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Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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besaßen einen, der manchmal ungestüm sein konnte, manchmal grausam, oft unverständlich für Menschen. Flandry seinerseits hatte viele Merseianer verwirrt, als er ihren Planeten besucht hatte; selbst nachdem er einen Witz in ihre Begriffe umgesetzt hatte, sahen sie nicht, wieso es komisch sein sollte, wenn beim Abendessen einer der Speisenden Bon appétit sagte und der andere mit Ginsberg antwortete.
    Sicher. Sie sind unterschiedliche Charaktere, genauso wie wir. Mein Leben könnte von der Persönlichkeit des Kommandeurs da unten abhängen. Werde ich in der Lage sein, jede Chance zu erkennen, die er mir vielleicht gibt?
    Er versuchte, den Merseianer auszuhorchen, wurde jedoch bald unter dem Vorwand von Arbeit mit dem mundfaulen Mannschaftsdienstgrad allein gelassen, der an der Tür auf dem Schwanz saß.
    Die Aussicht lenkte Flandry ein wenig von seinen Sorgen ab. Er konnte visuelle Fingerzeige entdecken, für die ein Laie kein Auge hatte, herausfinden, was sie bedeuten, und auf die übergeordneten Zusammenhänge schlussfolgern.
    Talwin besaß keinen Mond – vielleicht war es einmal anders gewesen; jetzt besaß er jedenfalls keinen mehr, nachdem der Invasorenstern das System so gut wie vernichtet hatte. Flandry sah die beiden Relaissatelliten auf Positionen funkeln, die darauf hindeuteten, dass sie zu einem Dreigespann auf synchronen Kreisbahnen gehörten. Wenn die Merseianer nicht mehr installiert hatten, musste die Basis sehr schlicht gehalten sein, eine Station, wie man sie am Ende eines langen Kommunikationswegs erwarten würde: ein Ausguck, ein Depot, ein Sammelpunkt für Berichte von Agenten auf Grenzplaneten wie Rax.
    Von ihren jeweiligen Agentenführern abgesehen würden diese weder Siekhs Koordinaten kennen noch von seiner Existenz auch nur ahnen. Sie hätten im Hinterland Kuriertorpedos verborgen, deren Bestimmungsort voreingestellt war, ohne dass sich ihnen irgendein Hinweis auf dieses Ziel entnehmen ließ. Nachschub wäre ein größeres Problem und nur durch Schmuggel zu bewerkstelligen, aber nicht übermäßig schwierig, wo die terranische Überwachung an Personalmangel litt und lax war. Das Überbringen neuer Befehle an die Agenten war kinderleicht; wer achtete schon darauf, welche Post Rax erhielt und wer seinen Drogenladen aufsuchte?
    Der Wert von Talwin war offensichtlich. Von seinen Überwachungsmöglichkeiten abgesehen gestattete der Planet engeren Kontakt zu Spionen, als anderweitig möglich gewesen wäre. Flandry fragte sich, ob sein eigenes Korps ähnliche Basen in Richtung auf das Roidhunat besaß. Wahrscheinlich nicht, sagte er sich. Die Merseianer waren viel zu wachsam, die menschliche Regierung zu träge und die reicheren Bürger zu unwillig, um die Kosten für entschiedenes Handeln zu tragen.
    Flandry schüttelte sich, als wolle er Befangenheit und Melancholie körperlich von sich schleudern, und konzentrierte sich auf das, was er sah.
    Nachdem die Anmarschfreigabe erteilt und der Landekurs berechnet worden war, trat der Zerstörer in eine Spiralbahn ein, die ihn um den ganzen Planeten herumführte. Vermutlich war die Bahn so gelegt, um Stürmen auszuweichen. Kühlere Luft, die von den Polen zum Äquator strömte, musste den Sommer in eine ›Monsunzeit‹ verwandeln. Unter Beachtung der einfallenden Sonnenenergie, des Luftdrucks (der Tryntafs Bemerkung zufolge um zwanzig Prozent über dem terranischen lag) und der Rotationsperiode (ein wenig über achtzehn Stunden, hatte er gesagt) wurde das Wetter auf Talwin mit Sicherheit heftiger als je auf der Heimatwelt, und ein langes, dünnes, massives Objekt wie ein Zerstörer war für den Wind verwundbarer, als man gemeinhin glaubte.
    Der Wasserdampf stieg hoch auf, bevor er sich zu Wolken kondensierte. Während sie unterhalb dieser obersten Schichten die Taghälfte überquerten, erhielt Flandry einen weiten Ausblick.
    Eine Winzigkeit kleiner (Äquatordurchmesser 0,97) und weniger dicht als Terra besaß Talwin in dieser Hemisphäre nur einen Kontinent, der annähernd wie ein Keil geformt war und von der Nordpolarregion ausgehend mit dem schmalen Ende beinahe den Äquator erreichte. Ansonsten fanden sich viele Inseln. Obschon zahlreich, waren sie in der Hauptsache sehr dünn verteilt.
    Flandry vermutete, dass die Bildung und das Abschmelzen riesiger Eiskappen während des Jahres, das doppelt so lange dauerte wie auf Terra, das isostatische Gleichgewicht störte. In gleicher Weise beschleunigten die Fluten und gewaltigen Regengewitter des Sommers

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