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Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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und Aktenschränken. Obwohl er und Morioch Sonne-im-Auge saßen, benutzten sie dazu nur Füße und Schwanz, was für einen Menschen aussah, als hätten sie sich zum Sprung geduckt. Das und ihre Größe, denn sie waren selbst für Wilwidh-Merseianer groß, dazu ihr schwacher, aber durchdringender Körpergeruch und der grollende Bass ihrer Stimme, die stoßartigen Gutturallaute, erzeugten in Djana den Eindruck von Wut, die sich jederzeit in einem Gemetzel entladen konnte. Sie sah, dass Flandry sich Sorgen machte, und umfasste seine Hand mit der kühlen Feuchtigkeit ihrer Finger. Er reagierte nicht auf sie; starr vor den Merseianern stehend hörte er zu.
    »Vielleicht könnte der Datholch über die Angelegenheit falsch informiert worden sein«, sagte Morioch mit angestrengter Höflichkeit. Flandry wusste nicht, was der Titel bedeutete – und merseianische Rangbezeichnungen waren subtil und variabel –, doch es musste sich um eine hohe Stellung handeln, denn die Form der Anrede war die aristokratisch-ehrerbietige.
    »Ich werde allem, was der Qanryf zu sagen wünscht, Beachtung schenken«, entgegnete Ydwyr ebenso angespannt, doch mit einer lediglich höflichen verbalen Konstruktion. Flandry hatte Morioch den Qanryf (der erste Buchstabe stand mehr oder weniger für ein k, auf das ein weicher th- Laut wie im englischen the folgte) schon am Rangabzeichen seiner schwarzen Uniform angesehen, einem silbernen Kreuz mit diagonal gekreuzten Balken; den Begriff hatte er jedoch noch nicht oft gehört. Morioch war der Kommandeur der Basis oder zumindest ihres militärischen Teils, doch die Basis war klein.
    Stämmig gebaut, mit harten Zügen, unvereinbar mit den Büchern und Datenträgerkästen auf den Regalen, die jeden verfügbaren Quadratzentimeter Wandfläche in Anspruch nahmen, erklärte er: »Es hat sich hier nicht um die Gefangennahme eines Patrouillenpiloten gehandelt, der zufällig vorbeigekommen ist. Die Frau allein sollte … dem Datholch das bereits fraglos zeigen. Doch ich wollte den Datholch nicht in seiner Arbeit stören, indem ich von der meinen zu ihm sprach. Und da es geheim ist, ist es umso besser, je weniger davon erfahren. Richtig?«
    Den Befehlshaber hatten keine Wächter begleitet; sie warteten hinter den Vorhängen des überwölbten Torwegs, die nicht schalldicht genug waren, um einen Hilfeschrei zu schlucken, und auf der anderen Seite, durch ein Fenster gesehen, lauerte Talwins tödlicher Sommer. Blauschwarz und gewaltig türmte sich eine Gewitterwolke über der Palisade auf, wo die Banner der Vachs und Regionen, die auf der Welt vertreten waren, an ihren Flaggenstöcken zerrten.
    Ydwyr presste die Lippen aufeinander. »Mir hätte man es anvertrauen können«, sagte er. Flandry glaubte nicht, dass aus seinen Worten nur verletzte Eitelkeit sprach. War ein Privileg verletzt worden? Was war Ydwyr?
    Er trug eine graue Robe ohne Embleme; an der Schärpe hing nur eine Gürteltasche. Er war größer als Morioch, aber schlanker und runzlig; er alterte. Als die Menschen auf seinen Befehl hin aus ihren Quartieren zu ihm geschafft worden waren, nachdem er von ihrer Ankunft erfahren hatte, hatte er zuerst leise gesprochen. Kaum widersetzte sich ihm der Kommandeur auch nur im Mindesten, da hatte er sich versteift, und ihm war deutlich anzusehen gewesen, dass er Macht gewohnt war.
    Morioch stellte sich ihm beherzt entgegnen. »Das bedarf keiner eigenen Erwähnung«, sagte er. »Ich darf hoffen, der Datholch akzeptiert, dass ich keinen Grund gesehen habe, ihn mit Angelegenheiten zu behelligen, die nicht mit seinen hiesigen Aufgaben zusammenhängen.«
    »Kennt der Qanryf denn jede erdenkliche Grenze meiner Aufgaben?«
    »Nein … aber wie auch immer …« Erschüttert, aber schneidig kehrte Morioch auf die formelle Ebene zurück. »Darf ich dem Datholch alles erklären?«
    Ydwyr bedeutete ihm fortzufahren. Morioch atmete tief durch und begann:
    »Als die Brythioch vor all den Monaten hier stoppte, lieferte ihr Erster Nachrichtenoffizier mir einen Bericht, der damals nicht sonderlich interessant erschien. Sie werden sich erinnern, dass sie auf Irumclaw gewesen war, dem terranischen Grenzposten. Dort war ein Mei – ich habe seinen Namen in den Akten, aber ich erinnere mich nicht daran – einem Aufklärungspiloten begegnet, den er von früher kannte. Der Pilot, der Mann, der hier vor Ihnen steht, unternahm als Teil seiner Ausbildung im terranischen Nachrichtenkorps Patrouilleneinsätze. Normalerweise wäre daran nichts

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