jemand für meine Existenz verantwortlich war, dann hat er sie mit einigen edlen Freuden ausgestattet. Trotz allem pochte ihm vor Furcht das Herz, und sein Mund war wie ausgetrocknet. Er wird sie mir doch nicht nehmen wollen, oder? Jetzt noch nicht! Später, wenn ich alt bin, wenn

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