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Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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nahe.
    Auf einem zentralen Platz, wo die Alten in der Feuergrube ein Gemeinschaftsmahl zubereiteten, wies G’ung den Merseianern einige Bänke an. »Ich spreche mit den Leuten«, sagte er. »Am Ende des Tages werdet ihr uns hier empfangen, und wir teilen unser Selbst über die Angelegenheit, die ihr ersehnt. Aber zuerst sagt mir eines: Wären die Ruadrath mit eurem Plan einverstanden?«
    »Ich versichere dir, dass die Ruadrath nichts einzuwenden hätten«, sagte Cnif.
    Nach allem, was ich gelesen habe, dachte Flandry, bin ich mir nicht ganz sicher, ob das stimmt.
    »Ich habe einen Ruad gesehen – glaube ich –, als ich klein war und der Frühling früh hereingebrochen ist«, sagte eine alte Frau. »Dass ihr sie jedes Jahr seht …« Kopfschüttelnd ging sie davon.
    Mit Cnifs Einwilligung spähte Flandry in ein Haus am Platz. Er sah einen Lehmfußboden, eine Kochstelle mit Rauchabzug und auf beiden Seiten Estraden mit Regalen. An den Wänden und in den kunstvoll beschnitzten Balken leuchteten bunte nichtmenschliche Bildnisse und Muster. In einer Ecke stand ein beladenes Traggestell, bereit, fortgebracht zu werden. Von den Deckenbalken hingen, mit ausgeklügelten Sicherungen gegen Tiere geschützt, getrocknetes Obst und gepökeltes Fleisch, obwohl die Domrath nur selten Fleisch aßen. Ein Mann saß am Boden und reinigte und schmierte sorgfältig Bronzewerkzeuge, Messer, Schalen, ein Beil und eine Säge. Seine Frau leitete die Kinder an, den einzelnen großen Raum zu säubern, während sie die Estraden mit frischen Strohmatten auslegte.
    Flandry grüßte die Familie. »Soll das alles zurückbleiben?«, fragte er. Ihm kam es so vor, als sei das kein geringer Besitz für solch ärmliche Wilde.
    »Wie es rechtens ist, was sonst?«, antwortete der Mann, ohne in der Arbeit innezuhalten oder zu bemerken, dass Flandry kein Merseianer war. In seinen Augen waren die Unterschiede vermutlich vernachlässigbar. »Das Metall stammt ebenso wie dieses Haus von den Ruadrath. Für ihren Gebrauch zahlen wir, auf dass sie mit uns zufrieden sind, wenn sie aus dem Meer kommen.« Nun unterbrach er seine Arbeit und machte ein Zeichen, das vielleicht Unheil abwehren sollte, vielleicht aber auch Ehrerbietung bedeutete oder beides oder nichts davon, aber ganz gewiss das allgemeine Gefühl eines Sterblichen widerspiegelte, der dem Unbekannten gegenübersteht. »So lautet das Gesetz, nach dem unsere Vorfahren lebten, während andere starben. Tchch ra’a.«
    Ruadrath: Alben, Götter, Wintergeister.

 
XIV
     
     
    Während die Wochen von Flandrys Abwesenheit verstrichen, schien für Djana die eigene Existenz einen immer unwirklicheren Charakter anzunehmen. Oder war es vielleicht vielmehr so, dass sie allmählich zu einer höheren Wahrheit vordrang, welche die Winde außerhalb der Basis zum Verstummen brachte und die Wände ringsum schattenhaft werden ließ?
    Nicht dass sie in diesen Begriffen darüber nachdachte, es sei denn vielleicht, wenn der Magier sie mit einem Zauber bestrickte. Sonst nämlich lebte sie in Alltäglichkeit. Sie wachte in der Kammer auf, die Flandry mit ihr geteilt hatte. Aus Gewohnheit machte sie sich nach der Morgengymnastik zurecht, denn bis vor kurzem noch war sie auf das Aussehen ihres Körpers angewiesen gewesen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. In der Messe stand sie respektvoll am Rand, wenn die Merseianer ihre kurzen Rituale durchführten, die religiöser, familiärer und patriotischer Natur waren; eigenartig beeindruckend und anrührend waren sie, diese großen Leiber mit den tiefen Stimmen, der blanke Stahl und die schnarrenden Trommeln. Danach gesellte sie sich zu ihnen, um Schrotbrot, rohes Gemüse und Käse aus Gwydh- Milch zu essen und den von Terra stammenden Tee zu trinken, der im gesamten Roidhunat angebaut wurde. Darauf folgten Lernen, Gespräche, manchmal eine Vernehmung zu einem speziellen Thema, manchmal Entspannung; ein bescheidenes Mittagessen; ein Mittagsschlaf trotz ihrer zirkadianen menschlichen Rhythmik; weitere Lernstunden bis zum Abendessen mit Fleisch und Bier. (Da Merseia mit ungefähr der halben Geschwindigkeit rotierte wie Talwin, war bereits eine Nacht über das Land gezogen.) Danach gab es vielleicht noch ein weiteres Gespräch oder Djana besuchte ein Konzert, die Aufzeichnung einer Unterhaltungssendung oder eine Amateuraufführung von etwas Traditionellem; manchmal zog sie sich auch mit einem Medienträger allein zurück. Wie auch immer, sie ging früh zu Bett.
    Gespräche

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