Flandry 2: Höllenzirkus
haben Sie sonst noch geehrt?«
Tryntaf bedachte ihn mit einem scharfen Blick.
Verdammt, schon wieder nicht daran gedacht!, durchfuhr es Flandry. Immer dafür sorgen, dass der Gegner einen unterschätzt.
»Mich überrascht Ihre Kenntnis unserer Geschichte aus der Zeit vor dem Roidhunat, Lieutenant«, sagte der Merseianer. »Doch wenn man bedenkt, dass unsere Vorpostenschiffe den Befehl erhielten, nach einem terranischen Aufklärungsboot Ausschau zu halten, muss der Pilot natürlich von besonderem Interesse sein.«
»Nun ja«, entgegnete Flandry bescheiden.
»Um Ihre Frage zu beantworten, hat dieses System nur wenige Himmelskörper, die es verdienen, dass man sie benennt. Schwarmweise Asteroiden, ja, aber nur vier echte Planeten, wobei man beim kleinsten davon ausgeht, es handele sich um einen entkommenen Trabanten. Die Umlaufbahnen sind stark asymmetrisch und exzentrisch. Unsere Astronomen gehen davon aus, dass früh im Leben dieses Systems ein anderer Stern hindurchgezogen ist und das normale Gefüge für immer durcheinander gebracht hat.«
Flandry musterte die Welt, die vor ihm anwuchs. Das Schiff hatte von Hyperantrieb auf Sublicht unter Grav geschaltet – mit so wenigen Sekundenkilometern, dass die Gegenwart zahlreicher Meteoriten als erwiesen anzusehen war. (Für ein Schiff stellten sie kein Risiko dar, denn es konnte sie früh genug orten, um ihnen auszuweichen, oder es konnte sie einfach von einem Kraftfeld abprallen lassen, doch gefährdeten sie die Karriere eines Kommandanten, der auf solch ungeschliffene Art Energie vergeudete.) Talwins blendend weiße Sichel, die am Rand unscharf wurde, wies darauf hin, dass er wie Venus vollkommen von Wolken bedeckt war. Diese Wolke war jedoch nicht vollkommen nichtssagend; rote Flecken und Bänder waren zu sehen.
»Sieht nicht gerade vielversprechend aus«, bemerkte Flandry. »Sind wir nicht schon viel zu nahe an der Sonne?«
»Der Planet schon«, sagte Tryntaf. »Im Moment herrscht auf der ganzen Welt Spätsommer; sie weist kaum eine Achsneigung auf, und die Temperaturen sind grimmig. Ich empfehle leichte Kleidung, bevor Sie von Bord gehen, Lieutenant! Im Perihel nähert sich Talwin Siekh auf null Komma acht sieben Astronomische Einheiten; das Aphel liegt bei vollen zwo Komma sechs zwo A.U.«
Flandry stieß einen leisen Pfiff aus. »Soweit ich mich erinnern kann, habe ich noch von keiner Planetenbahn gehört, die so exzentrisch wäre. Ah … gut das Anderthalbfache, richtig?« Er sah eine Gelegenheit, als nicht so besonders begabt zu erscheinen. »Wie überleben Sie das? Ich meine, eine hübsch große Achsneigung würde wenigstens eine Hemisphäre vor den schlimmsten Extremen schützen. Aber auf dieser Welt … nun, wenn sie Leben trägt, muss es völlig anders sein, als wir es kennen.«
»Falsch«, lautete Tryntafs vorhersehbare Antwort. »Atmosphäre und Hydrosphäre mildern das Klima bis zu einem gewissen Grad; ebenso der Ort. Diese roten Streifen und Flecken, die Sie sehen, sind biologischen Ursprungs und bestehen aus Sporen, die in die oberste Luftschicht getragen werden. Durch Photosynthese entsteht eine atembare Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre.«
»Äh … und Krankheiten?« Nein, warte, jetzt benimmst du dich zu dumm. Sicher, was ein Merseianer verträgt, muss für einen Menschen nicht ebenfalls ungefährlich sein. In unserer Biochemie gleichen wir uns zwar außergewöhnlich stark, aber trotzdem gibt es weniger Mikroorganismen, die uns beiden gefährlich werden können, als bei uns und unseren Haustieren. Gleichzeitig wird eine Welt, die so fremd ist wie Talwin, nichts hervorbringen, das uns befallen kann … zumindest nichts, was ein Syndrom hervorrufen könnte, mit dem die moderne Medizin nicht mühelos fertig werden würde. Tryntaf weiß, dass mir so viel klar sein sollte. Der Gedanke war Flandry während eines Sekundenbruchteils durch den Kopf geschossen. »Allergene und andere Gifte, meine ich.«
»Einige. Sie verursachen jedoch keine ernsthaften Schwierigkeiten. Die Bioform ähnelt grundsätzlich unserer, L-Aminoproteine in wässriger Lösung. Abweichungen sind natürlich ziemlich regelmäßig. Sie oder ich könnten allerdings eine Weile von einheimischer Nahrung überleben, wenn wir sie sorgsam aussuchen. Über einen längeren Zeitraum bräuchten wir aber Nahrungsergänzungsstoffe. Für Notfälle sind entsprechende Präparate vorbereitet worden.«
Flandry kam zu dem Schluss, dass Tryntaf jeder Sinn für Humor abging. Die meisten Merseianer
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